Viel zu viel im Milchquotenjahr

von NEUES LAND

Die österreichischen Milchbauern steuern im Quotenjahr 2014/15 auf eine enorme Über-Lieferung zu. Bis Ende September wurden die Anlieferungsreferenzmengen bereits um 114.587 t überschritten.

Dies hätte eine Zusatzabgabe von EUR 31,9 Mio. zur Folge. Sollte diese Tendenz auch in der zweiten Hälfte des Quotenjahres anhalten, dann droht in Summe eine Superabgabe in Rekordhöhe. Dies geht aus dem jüngsten „Milchbarometer“ der Agrarmarkt Austria hervor.
In Summe steht den heimischen Bauern im Milchjahr 2014/15 eine nationale Quote für Lieferungen (A-Quote) in der Höhe von
2,908.432 t zur Verfügung. Von Anfang April bis Ende September
2014 wurden laut AMA 1,562.788 t Rohmilch an die Molkereien und Käsereien geliefert. Aufgrund des gegenüber dem vorgegebenen Referenzwert höheren Fettgehalts der übernommenen Milch wurde zu dieser Menge ein Zuschlag von 11.013 t verrechnet, woraus sich eine fettkorrigierte Anlieferung von 1,573.801 t ergibt. Daraus resultiert für die ersten sechs Monate des laufenden Quotenjahres bereits eine saldierte Überlieferung von 114.587 t, wofür eine Zusatzabgabe von rund EUR 31,9 Mio. zu entrichten ist.
Im vorangegangenen Milchjahr 2013/14 wurde die Anlieferungsquote, wie berichtet, um 3,2% oder 92.051 t übertroffen, dafür war eine Zusatzabgabe in der Höhe von EUR 25,6 Mio. zu entrichten. Im aktuellen Quotenjahr 2014/15 hat die Anlieferung an die Molkereien aufgrund der guten Erzeugerpreise und des hohen Grundfutterangebots zugenommen – von Anfang April bis Ende September lag sie um 5,6% über dem Vorjahresniveau. Während die Quoten in der EU in den vergangenen fünf Jahren um jeweils 1% aufgestockt wurden und dadurch die Überlieferung geringer ausfiel, schlägt im aktuellen Milchjahr die steigende Produktion voll zu Buche, was die Zusatzabgabe betrifft. Laut Expertenschätzungen könnte die Superabgabe – falls keine starken Bremsmanöver eingeleitet werden – auf mehr als EUR 60 Mio. ansteigen.

Bremsen oder Quote anpassen

Die Hoffnungen, dass die Zusatzabgabe im letzten Quotenjahr auf EU-Ebene abgeschafft oder (durch eine verringerte Fettkorrektur) entschärft wird, dürften sich nach dem jüngsten Agrarministerrat wohl zerschlagen haben, weil sich keine Mehrheit für derartige Maßnahmen finden ließ. In Zeiten von Absatzschwierigkeiten angesichts des Russland-Embargos wäre dies ein falsches Signal an die Produzenten, wurde vonseiten mehrerer Mitgliedstaaten betont.
Jenen Milchbauern, die ihre Molkereianlieferung in den vergangenen Monaten aufgrund der guten Erzeugerpreise stark gesteigert haben, bleiben grundsätzlich zwei Möglichkeiten, um eine sehr hohe Zusatzabgabe zu verringern: entweder auf die Bremse steigen, indem sie beispielsweise den Tierbestand anpassen, oder ihre Quote (durch Zukauf, Leasing oder Umwandlung von nicht genutzten
Direktvermarktungskontingenten) erhöhen.
Die Milchquotenregelung wurde in der Europäischen Union in den 1980er-Jahren eingeführt, um die Überschussproblematik in den Griff zu bekommen. Das System läuft bekanntlich am 31.03.2015 aus, dies wurde auf EU-Ebene im November 2008 beschlossen. Um den Produzenten ein „Soft-Landing“, also einen gleitenden Übergang, zu ermöglichen, wurden die Anlieferungsreferenzmengen in den Jahren 2009/2010 bis 2013/2014 um jeweils 1% angehoben.

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