„Es gibt leider immer einige Heißläufer“

von Karl Brodschneider

Der Almauftrieb hat begonnen. Bauern aus dem Almenland berichten von ihren Erfahrungen mit Wanderern, Hunden, Radfahrern und Autoparkern.

 

Neben der Stoakoglhütte, wohin die Vertreter des Naturparks Almenland zum Auftakt der heurigen Almsaison zu einer Pressekonferenz eingeladen haben, befindet sich der 1447 Meter hohe Streberkogel. „Hier wurde im Jahr 1947 der letzte Wolf in der Steiermark offiziell erlegt“, macht Naturpark-Obmann Erwin Gruber aufmerksam. Auch in seinen Ausführungen kommt der Wolf vor. „Als Bürgermeister von Gasen und Jäger merke ich, dass er in der Bauernschaft und Bevölkerung ein wichtiges Thema ist. Durch die starke touristische Nutzung der Teich- und Sommeralm und weil bei uns relativ wenige Schafe aufgetrieben werden, ist bei uns aber eher mit einer geringen Wolf-Präsenz zu rechnen“, sagt Gruber.

Hunde anleinen

Ein viel größere Rolle spielen im Almenland die Themen Wanderer mit Hunden, Radfahrer, Parken und Verkehr. Vor allem an den Wochenenden von Juni bis Oktober wird dieses Gebiet von Tausenden Tagesgästen förmlich gestürmt.

Verhaltensregeln auf der Alm

Was die Einhaltung der Verhaltensregeln betrifft, machen Erwin Gruber und Almbauer Johann Baumegger die Erfahrung, dass sich ein Großteil der Menschen daranhält. Das heißt: Kontakt zum Weidevieh vermeiden! Ruhig verhalten und das Weidevieh nicht erschrecken! Begegnung von Weidevieh und Hund vermeiden! Hunde anleinen! Wanderwege auf Almen und Weiden nicht verlassen! Wenn ein Weidetier den Weg versperrt, es mit möglichst großem Abstand umgehen! Bei Anzeichen von Unruhe die Weidefläche zügig verlassen! Tore schließen! Den hier arbeitenden Menschen, der Natur und den Tieren mit Respekt begegnen! „Leider gibt es immer einige Heißläufer, die das Eigentumsrecht ignorieren und denen alles egal ist“, bedauert Gruber. Baumegger ergänzt: „Immer mehr Sorgen bereiten uns die Downhiller, die mit ihren Fahrrädern quer über die Weideflächen fahren.“

Ein Dauer-Thema im Almenland ist der Verkehr. Für die durch das Almgebiet führende Landesstraße ist schon die Verordnung erlassen worden, dass der Verkehrsteilnehmer jederzeit mit unbegleiteten Weidetieren auf der Straße rechnen muss. „Wir möchten aber auch eine Tempobeschränkung an den Wochenenden und haben das schon bei der zuständigen Behörde beantragt“, sagt Obmann Gruber. „Bis dato gibt es aber noch kein Ergebnis.“ Weiters weist er darauf hin, dass auch in den heurigen Sommermonaten die erweiterten Linien 216, 205 und 167 der RegioBusse drei- bis viermal am Tag zu den Bahnhöfen in Bruck an der Mur, Frohnleiten und Weiz fahren und die Menschen von dort auf die Alm bringen.  

Parkraumbewirtschaftung

Hauptproblem bleibt aber das Parkplatzangebot. „Wir streben im Almenland eine geordnete Parkraumbewirtschaftung für 2500 Fahrzeuge an. Damit könnten wir das Problem des illegalen Parkens entschärfen, den Autofahrern eine gute Infrastruktur mit allem Drum und Dran anbieten und die Grundbesitzer entschädigen.“ Die Umsetzung dieser Vorhaben beschreibt Gruber allerdings als Sisyphusarbeit. Von diesem Ziel ist derzeit ein Zehntel umgesetzt. „Der nächste Schritt sind 600 Parkplätze entlang der Landesstraße“, gibt Gruber bekannt.

Almenlandfunktionäre

Almbauer Johann Baumegger, Tourismusinitiative-Obmann Erhard Pretterhofer und Almenland-Obmann Erwin Gruber.

Wie Johann Baumegger mitteilt, werden heuer etwa 3500 Almochsen und Mutterkühe die 3500 Hektar große Almfläche beweiden. Dazu kommen Schafe und Pferde. Der Almauftrieb hat in diesen Tagen begonnen. „Unsere 125 Almen sind teilweise im Gemeinschaftsbesitz, teilweise im Einzelbesitz. Die Tiere kommen auch aus entfernter liegenden Gemeinden wie Strallegg oder Wenigzell“, sagt Baumegger.

Digitale Wandernadel

Erhard Pretterhofer, Obmann der Tourismusinitiative, macht Werbung für die vielen Wandermöglichkeiten. „Mithilfe der SummitLynx App kann man auch spannende, neue Plätze und Gipfel erkunden und Punkte für die Wandernadel sammeln“, betont er. Weiters lässt er wissen, dass die Sanierungsarbeiten in der Bärenschutzklamm bis Ende Oktober abgeschlossen sein sollen.

 

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