Mehr Milch an den Schulen!

von NEUES LAND

Eine Studie liefert alarmierende Fakten zum Weltschulmilchtag. Die Zahl der Schulmilch-Abnehmer hat sich in den letzten Jahren mehr als halbiert, die süße Konkurrenz aus den Automaten ist damit trotz aller Bedenken am Vormarsch.

Landwirt Christoph Krenn aus Raabau bei Feldbach stapelt gerade einige Kisten mit frischer Schulmilch im Foyer einer regionalen Volksschule. Der 35-jährige ist besorgt: Vis-a-vis wurde nämlich mit Schulbeginn ein neuer Automat, gefüllt Limonaden und Erfrischungsgetränken, aufgestellt. „Das erschwert uns die Situation enorm. Waren Milch und Kakao vor 20 Jahren noch die Nummer eins in der großen Pause, so greifen Kinder es jetzt oft nur noch zu Coke und Co“, klagt der Direktvermarkter.

Viel Optimismus geht gerade nicht um

Das bestätigt auch eine aktuelle Studie der Universität Wien. Hat im Schuljahr 2010/2011 noch die Hälfte aller Pflichtschüler zum bäuerlichen Erfrischungsgetränk gegriffen, so sind es dieses Jahr nur noch 23 Prozent aller Volks- und Hauptschüler im Land, die dem Milchpackerl treu geblieben sind. Zum diesjährigen Weltschulmilchtag, der am 26. September begangen worden ist, geht also nicht gerade viel Optimismus um.

Werbung als Problem

„Das Problem beginnt schon mit der Werbung“, weiß der Sprecher der steirischen Schulmilcherzeuger, Hermann Madl aus Seckau. „Kinder bekommen in der Werbung vermittelt, wie cool gewisse Getränke und Energydrinks sind. Auch welche Leistung man dadurch erzielen könne. Ich schätze das heimische Schulmilchprogramm der AMA sehr, trotzdem müsste die Regierung hier noch mehr Geld in Sachen Aufklärungsarbeit investieren. Zudem schrumpft die Zahl der Schüler im regionalen Raum stetig“, so der Bauer. Trotz aller Arbeit am Hof findet er immer noch Zeit um jetzt zu Schulbeginn selbst in die Klassenzimmer zu gehen und den Kindern bäuerliche Produkte ans Herz zu legen.

Organisation fehlt

Viel Fingerspitzengefühl und Zeit würden, klagen viele, zudem in Schulen benötigt, um das System der Abwicklung auch logistisch umsetzen zu können. Und das von der Bestellungsaufnahme, bis zur Zuteilung und Abrechnung. Was früher vom jeweiligen Klassenlehrer durchgeführt werden konnte, finde jetzt oft nur noch den letzten Weg über den Schulwart.

„Pädagoginnen und Pädagogen müssen sich durch neue Unterrichtssysteme und Bildungsaufträge um so viele andere Dinge kümmern. Für so etwas bleibt dann oft keine Zeit mehr“, weiß Schulmilchbäuerin Sabine Wurzinger aus Fehring. Hier scheitert es dann nicht am Kind, sondern am System. Doch aufgeben möchten die drei genannten Schulmilchbauern nicht – hat man einmal Milch für die Kleinsten produziert, sieht man das als eine Art Lebensverpflichtung. „Wir kämpfen weiter, denn Schulmilch hat derzeit im wahrsten Sinne des Wortes zu wenig Klasse“, so Wurzinger.

Geschichte der Schulmilch

In Österreich wurde die Schulmilch-Aktion im Jahr 1930 ins Leben gerufen. Nach 1945 unterstützte das Sozialministerium, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen und schließlich der Milchwirtschaftsfonds und die Österreichische Milch Informationsgesellschaft die Versorgung der Kinder mit Schulmilchprodukten. Seit 1995 beteiligt sich Österreich am Europäischen Schulmilchprogramm. Die EU-Schulmilchbeihilfe wird für die verbilligte Abgabe von Milch und bestimmten Milcherzeugnissen an Kinder in Kindergärten, Primär- und Sekundarschulen sowie vorschulischen Einrichtungen gewährt.

Beitragsbild: Christian Schwier – stock.adobe.com

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