Die Lage ist dramatisch

von Karlheinz Lind

In den letzten Monaten ist der Erzeugermilchpreis um über zehn Prozent gesunken, und das bei stark gestiegenen Produktionskosten.

Anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni machten Vertreter der Landwirtschafskammer, Molkereien und Milchbauern im Vorfeld auf die dramatische Situation der heimischen Milchbauern aufmerksam. Trotz massiv gestiegener Treibstoff-, Energie und Futtermittelkosten sind die Milchpreise für die Bäuerinnen und Bauern stark gesunken. LK-Präsident Franz Titschenbacher in seinen Eingangsstatement: „Wir wollen aufzeigen, wo die Herausforderungen und Sorgen der steirischen Milchbauern liegen.“ Nicht nur der Kostendruck, sondern auch das veränderte Einkaufsverhalten der Konsumenten in Richtung preisgünstiger Eigenmarken erschwert die Situation. „Das alles bringt die heimischen Milchbauern mit ihren hohen Qualitätsstandards, die auch von den kleinen Betrieben im steilen Berggebiet gewährleistet werden, enorm unter Druck“, zeigte sich Titschenbacher besorgt. Er mahnte in diesem Zusammenhang auch Fairness in der Wertschöpfungskette ein: „Die Milchbauern brauchen einen dauerhaft größeren, kostengerechten Wertschöpfungsanteil, um die Herstellung des wertvollen Lebensmittels Milch abzusichern. Nur mit Rindern kann unsere einzigartige und für den Tourismus so attraktive Landschaft gepflegt werden.“

Arbeitsintensiv

Zuletzt ist der Wertschöpfungsanteil wieder deutlich gesunken, den die Bauern am Endverbraucherpreis erhalten. Von einem Liter Milch im Geschäft kommt in der Landwirtschaft mit 32,3 Prozent nicht einmal ein Drittel an. Das ist für den hohen Arbeitseinsatz eindeutig zu wenig – der Stundenlohn für eine Familienarbeitskraft in einem Milchviehbetrieb liegt laut Grünem Bericht nach Abzug der Sozialversicherung bei nur acht Euro. „Die Milchviehhaltung zählt zu den arbeitsintensivsten und produktionstechnisch besonders fordernden Sparten, die 365 Tage im Jahr den Einsatz der Bäuerinnen und Bauern beansprucht“, rechnete Titschenbacher vor.

Dies bestätigten auch Andrea und Bernhard Luckner aus Kraubath an der Mur. Sie bewirtschaften einen Milchviehbetrieb im Vollerwerb und gaben zu bedenken: „Wir machen unsere Arbeit als Milchbauern sehr gerne und hatten im letzten Jahr einen zufriedenstellenden Milchpreis. Dafür schämen wir uns auch nicht. Aber dass wir derzeit den gleichen Erzeugermilchpreis wie beim EU-Beitritt im Jahr 1995 haben, ist mehr als bedenklich.“

Gefahr durch Eigenmarken

Eine große Gefahr ist für Titschenbacher der stark wachsende Anteil der auffallend kostengünstigen Eigenmarken in den Geschäften: „Diese schwächen die heimischen Milchbauern und Molkereien und geben dem Handel eine noch stärkere Verhandlungs-, Markt- und Produktmacht.“ Weiters kann die heimische Milch bei Eigenmarken-Produkten vom Handel von heute auf morgen durch kostengünstigere ausländische ausgetauscht werden, die teils geringere gesetzliche Arbeits-, Tierhaltungs- oder Qualitätsanforderungen aufweisen.

Jakob Karner, Obmann der Obersteirische Molkerei, brachte es ebenfalls auf den Punkt: „Unser Unternehmen steht zu 100 Prozent im Eigentum der obersteirischen Bäuerinnen und Bauern. Unsere Aufgabe ist es, eine möglichst hohe Wertschöpfung für unsere Milchlieferanten zu erzielen. Unsere Milch entspricht den höchsten Qualitätsanforderungen und wird mit hohen Tierwohlstandards produziert. Daher ist es schwierig, unseren Produzenten zu erklären, dass die Milchpreise rückläufig sind. Sollte diese derzeitige Entwicklung länger andauern, wird das viele Betriebe dazu zwingen, mit der Milchproduktion aufzuhören.“ Diesen Ausführungen schlossen sich inhaltlich auch Bernhard Zechner, Vorstand Steirermilch und Aufsichtsrat der Berglandmilch, sowie Peter Neuper, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Landgenossenschaft Ennstal an.

Beitragsfoto: LK Steiermark/Danner

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