Bei den Diskontern und im Lebensmittel-Einzelhandel hat eine Preisschlacht um den Biomarkt begonnen. Welche Auswirkungen hat das auf die Biobauern?
Den Startschuss gab der Diskonter Lidl. Ob Käse, Butter oder Eier – um bis zu 25 Prozent senkte man die Preise für zahlreiche Bio-Eigenmarken. Die Konkurrenz zog nach. Hofer kündigte an, Dutzende Bio-Produkte dauerhaft zu verbilligen. Nachdem die beiden Diskonter vorgeprescht waren, senkten auch die Supermärkte die Preise für Bio um bis zu ein Viertel.
Georg Strasser, Präsident des Österreichischen Bauernbundes, hat für diesen Preiskampf, bei dem Bio-Produkte zu dauerhaft reduzierten Preisen angeboten werden, während konventionelle Produkte um einige Cent teurer sind, kein Verständnis. Er betont: „Das sendet ein völlig falsches Signal an die Konsumenten und schafft ein verzerrtes Bild der Preisrealität von Bio-Produkten. Das Ergebnis ist eine massive Wertminderung solcher Produkte. Einerseits wird Tierwohl gefordert, andererseits werden Lebensmittel zu Dumpingpreisen verschleudert. Das geht sich nicht aus.“
Große Sorgenfalten
Bei den Biobauern selbst steigen die Sorgen, durch den Preiskampf noch stärker unter Druck zu geraten. „Der Handel betont zwar, dass er die Preisreduktionen nicht an die Produzenten abwälzen wird, aber diesbezüglich sind wir vorsichtig“, erklärt Thomas Gschier, Landesobmann von Bio Ernte Steiermark. Und Geschäftsführer Josef Renner spricht von einem „schlechten Signal, weil Bio-Lebensmittel einen Mehrwert haben und dieser damit weder über den Preis noch über die entsprechenden Rahmenbedingungen abgegolten wird“. Zwar gibt es derzeit keine Bio-Sparte mit Absatzschwierigkeiten, aber überall das gleiche Problem. „Die Kosten sind gestiegen, die Preise in den meisten Fällen gleich geblieben, damit geht die Schere auseinander“, sagt Renner und fügt an: „Beim Bio-Landbau kommt dazu, dass auch die Rahmenbedingungen strenger geworden sind.“ Damit nimmt der auf die sieben Prozent Biodiversitätsflächen im neuen ÖPUL Bezug.
Weniger Bio-Betriebe
In der Folge schlägt sich das alles auch auf die Gesamtsituation im Bio-Landbau zurück. Im Jahr 2023 gab es in Österreich 24.450 Bio-Betriebe. Das war ein Rückgang um 637 Betriebe oder 2,5 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. Auch in der Steiermark hörten 161 Betriebe auf. Damit sind es hier laut Grünen Bericht nur mehr 4100 Bio-Betriebe. „Und es geht eher zurück als wieder nach oben“, befürchtet Renner. Für ihn stellt sich die Frage: „Wenn man den Bio-Landbau ausschließlich dem freien Markt aussetzt, wird man vielleicht schon bald den Plafonds erreicht haben.“ Da hakt Thomas Gschier ein: „Wir Biobauern erbringen auch besonders viele Umweltleistungen, die auch bewertet und abgegolten werden müssen.“
Ob dann die vom Landwirtschaftsministerium vorgegebenen Ziele – derzeit werden 27 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Flächen in Österreich biologisch bewirtschaftet, im Jahr 2030 sollen es 35 Prozent sein – erreicht werden können, bleibt dahingestellt. Allerdings hat Minister Norbert Totschnig kürzlich eine Anpassung des GAP-Strategieplanes zur Genehmigung durch die EU-Kommission eingereicht, wonach ab 2025 jährlich rund 30 Millionen Euro zusätzlich für Bio-Betriebe in der Maßnahme „Biologische Wirtschaftsweise“ zur Verfügung stehen.
Nasses Frühjahr
Der Bio-Landbau hat heuer auch mit den Wetterkapriolen schwer zu kämpfen gehabt. „Im Frühjahr hat es fünf, sechs Wochen lang jeden zweiten Tag geregnet, sodass der Boden nie abgetrocknet ist und man mit der Hacke nicht in den Acker fahren konnte. So konnten wir das Unkraut nicht bekämpfen“, lässt Renner wissen. Bei vielen Kulturen gab es daher bezüglich Ertrag und Qualität große Einbußen.
[© Bio Ernte Steiermark/Königshofer]