„Imagegewinn für den Steirerkas“

von Karl Brodschneider

Genussregion-Obfrau Marianne Gruber über die Bestrebungen, den Ennstaler Steirerkas zu einem geschützten Produkt zu machen.

NEUES LAND: In der Steiermark gibt es derzeit 18 Genussregionen. Eine von ihnen ist die Genussregion Ennstaler Steirerkas. Was macht den Steirerkas so außergewöhnlich?

Marianne Gruber: Im Bezirk Liezen gibt es insgesamt vier Genussregionen, nämlich Ennstal Lamm, Ausseerland Saibling und Forelle, Hochschwab Wild und Ennstaler Steirerkas. All diese Regionen stehen mit ihrem Leitprodukt für ein Stück steirische Genusskultur. Der Steirerkas ist einzigartig, weil er bröselig ist. Auf der ganzen Welt kenne ich sonst keinen derartigen Käse.

NL: Wie wird der Steirerkas eigentlich hergestellt?

Gruber: Der Ennstaler Steirerkas ist etwas ganz Typisches. Entweder man mag ihn oder man mag ihn nicht. Er wird aus saurer Magermilch hergestellt. Jede Almsennerin hat ihr eigenes Rezept, daher schmeckt auch jeder Käse anders. Von den Almen gibt es ihn nur im Sommer, von den Käsereien das ganze Jahr. Am besten ist er im Duett mit Roggenen Krapfen oder dem Butterbrot.

NL: Bringt eine Genussregion den Bäuerinnen und Bauern etwas?

Gruber: In jedem Fall! Der Imagegewinn für den Steirerkas ist dadurch gewaltig gestiegen. Auf den Almhütten wurde viel investiert, um alle Hygienevorschriften zu erfüllen. Und es gibt schon viele Wirte, die etwas in Kombination mit Steirerkas anbieten.

NL: Welche Aktivitäten setzt die Genussregion Ennstaler Steirerkas?

Gruber: In Zusammenarbeit mit dem Naturpark Sölktäler bieten wir an, eine Prüfung für das Ennstaler Almdiplom abzulegen. Dabei wenden wir uns vor allem an Vereine und Geburtstagsgruppen. Treffpunkt ist immer das Schloss Großsölk, wo es auch eine Führung durch die Steirerkas-Sonderausstellung gibt. Dann geht`s weiter auf die Alm, wo mehrere Stationen – vom Holzsageln über das Erkennen von Almpflanzen bis hin zum Krapfenbacken – vorgesehen sind.

NL: Wie schaut es in der Zusammenarbeit mit der Tourismuswirtschaft aus?

Gruber: Die Zusammenarbeit läuft sehr gut! Krapfen und Ennstaler Steirerkas sind immer in den Prospekten drinnen. Wir haben auch rund 30 Genusswirte, die Almwirte sind alle auf Steirerkas ausgerichtet. Ich verweise auch auf das Kasfest, das wir immer im Herbst im Schloss Großsölk zusammen mit dem Naturpark Sölktaler veranstalten.

NL: Es laufen auch Bestrebungen, den Ennstaler Steirerkas ursprungsrechtlich abzusichern. Wie ist der Stand?

Gruber: Wir haben das Verfahren eingeleitet, dass der Ennstaler Steirerkas die Herkunftsbezeichnung „Geschützter Ursprung“ erhält. Diese Ursprungsbezeichnung besagt, dass Erzeugung, Verarbeitung und Herstellung in einem ganz bestimmten geographischen Gebiet nach einem anerkannten Verfahren zu erfolgen hat. Wir wollen nämlich nicht, dass zum Beispiel irgendeine Käserei vielleicht irgendwo in Holland den Ennstaler Steirerkas macht.

NL: Abschließend eine aktuelle Frage! Wie sehen Sie selbst das erstinstanzliche Kuh-Urteil gegen einen Tiroler Almbauern?

Gruber: Das ist bei uns sehr intensiv diskutiert worden. Wir stellen schon fest, dass immer mehr Wanderer mit Hunden unterwegs sind. Sie haben oft kein Wissen darüber, wie man sich mit Hunden auf der Alm verhält. Aber wer einen Hund besitzt, muss wissen, wie man mit ihm umgeht.

 

Zur Person

  • Marianne Gruber ist Obfrau der Genussregion Ennstaler Steirerkas.
  • Sie war langjährige Ortsbäuerin in Gröbming und Bezirksbäuerin von Liezen.
  • Sie ist Mitinitiatorin des Projekts „Herbst mit den Bäuerinnen“ und Gründungsmitglied des Bauernladens Gröbming.
  • Zusammen mit ihrer Familie bewirtschaftet sie die Viehbergalm und Ritzingerhütte.

 

Ennstaler Steirerkrapfen mit Ennstaler Steirerkas
Foto: Genussregion Ennstaler Steirerkas

 

Beitragsbild: Steiermark Tourismus / Herbert Raffalt

 

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