Allrad für alle Fälle

von Gernot Zenz

Spätestens mit dem Aufkommen der SUV ist der Allradantrieb im automobilen Alltag angekommen. Technisch gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den Systemen.

Grob kann man zwischen permenantem, manuell zuschaltbarem und automatisch zuschaltbarem Allradantrieb unterscheiden. Welche Art verwendet wird, hängt in erster Linie von der Art des Fahrzeuges und dessen Einsatzgebiet ab. In modernen Geländewägen wird meist ein permanenter Allradantrieb, üblicherweise mit Getriebeuntersetzung und Differenzialsperre eingesetzt. Die Untersetzung ist im Prinzip ein Zweigangetriebe, das die Gänge des Autos noch einmal teilt. In eine kurze Übersetzung für das Gelände, also mehr Kraft, dafür weniger Geschwindigkeit sowie einer langen für den Straßeneinsatz.

Echte Geländeautos haben auch eine Differnzialsperre. Mit ihr werden Vorder- und Hinterachse starr miteinander verbunden. Auf allen Rädern wirkt also dieselbe Kraft. Sobald auch nur ein Rad Grip hat, kann die Fahrt im schweren Gelände schon weitergehen. Der “Klassiker” bei den Allradantrieben ist wohl der manuell zuschaltbare Allradantrieb mit Getriebeuntersetzung. Er kommt vor allem bei älteren Geländeautos oder bei großen Allradfahrzeugen im gewerblichen Bereich zum Einsatz. Bei ihm werden normalerweise nur die Hinterräder angetrieben und bei Bedarf kann mit der Hand auf Allrad umgeschaltet werden.

Sicherheit und Fahrdynamik

Nicht nur im Gelände, auch auf ganz normalen Straßen kann ein Allradantrieb ein großer Vorteil sein. Es geht um Sicherheit und Fahrdynamik. Vor allem im Kurvenverhalten ist ein mit Vierradantrieb ausgestattetes Fahrzeug konventionellen Antreiben überlegen, ebenso bei der Beschleunigung. Deshalb haben viele SUV automatisch zuschaltbare Allradantriebe. Diese Fahrzeuge sind oft im Zweiradbetrieb unterwegs und nur wenn es notwendig ist, schaltet sich der Allrad ohne Zutun des Fahrers (und meist auch ohne, dass er es merkt), ein. Deshalb wird auch hier  oft von “permanentem Allradantrieb” gesprochen, obwohl er technisch gesehen gar keiner ist. Die  Konzepte dafür sind unterschiedlich.

Entweder wird bei Bedarf einfach die zweite Achse zugeschaltet oder bei komplexeren Lösungen jedes Rad einzeln angesteuert und die Kraft genau dorthin geschickt, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Dafür ist natürlich eine aufwendige Sensorik notwendig. Deshalb findet man solche Lösungen nur bei höherpreisigen Modellen. Eine Sonderform des Allradantriebs ermöglicht die Elektromobilität. Durch Einsatz von Radnabenmotoren hat jedes Rad seinen eigenen Motor, was ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Wobei: so neu ist das Konzept nicht. Es wurde um 1900 erstmals von Ferdinand Porsche im sogenannten Lohner-Porsche verwirklicht. Manche Ideen brauchen eben etwas länger.

Beitragsbild: Grafvision – stock.adobe.com

 

 

 

 

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