Im Interview: Hans Loibner

von Karlheinz Lind

Hans Loibner, Biomilchbauer und Vorstandsmitglied der Berglandmilch, über das Comeback der Mehrweg-Flasche, Nachhaltigkeit, mehr Wertschöpfung und Innovationen.

NEUES LAND: Nach rund 20 Jahren wird in diesen Tagen erstmals wieder Milch in Mehrweg-Glasflaschen abgefüllt und im Handel angeboten. Warum hat sich die Berglandmilch zu diesem Schritt entschieden?

Hans Loibner: Wir haben festgestellt, dass Natürlichkeit, Geschmack und Nachhaltigkeit für unsere Konsumentinnen und Konsumenten von steigender Relevanz sind. Mit unserer Schärdinger Berghof Milch in der Glasflasche können wir all diese positiven Eigenschaften vereinen. Mit der Umstellung der Glasflasche auf ein Mehrwegsystem gehen wir hier noch einen wichtigen Schritt weiter in Richtung Nachhaltigkeit. Eine einzige Mehrweg-Flasche ersetzt dadurch elf Einweg-Glasflaschen – damit brauchen wir für die gleiche Menge an Verpackungen nur einen Bruchteil an Ressourcen.

Innovationen

NL: Wo sehen Sie dabei die größten Vorteile für Molkerei und Milchbauern? Was erhofft man sich dadurch?

Loibner: Als genossenschaftliches Unternehmen ist es unsere Aufgabe, Wertschöpfung auf die Höfe unserer Eigentümerinnen und Eigentümer zu bringen. Unter anderem schaffen wir das durch die Einführung von Innovationen. Die Investition in die Schärdinger Berghof Milch in die Mehrwegglasflasche war hier ein mutiger aber vor allem zukunftsfähiger Schritt. Für die Umstellung investierte Berglandmilch somit rund acht Millionen Euro an zwei Standorten in Österreich.

 

NL: Bei welchen Handelsketten wird Milch in Mehrweg-Glasflaschen in Zukunft angeboten?

Loibner: Die Milch in der Mehrwegflasche ist zukünftig bei allen Handelsketten, die auch über ein Rückgabesystem verfügen, erhältlich.

 

NL: Wie funktioniert das Pfandsystem? Werden auch andere steirische Molkereien einsteigen?

Loibner: Dieses Pfandsystem funktioniert genauso wie auch bei Bier oder Mineralwasser: Die Konsumenten kaufen die Milch im Handel, bezahlen einen Pfand in der Höhe von netto 20 Cent und erhalten diesen bei der Rückgabe der leeren Flasche zurück. Ob auch andere Molkereien etwaige Aktivitäten planen, kann ich leider nicht beantworten.

Milch in Karton

NL: Wird es in Zukunft weiterhin Milch im Tetrapack geben?

Loibner: Die Stainzer Milch, die Schärdinger Milch und auch die Tirol Milch wird es auch zukünftig noch in der Kartonverbundverpackung geben.

 

NL: Das Projekt Mehrweg-Glasflasche wurde in Kooperation mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace verwirklicht. Welche Synergien konnten durch diese Zusammenarbeit genutzt werden?

Loibner: Greenpeace ist uns im gesamten Umstellungsprozess mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Das traf vor allem bei der Kommunikation unseres Vorhabens zu, speziell auch im Bereich der sozialen Medien. Außerdem konnten wir mit fundiertem Zahlenmaterial arbeiten. Wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Greenpeace zeigt, sprechen sich über drei Viertel der Österreicher für mehr wiederbefüllbare Pfandflaschen in den heimischen Supermärkten aus.

 

NL: Wie sehen Sie die Arbeit der steirischen Milchbauern? Was muss sich in Zukunft ändern?

Loibner: Wir Milchbauern sind tagtäglich bemüht, das Lebensmittel Milch in höchster Qualität zu erzeugen. Die Konsumenten können durch den Einkauf regionaler Milchprodukte dazu beitragen, die regionale Milchwirtschaft abzusichern. Ebenso sind wir bemüht, Tierwohlstandards nicht nur einzuhalten, sondern bei weitem zu übertreffen.

 

Zur Person

  • Hans Loibner (51) ist Vater von drei Kindern und führt gemeinsam mit Gattin Maria einen Bio-Milchviehbetrieb in Groß St. Florian.
  • Er ist Obmann der Steirermilch und Vorstandsmitglied der Berglandmilch.
  • Der Absolvent der Land- und forstwirtschaftlichen Fachschule Stainz ist in seiner Freizeit auf dem Fahrrad oder beim Wandern anzutreffen.

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