Steirische Schulmilchbauern auf Erfolgskurs

von Karlheinz Lind

Hermann Madl, Sprecher der steirischen Schulmilchbauern, über die Wichtigkeit von Marketing, einen Erfolgskurs und notwendige Aufklärungsarbeit.

NEUES LAND: Kürzlich fand der steirische Landesschulmilchtag statt. Welche Themen brennen derzeit unter den Nägeln der steirischen Schulmilchbauern?

Hermann Madl: Wir Schulmilchbauern haben mit enormen Herausforderungen zu kämpfen. Einerseits gibt es eine starke Konkurrenz durch Smoothies und Energydrinks und andererseits gerät die Milch als Lebensmittel immer öfter in Verruf. Geänderte Ernährungsgewohnheiten und Trends tragen das Ihrige dazu bei.

 

NL: Was meinen Sie damit?

Madl: Immer öfter leiden Konsumenten unter einer Laktoseintoleranz, deshalb verzichten sie auf Milch. Auch die Reduktion von Zucker in Lebensmitteln ist in aller Munde. Unsere Schulmilchprodukte, also Trinkmilch und Joghurt, dürfen laut EU-Vorgaben maximal sieben Prozent Zucker enthalten. Daher müssen wir Schulmilchbauern diesen Wert bis 2022 auf 3,5 Prozent halbieren. Dafür sind wir gut gerüstet. Laut internen Erhebungen liegt der durchschnittliche Zuckergehalt bei allen österreichischen Schulmilchprodukten bereits jetzt bei durchschnittlich 3,7 Prozent, Tendenz sinkend. Das wollen wir auch besser kommunizieren.

Schulmilchbauern fördern Image der Milch

 

NL: Wie will man in ihrer Branche das Image der Milch als Lebensmittel heben?

Madl: Die 14 steirischen Schulmilchproduzenten versorgen flächendeckend alle Schulen in der Steiermark und sind somit ganz nah am Kunden von Morgen. Und dabei punkten wir mit absoluter Frische und Regionalität. Die Milch, die wir heute melken, liefern wir am nächsten Tag pasteurisiert zu den Schülern. Dies ist sehr wichtig, da unsere Produkte nicht homogenisiert werden. Nach zwei Tagen würde sich zum Beispiel bei Kakaomilch der Kakao am Boden absetzen und die Milch aufrahmen.

 

NL: Seit dem Start der bäuerlichen Schulmilchprodukten reduzierte sich die Zahl der Betriebe von rund 60 auf derzeit 14. Was waren die Gründe dafür, wird sich dieser Trend fortsetzen?

Madl: Die Veredelung von Rohmilch kann nur im Familienverbund stattfinden, da dies mit einem enorm hohen Arbeitsaufwand verbunden ist. Viele Betriebe, die 1995 in die Produktion gestartet sind, sind eben nun schon in Pension und haben keinen Nachfolger. Die bestehenden Betriebe sind somit gewachsen und versorgen größere Gebiete. Auf unserem Hof haben wir das große Glück, dass unser Sohn mitarbeitet. Er ist für die Außenwirtschaft und den Stall verantwortlich, meine Gattin und ich produzieren und liefern aus. Derzeit sind wir für die Bezirke Murtal und Murau zuständig. Ob sich die Zahl der Betriebe in Zukunft weiterhin reduzieren wird ist schwer einschätzbar.

 

NL: Wie sehen die heimischen Molkereien die Arbeit der Schulmilchbauern?

Madl: Unsere Molkerei (Obersteirische Molkerei, Anmerkung der Redaktion) schätzt diesen Einsatz sehr. Unter dem Motto ‚Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr‘ sehen die Verantwortlichen unsere Arbeit als sehr gute Werbung für Milch und Milchprodukte.

 

NL: Stichwort Plastikverbot. Wie reagieren Sie darauf?

Madl: Die Becher von Schulmilch gelten als Trinkverpackung und nicht als Trinkbecher. Deshalb sind wir hier nicht betroffen. Beim Trinkhalm werden wir in den nächsten Monaten auf ein Produkt hergestellt aus Kartoffelstärke, Kartoffelfaser und Milchsäure umstellen. Beim Becher gibt es ebenfalls Versuche vom Plastik weg zu kommen. Leider gibt es derzeit noch keine Produkte, die Lebensmittelsicherheit gewährleisten können.

Beitragsfoto: Lind

Zur Person

  • Seit über fünf Jahren ist Hermann Madl Sprecher der steirischen Schulmilchbauern.
  • Seit dem Jahre 1998 wird am Hof Madl in der Gemeinde Seckau Schulmilch produziert.
  • 60 Fleckvieh-Milchkühe und 60 Stück weibliche Nachzucht werden am reinen Heubetrieb gehalten.
  • Hermann Madl bewirtschaftet gemeinsam mit Gattin Irmgard und Sohn Hannes den Hof.
  • Infos: www.madl-milch.at

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