Milchbauern brauchen fairen Preis

von Karl Brodschneider

Zum Weltmilchtag am 1. Juni ruft LK-Präsident Franz Titschenbacher den Handel um Solidarität mit den Milchbauern auf und die Preise stabil zu halten.

Der 1. Juni ist der Weltmilch-Tag! Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher ist froh darüber, dass einzelne Handelsketten in dieser für die Milchbauern schwierigen Zeit die Preise für Milch- und Milchprodukte nicht senken. Titschenbacher sagt: „Dieses Beispiel zeigt, dass es bei regionaler Qualität grundsätzlich möglich ist, die Preisschraube nicht anzudrehen und die Preise stabil zu halten.“ Er verlangt, dass der gesamte Handel diesem Beispiel folgt und so seine diesbezügliche Verantwortung innerhalb der Wertschöpfungskette den Bäuerinnen und Bauern gegenüber wahrnimmt.

Titschenbacher

Zum Weltmilchtag wendet sich LK-Präsident Franz Titschenbacher an den Handel.

„In der Corona-Krise haben die heimischen Milchbauern bewiesen, dass auf sie Verlass ist“, unterstreicht der Kammerpräsident und betont: „Damit Milch, Milchprodukte und Käse krisensicher auch in Zukunft regional hergestellt werden können, brauchen die bäuerlichen Familienbetriebe den ihnen zustehenden Anteil am Endverbraucherpreis. Nur so können unsere Strukturen erhalten bleiben.“ Mit aktuell durchschnittlich 34 Cent für einen Liter Milch ist dieser seit etwa drei Jahren auf konstant niedrigem Niveau. Nur ein knappes Drittel vom Endverbraucherpreis von einem Liter Milch im Geschäft kommt beim Milchbauern an.

Problematisch für die bäuerlichen Familienbetriebe im Grünland- und Berggebiet ist, dass die Kosten für die Milchproduktion stetig wachsen, während die Erzeugermilchpreise gleichbleiben. Auch die „Aktionitis“ sowie die zunehmenden Eigenmarken in den Geschäften mit vielfach intransparenter Herkunftskennzeichnung bei Käse und Butter schaden den heimischen Milchbauern. „Den kleinstrukturierten bäuerlichen Familienbetrieben wird so kein gerechter Preisanteil zugestanden“, meint Titschenbacher. Durch die Corona-Krise erwartet er ein Umdenken beim Handel und ein klares Bekenntnis zur heimischen Qualität.

Eigenmarkenanteil steigt

Der Store-Check der Landwirtschaftskammer von Ende Februar 2020 hat zutage gebracht, dass bei Käse der Eigenmarkenanteil im Lebensmittelhandel mit Preisdrücker-Preisen bereits zwischen 30 und 40 Prozent, im Einzelfall sogar bei mehr als 60 Prozent liegt. Bei Butter liegt er zwischen 15 und 20 Prozent. Bei solchen Preisdrücker-Eigenmarken-Angeboten ist die Herkunft der Milch nicht, wie zu erwarten, auf den ersten Blick, sondern nur mit Spezialkenntnissen nachvollziehbar. Es handelt sich meist um ausländische Produkte.  

Die Corona-Krise ist für die heimischen Molkereien herausfordernd. Sie haben aber bewiesen, dass ihre unternehmensstrategische Ausrichtung sich in Krisenzeiten bewährt. Vor allem die in den vergangenen Jahren kräftigen Investitionen einzelner in der Steiermark tätiger Molkereien in die Käseherstellung hat viele Milchbauern vor größeren Einbußen bewahrt. Das verschafft den Molkereien die Möglichkeit, vorübergehend Käse auf Lager zu legen.

Aus der Sicht der Molkereien

Dazu Jakob Karner, Obmann der Obersteirischen Molkerei (OM): „Unsere Bauern liefern uns Milch bester Qualität mit höchsten Tierwohlstandards. Mit dieser besonderen Milchqualität erzeugen wir international gefragte Käsespezialitäten. Wir hoffen auch nach der Corona-Zeit auf eine wertschätzende Partnerschaft mit dem Handel.“

Bergland-Vorstand Johann Loibner: „Der Ausbau der Käserei Voitsberg vor zwei Jahren hat uns wesentlich geholfen, die angelieferte Milch bestmöglich zu verwerten. So konnten wir den Wegfall der Gastronomie durch verstärkte Käseproduktion kompensieren. Uns wäre sehr geholfen, wenn der Handel Regionalität auch in Zukunft dementsprechend schätzt und bezahlt“.

Hermann Schachner, Obmann Landgenossenschaft Ennstal-Ennstalmilch: „Ich hoffe, dass sich Handel und Konsumenten solidarisch mit uns Bauern in dieser schwierigen Zeit verhalten. Es ist eine Notwendigkeit, denn zurzeit sind alle Standbeine eines durchschnittlichen rinderhaltenden Betriebes in der Steiermark äußerst angespannt: niedriger Milchpreis, zum Teil Mengenregulierungsmodelle, Rinderpreis um bis zu 20 Prozent niedriger als vor drei Jahren sowie ein historischer Tiefstand beim Holzpreis.“

Milchbäuerin

Die steirischen Milchbäuerinnen und Milchbauern sind 365 Tage im Jahr im Einsatz.

Die in der EU angelaufene private Lagerhaltung für Magermilchpulver, Butter und Käse, bei der diese Produkte ein halbes Jahr vom Markt genommen werden, begrüßt der Kammerpräsident, weil sie ein wichtiger Beitrag zur Marktentlastung ist. Mit Blick auf die künftigen Verhandlungen zur gemeinsamen EU-Agrarpolitik steht für Titschenbacher fest: „Die Milchbauern brauchen gute Unterstützungen bei den Qualitätsprogrammen sowie entsprechende Direktzahlungen.“

 

Beitragsfotos: LK Danner/agrafoto.com

 

 

 

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