„Regionalität hat oberste Priorität“

von Karlheinz Lind

Der neue Landjugend-Bundesobmann Martin Kubli über die größte Jugendorganisation, Klimawandel und die Zukunft der Landwirtschaft.

NEUES LAND: Seit wenigen Tagen stehen Sie als Steirer der Landjugend Österreich als Bundesobmann vor. Wie geht es Ihnen damit?

Martin Kubli: Es ist eine sehr große Verantwortung, dessen bin ich mir auch bewusst. Dieser Herausforderung stelle ich mich sehr gerne. Ich bin bereits seit vielen Jahren tief mit der Landjugend verbunden. Nach meinem Beitritt 2007 durfte ich bereits ein Jahr später die erste Funktion auf Ortsebene übernehmen.

 

NL: Welche Schwerpunkte möchten Sie in ihrer Arbeit setzen?

Kubli: Derzeit legen wir das Hauptaugenmerk auf das Thema Nachhaltigkeit. Da gib es sehr viel zu tun. Gerade die Land- und Forstwirte sind die Hauptbetroffenen des Klimawandels. Nur durch die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen können wir dagegen steuern.

 

NL: Gibt es dazu schon konkrete Projekte?

Kubli: Ja. In Zusammenarbeit mit der Papierindustrie und einer Kartonverpackungsfirma lassen wir in den nächsten Tagen 50.000 nachhaltige Papiertragetaschen mit dem Slogan „Daheim kauf ich ein“ produzieren. Damit möchten wir beim Einkauf auf regionale Produkte aber auch auf unseren heimischen Wald als wichtigen Rohstofflieferanten aufmerksam machen. Unter dem Motto „Regionalität hat oberste Priorität“ soll die Wertschöpfung im Land bleiben. Damit tragen wir auch dem geplanten Plastiksackerlverbot Rechnung. Diese Tragetaschen werden dann über die Ortsgruppen in ganz Österreich verteilt.

 

NL: Fast alle Organisationen klagen über sinkende Mitgliederzahlen und Nachwuchsprobleme? Wie sieht es bei der Landjugend aus?

Kubli: Da befinden wir uns in einer anderen Situation. Die Landjugend hat derzeit österreichweit rund 92.000 Mitglieder, Tendenz leicht steigend. Wir sind stets bemüht, neue Mitglieder zu werben und die Vorteile der Landjugendorganisation die Vorteile der Landjugendorganisation in den Mittelpunkt zu rücken. Das gelingt uns recht gut. Die persönlichkeitsbildenden Seminare sind äußerst beliebt. Im Schnitt bleiben unsere Funktionäre nur drei bis fünf Jahre im Amt, damit geht viel Erfahrung verloren. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von der Ausbildung bis hin zum enormen Freizeitangebot. Natürlich kann man es auch als Chance sehen, da neue Persönlichkeiten auf Führungsebene auch neuen Schwung in die Organisation bringen.

 

NL: Welchen Stellenwert hat die Land- und Forstwirtschaft heute noch in der Landjugendarbeit?

Kubli: Aufgrund einer jährlichen Evaluation unserer Organisation wissen wir, dass rund 60 Prozent unserer Mitglieder von einem Bauernhof stammen. Deshalb starten wir bereits in den eigenen Reihen mit der Bewusstseinsbildung. Eines unserer sechs Schwerpunktthemen lautet nämlich Landwirtschaft und Umwelt. Dazu bieten wir eigene Bildungstag in unseren Agrarkreisen an. Natürlich dürfen auch Fachexkursionen nicht fehlen. Somit sind auch nichtbäuerliche Mitglieder in der Lage, Aufklärungsarbeit in der Gesellschaft zu leisten. Wir wollen nichts beschönigen, sondern die wichtige Arbeit unserer Bauern erklären.

 

NL: Gerade zu Ostern haben viele Landjugendortsgruppen Hochsaison. Riesige Palmbuschen wurden gebunden, Osterfeuer organisiert und vieles mehr. Haben diese Aktivitäten Zukunft?

Kubli: Auf jeden Fall. Wir sind dafür verantwortlich, dass dieses wichtige und regional äußerst unterschiedliche Brauchtum nicht in Vergessenheit gerät.

Infos: https://landjugend.at/index.php?id=86

 

Beitragsbild: Landjugend Österreich

 

Zur Person

Martin Kubli kommt aus Unzmarkt, seine Eltern führen einen Milchvieh- und Forstbetrieb. Als Raumberg-Absolvent studiert der derzeit an der BOKU in Wien und wird in naher Zukunft seine beiden Masterstudien in Forstwissenschaften und Wildbach- und Lawinenverbauung abschließen. Bei der Frühjahrstagung der Landjugend Österreich übernahm der 25-jährige das Amt des Bundesobmannes der Landjugend.

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