Die Milchsammler sind ob ihrer Pünktlichkeit bekannt. Aber nun müssen ihre Tourenpläne immer öfters überarbeitet werden. Warum?
Es ist 4.45 Uhr, als beim Bauern Georg Scherz der Milchtankwagen im Hof einfährt. Für den Fahrer Manuel Weiß ist es an diesem Tag der erste von insgesamt 56 Höfen, die er im Zuge seiner Route anfährt. Rasch schließt er den Saugschlauch am Kühltank an. Die Milch wird in den Tankwagen gepumpt. Im selben Arbeitsgang werden mögliche Hemmstoffe in der Milch kontrolliert. Nach knapp zehn Minuten sitzt Herr Weiß schon wieder im Führerhaus und steuert seinem nächsten Ziel entgegen.
Bis vor einigen Wochen war die Milch vom Bauernhof Scherz immer nachmittags abgeholt worden. „Der Fall der Lieferkontingente bewirkte eine rasante Zunahme der Milchmengen. Die Tourenpläne müssen laufend ada-ptiert oder gar neu aufgestellt werden“, berichtet Geschäftsführerin Christina Ofner. Im Auftrag der Berglandmilch sammelt die Firma Johann Ofner Transportgesellschaft die Milch in der Ost-,
Süd- und Weststeiermark sowie im Burgenland. 14 Lkw-Züge sind dafür rund um die Uhr im Einsatz und bringen das flüssige Lebensmittel in die Molkereien Voitsberg, Stainz, Klagenfurt und Aschbach.
Einer der 45 Fahrer ist Eduard Reinisch aus Kirchbach. Seit 22 Jahren ist er als Milchsammler tätig. Es ist nicht immer leicht, den vorgegebenen Zeitplan einzuhalten. Enge Zufahrtsstraßen, schwierige Fahrbahn-Verhältnisse vor allem im Winter sowie Baustellen verlangen fahrerisches Können und innere Ruhe. Herr Reinisch macht seinen Job gerne. „Ich komme mit allen Bauern sehr gut aus“, betont der Oststeirer. Für einen kurzen Wortwechsel mit den Landwirten beim Absaugen ist immer Zeit. „Wie du reinrufst, so kommt es zurück“, sagt er, aber auf seiner Stirn zeigen sich Sorgenfalten: „Die Situation bei den Milchbauern schaut nicht gut aus!“
Ins selbe Horn bläst auch die Frächterin Christina Ofner: „Wenn der Milchpreis runtergeht, muss noch mehr produziert werden, damit es sich irgendwie ausgeht. Das ist auch für uns eine riesengroße Herausforderung.“ Und sie fährt fort: „Wir sitzen alle im selben Boot. Wenn es einem nicht gut geht, betrifft das alle.“
Ein mulmiges Gefühl hat sie auch, wenn sie an die jüngst geforderte flächendeckende Maut denkt: „Mit einer solchen Besteuerung wird man die Wirtschaftsbetriebe auf dem Land noch mehr unter Druck setzen. Und was das für entlegen gelegene Milchviehbetriebe heißt, sollte auch offen diskutiert werden.“
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