Almen ohne Wolf

von Karl Brodschneider

Obersteirische Schaf- und Rinderbauern bringen in einer Pressekonferenz in Graz deutlich zum Ausdruck, dass sie den Wolf nicht wollen.

Die Wolf-Diskussion nimmt Fahrt auf. In Innsbruck marschierten am Samstag 3000 Landwirte in einer vom Bauernbund organisierten Anti-Wolf-Kundgebung auf. Und in Graz gaben vier Bauern vom Steirischen Agrar- und Umweltclub eine Pressekonferenz, in der sie vehement die Entnahme von Problemwölfen forderten. Angeführt wurde das Quartett vom ehemaligen Knittelfelder Kammerobmann Matthias Kranz. Einleitend nahm er sofort auf die Situation in Tirol Bezug, wo in den letzten 14 Tagen über 100 Schafe von Wölfen gerissen wurden. „Die Steiermark darf nicht Tirol werden“, sagte Kranz, wissend, dass es auch in der grünen Mark heuer schon zahlreiche Wolfrisse – fünf Schafe und zwei Rinder – gegeben hat.

Petition

„Die Tierschutzombudsfrau hat erst kürzlich einmal gesagt, dass wir beim Tierleid nicht wegschauen dürfen“, erinnerte Kranz und machte deutlich: „Das gilt auch für unsere Schafe und Rinder.“ Mit im Gepäck hatte er eine von fast 2000 Menschen unterzeichnete Petition „Gegen Tierleid – Zur Erhaltung der Almen“. Zudem ließ er wissen, dass der Agrar- und Umweltclub in den letzten Monaten schon zigtausende Unterschriften gesammelt hat, in welchen sich die Menschen gegen den Wolf in unserer Breiten aussprechen.

Begleitet wurde Kranz auch vom Schaf- und Pferdezüchter Josef Deutinger aus Lind bei Spielberg. Aus seiner mit einem Elektrozaun geschützten Weide hatte im Vorjahr ein Wolf drei Schafe gerissen. „Für mich hat der Wolf in unseren Breiten keinen Platz. Herdenschutzmaßnahmen schrecken ihn nicht ab“, sagte Deutinger.

Nicht umsetzbar

Ins selbe Horn stieß Markus Strasser, der mit seiner Gattin Maria in Lobming einen Schafzuchtbetrieb führt. „Von April bis November sind unsere 120 Schafe samt Nachzucht auf der Weide. Die Errichtung eines Herdenschutzzaunes ist flächendeckend nicht finanzierbar und wegen der Hanglage der Weide auch nicht umsetzbar“, sagte Strasser. Ebenso unvorstellbar ist für ihn der Herdenschutz mit Hunden. „In unserem Fall würden wir dafür neun bis zehn Hunde brauchen“, sagte Strasser.

„Das Einzäunen ist gleichzusetzen mit dem Auszäunen der Touristen“, brachte der Rinderbauer Karl Heinz Egger aus St. Marein einen weiteren Aspekt ins Treffen. „Ich hoffe nicht, dass erst ein Mensch von einem Wolf-Angriff betroffen ist, ehe etwas geschieht“, drückte Egger seine Sorgen aus. Auf noch etwas wies er hin: „Wenn die Tiere spüren, dass ein Wolf in der Nähe ist, sind sie einem unglaublichen Stress ausgesetzt. Und oft sterben Tiere dann gar nicht durch den Wolf, sondern weil sie in ihrer Panik davonrennen und abstürzen.“

Fahrt nach Wien

Kranz kündigte an, dass er mit steirischen Bauern nach Wien fahren wird, um das Gespräch mit den Bundesministern Leonore Gewessler, Wolfgang Mückstein und Elisabeth Köstinger zu suchen. Seine dringendste Forderung: „Wir wollen, dass die Entnahme von Problemwölfen ermöglicht wird.“ Fast wie einen Hohn empfindet Kranz die Presseaussendung von VGT-Obmann Martin Balluch, der schrieb: „Wer von der Natur nichts versteht, sollte nicht darüber urteilen. Sollen wir nicht auch das Mauswiesel ausrotten, weil es Mäuse so grausam reißt?“ Aber vielleicht gerade deshalb sieht sich Kranz gestärkt, bundesländerübergreifend den Kontakt mit jenen Gruppen zu suchen, die das vermehrte Auftreten des Wolfes als große Gefahr für die Aufrechterhaltung der Almwirtschaft und Weidehaltung sehen.

Beitragsfoto: Brodschneider

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