Im Interview: Peter Kettner

von Karlheinz Lind

Peter Kettner, Bauernbund-Spitzenkandidat für den Bezirk Liezen, über die Lebensmittelversorgung in Krisenzeiten und Zukunftschancen.

 

NEUES LAND: Sie stehen als Obmann an der Spitze der Bezirksbauernkammer Liezen. Worauf sind Sie in Ihrem Bezirk besonders stolz?

Kammerobmann Peter Kettner: Wir haben in unserem Bezirk tüchtige Bäuerinnen und Bauern, die perfekte Produkte herstellen und die Kulturlandschaft pflegen. Außerdem sind unsere Landwirte stolz auf ihren Beruf und ihre Leistungen, die sie erbringen.

 

NL: Oft tragen Landwirte ihren Kummer oder ihre Sorgen auch zum Kammerobmann. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in unserer Zeit?

Kettner: Meist geht es um komplexe Themen wie etwa Probleme in der Familie, zwischen den Generationen oder um finanzielle Sorgen. Es sind sehr oft Herausforderungen, die nicht standardisiert gelöst werden können. Alles Leben ist die Veränderung, aber das hohe Tempo macht vielen zu schaffen. Da kann nicht jeder mit. Es ist fraglich, ob das eine gute Entwicklung ist.

Zukunftschancen

NL: Stichwort Lebensmittelversorgung. Während der Corona-Krise standen die Leistungen der heimischen Bauern im Mittelpunkt. Wird man dieses positive Image in die Zukunft mitnehmen können?

Kettner: Der erste Lockdown im Frühjahr war für viele Menschen sehr extrem. Da waren die Konsumenten froh, dass die heimischen Bäuerinnen und Bauern für die Versorgungssicherheit bei Lebensmittel gesorgt haben. Der kleine Virus hat in den Köpfen der Konsumenten sicher etwas bewegt. Ich sehe für unsere Landwirtschaft auch durch den zweiten Lockdown eine große Chance. Doch dieses Bekenntnis zu unseren Bauern muss sich auch im Einkommen für unsere Betriebe niederschlagen. Gerade jetzt sehe ich wieder große Probleme im Bereich Rindfleisch auf uns zukommen.

 

NL: Oft klagt man in der Agrarbranche über ein hohes Maß an Bürokratie. Wie sehen Sie die Situation?

Kettner: Über ein gewisses Mindestmaß an Bürokratie werden wir nie hinwegkommen. Gerade in diesen Zeiten zeigt die Beantragung der COVID-Investitionsprämie, dass es auch einfacher gehen kann. Das würde ich mich für die Investitionsförderung im Rahmen der ländlichen Entwicklung auch wünschen. Förderungen sollen treffsicher sein, deshalb braucht man entsprechende Parameter und Kontrollen. Diese sollten sich aber auf ein Mindestmaß beschränken.

 

NL: Der Tourismus spielt in Ihrem Bezirk eine große Rolle. Wie sehen Sie seine Bedeutung?

Kettner: Urlaub am Bauernhof ist bei uns ein wachsender Bereich, wir haben auch eine eigene Beratung in unserer Bezirksbauernkammer. Gerade in Zeiten von Corona schätzen Urlauber die Ruhe auf den Höfen. In gewissen Bereichen stoßen wir aber sicher auch schon an Grenzen. Trotzdem ist es für landwirtschaftliche Betriebe eine große Chance.

 

NL: Sie sind selbst praktizierender Landwirt. Wo sehen Sie die heimische Landwirtschaft in zehn Jahren?

Kettner: Sinkende Erzeugerpreise und eine Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel machen es für unsere Bäuerinnen und Bauern sicher nicht leicht. Doch für die Zukunft glaube ich, dass die Landwirtschaft durch Urlaub am Bauernhof, Direktvermarktung, Erwerbskombination oder weitere Professionalisierung in der Produktion große Chancen hat. Ich sehe das absolut positiv.

 

NL: Sie stellen sich am 24. Jänner 2021 der Kammerwahl. Wofür wollen Sie besonders eintreten?

Kettner: In unserem Bezirk liegt der Schwerpunkt in der Bewirtschaftung von Berggebieten. Das Grünland hat einen hohen Stellenwert. Deshalb möchte ich mich für Rahmenbedingungen einsetzen, dass es für unsere Bauern auch in Zukunft passt. Denn ein Viertel aller steirischen Almen – über 400 an der Zahl – liegen in unserem Bezirk. Und die müssen auch in Zukunft bewirtschaftet werden.

Zur Person

  • Seit 2008 leitet Peter Kettner (48) als Obmann die Geschicke der Bezirksbauernkammer Liezen.
  • Gemeinsam mit Gattin Christina führt der fünffache Familienvater einen Milchviehbetrieb in Lassing.
  • Der Absolvent der Land- und forstwirtschaftlichen Fachschule Gröbming, Landwirtschaftsmeister und Forstwart ist auch Obmann vom Waldverband Liezen.

Beitragsfoto: Bergmann

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