Wie sehen die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im steirischen Bio-Landbau aus? In welchen Produktionssparten gibt es Wachstumspotential?
„Bio-Produkte waren noch vor wenigen Jahren ein Nischenprodukt, jetzt sind sie in den Herzen der Menschen angekommen“, zeigte sich Agrarlandesrat Hans Seitinger über den Bio-Boom erfreut und sagte: „Durch die stetig steigende Nachfrage ist der biologische Landbau in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Bestandteil unserer heimischen Landwirtschaft geworden. Mit der Errichtung des Bio-Kompetenzzentrums am Grottenhof und den vielfältigen unterstützenden Maßnahmen für unsere Biobauern wollen wir in der Steiermark weiterhin den Weg für eine erfolgreiche, nachhaltige und biologische Landwirtschaft bereiten.“
Die Zahlen, die Thomas Gschier, Obmann Bio Ernte Steiermark, und Geschäftsführer Josef Renner vorlegten, bestätigen die kontinuierliche Aufwärtsentwicklung des biologischen Landbaus. Im Jahr 2020 wurden schon 86.263 Hektar oder 24,9 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche in der Steiermark von 4233 Bäuerinnen und Bauern biologisch bewirtschaftet. Davon entfielen 63.986 Hektar auf Dauergrünland, 10.366 Hektar auf Ackerflächen, 3073 Hektar auf Obstanlagen sowie 680 Hektar auf Weingärten.
Perspektiven
Wo gibt es noch Ausbaumöglichkeiten? Im Bio-Ackerbau werden vorwiegend Flächen für Speise- und Futterleguminosen gesucht. In der Bio-Schweinehaltung ist die Nachfrage so hoch, dass österreichweit jährlich 30 bis 40 neue Bio-Betriebe benötigt werden. Und in der steirischen Direktvermarktung gibt es zurzeit zirka 650 Betriebe, der Markt würde jedoch ein Wachstum von 20 Prozent gut vertragen.
Vizepräsidentin Maria Pein nahm zum Thema Bio-Schweine Stellung: „Die Schweineerzeugergemeinschaft Styriabrid will die Vermarktung von Bio-Schweinen weiter ausbauen. Wöchentlich könnten derzeit rund 250 Bio-Schweine mit steigender Tendenz zusätzlich vermarktet werden.“ Pein nannte aber auch die Gründe, warum das nicht so leicht gehen wird: „Bremsend für den Ausbau der Bio-Schweinehaltung und beim Bau von Tierwohlställen wirkt derzeit das Bau- und Raumordnungsgesetz.“ Der Endverbraucherpreis für Bio-Schweine muss aber auch deutlich höher sein, denn Bio-Schweinehaltung bedeutet, so Pein, teurere Futtermittel, einen deutlichen Mehraufwand und erheblich höhere Investitionskosten.
Praxisbeispiele
Vor elf Jahren hat Anton Donnerer aus Eggersdorf bei Graz mit der Bio-Freilandschweinehaltung begonnen. Die Mehrkosten begründet er auch damit: „Ein Schwein braucht 12 bis 14 Monate, bis es fertig gemästet ist.“ Fritz Prem aus Kaindorf ist Bio-Obstbauer und beschäftigt sich ständig mit neuen Praxisversuchen. Aktuell sind es Mikrohühnerställe, die er in den Obstanlagen aufstellt. Sein vorläufiges Resümee: „Die Hühner helfen, den Schädlingsdruck zu regulieren. Außerdem wird dadurch die Mikrobiologie in den Anlagen vielfältiger.“
Beitragsfoto: Brodschneider