Z’sammhalten hoch droben auf der Alm

von NEUES LAND

Für Naturbegeisterte ist ein Tag auf einer steirischen Alm das absolute Nonplusultra. Das Leben dort ist aber schwierig.

Almbauer zu sein, das sei mit einem gewissen Ideal verbunden, sagt Anton Hafellner, Obmann des steirischen Almwirtschaftsvereins. Strom und Warmwasser sind Luxus, man steht mit der Sonne auf und setzt sich Naturgewalten aus. Bis 2014 sei eine kritische Zeit gewesen, erzählt er, da die Förderflächen nach 2007 durch die Einführung eines Ödlandfaktors und Systemumstellungen um ein Drittel geschrumpft sind. Mittlerweile habe sich die Situation aber leicht entspannt. Gegenwärtig werden in der Steiermark rund 40.000 Hektar Almenland bewirtschaftet – es gelte, so sagt er, die Zahlen zu stabilisieren. Hafellner selbst hält 15 Ochsen auf der Alm und weiß, welche Kosten und Mühen damit verbunden sind. „Viele aber haben inzwischen darauf verzichtet“, bedauert er. Jetzt sollen mit einem Bildungsprogramm und Förderungen wieder neue Anreize geschaffen werden, Bauer und Vieh auf die Alm zu bringen.

Hafellner Almwirtschaftsverein Alm

Anton Hafellner, Obmann des Almwirtschaftsvereins. Foto: kk

Die Lage ist insgesamt nicht einfach: Vor allem herrsche, so Hafellner, ein akuter Mangel an Almhirten. Und besonders heikel werde es, wenn in schwierigem Gelände Maschinenkraft nicht mehr einsetzbar oder einfach zu teuer sei. Mittlerweile werden die rund 47.000 Rinder mehrheitlich mit dem Lkw oder einem Traktor-Viehwagengespann auf den Berg transportiert. Der Bau von zu diesem Zweck befahrbaren Wegen sollte deshalb unbedingt weiter voranschreiten, betont Hafellner, „denn für manche Bauern ist die klassische Fuß-Auftriebsstrecke zu weit oder der direkte Zugang durch Ortschaften abgeschnitten“. Ist allerdings ein Auftrieb zu Fuß möglich und aufgrund der Herdengröße günstiger, entsteht ein neues Problem – man benötigt ausreichend Helfer. „Jede Unterstützung ist eine Erleichterung“, bekräftigt er. Bauern und Hirten trommeln gewöhnlich Leute aus dem Freundeskreis zusammen, aber nicht immer hat jemand Zeit.

Weideflächen auf der Alm

Heil auf der Alm angekommen, beginnt der arbeitsintensive Alltag. Neben zahllosen Reparaturarbeiten, der ständigen Kontrolle des Viehbestandes und der Wasserzuläufe – „dem täglichen Brot“, wie Hafellner sagt – kämpfen Almbauern härter denn je für den Erhalt und die Gewinnung von Weideflächen. Dafür müssen Bäume gefällt und Stöcke ausgegraben werden. Unkraut wird nach Möglichkeit mit dem Schlegelhäcksler getilgt. Auf unfahrbaren Hängen muss man aber nach wie vor zu Sichel und Sense greifen – „und dann wartet Knochenarbeit“, weiß Hafellner.
Die Landwirtschaftskammer veranstaltet zur Unterstützung der Almwirtschaft am 6. August einen Aktionstag, an dem die Bevölkerung aufgerufen ist, auf den steirischen Almen mit eigenen Händen zu erleben, wie schwierig die Arbeit dort ist. Man möchte damit vor allem ein Zeichen der Gemeinsamkeit setzen. Aus gutem Grund. „Z’sammhalten ist Eckpfeiler zur Bewahrung unserer Almkultur“, glaubt Hafellner.

Zu dieser Story finden Sie auch einen zusätzlichen Artikel und ein Video von Martin Berger auf unserem youtube-Kanal: Hier geht’s zum Video

Beitragsbild: fotolia.com/Günter Menzl

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