Die steirischen Gärtnereien und Baumschulen spüren ganz massiv die Auswirkungen der Coronavirus-Krise und kämpfen jetzt ums Überleben.
Laut Gartenbauerhebung der Statistik Austria werden bundesweit jährlich 16,5 Millionen Stück Frühlingsblüher produziert. Eigentlich sollen sie in diesen Wochen verkauft werden. Die Gärtnereien und Bauschulen waren gerüstet. Aber aufgrund der Coronavirus-Krise ist dieser Markt aber völlig eingebrochen. „Das komplette Frühlingsprogramm ist eine einzige Katastrophe!“, bringt es Ökonomierat Ferdinand Lienhart auf den Punkt. Er ist Obmann der steirischen Gärtner und Baumschulen und deprimiert. „Es geht uns allen ganz schlecht!“, beschreibt er die Situation.
Der Verkauf von Gemüsepflanzen, vor allem von Salat, läuft noch einigermaßen, aber sonst steht alles still. Allein in seinem Betrieb in Premstätten muss er 150.000 Pflanzen wie Bellis, Vergissmeinnicht oder Stiefmütterchen entsorgen. Kritisch merkt er an, dass es in der Branche böses Blut schafft, weil der Lebensmittelhandel Vorteile hat. Er darf Schnittblumen, Topfpflanzen, Dünger und Blumenerde verkaufen, während die eigentlichen Fachbetriebe schließen mussten.
Dramatisch ist die Lage bei den Produzenten, die Gartencenterketten, Baumärkte und Floristen beliefern. Da diese Handelspartner geschlossen wurden, gibt es keinen Absatz. Die Produktion wurde vorfinanziert, aber nun fehlen die Einnahmen. Nicht minder tragisch trifft es die heimischen Schnittblumenproduzenten. Die Floristikbetriebe sind zugesperrt und alle Anlässe, bei denen man Schnittblumen verwendet (Geburtstagsfeiern, Hochzeiten etc.) finden nicht statt.
Blumenschmuck
Die Produktion von Blumen und Zierpflanzen kann aber nicht eingestellt werden. Denn es handelt sich um lebende Pflanzen und es muss Ware für die Zeit nach der Krise geben. Schon ab Mitte April folgen die Beet- und Balkonblumen, Gemüsepflanzen und Topfkräuter. Ab Juni folgen die Rosenpflanzen. Ferdinand Lienhart gesteht: „Da haben wir auch eine Riesenangst, weil der Tourismus keine Einnahmen lukriert und Betriebe, die sonst immer auf den Blumenschmuck setzen, jetzt wohl bei den Balkonblumen zu sparen beginnen.“ Sein Blick in die Zukunft ist düster: „Wenn wir nach Ostern nicht durchstarten können, dann wird es den österreichischen Gartenbau, so wie wir ihn bisher gekannt haben, nicht mehr geben. Dann werden nur mehr einige Betriebe übrig bleiben.“
In dieselbe Kerbe schlägt Peter Loidl von der Baumschule Loidl in Kaindorf. „Wir haben derzeit noch 30 Mitarbeiter, welche die Produktion und Organisation aufrechterhalten“, sagt der Oststeirer. Aber der Verkauf ist zu und trotzdem muss die Produktion weitergeführt werden. Derzeit werden gerade fünf bis zehn Prozent des Normalumsatzes erwirtschaftet. Dabei zählen die Monate März und April zur Hochsaison in der Branche. „Es brennt der Hut und wir kämpfen ums Überleben!“, fasst Peter Loidl zusammen.
Schutzbestimmungen
Auch im Baumschul- und Gartenbaubetrieb von Marianne und Jörg Grinschgl in Frauental steht man vor enormen Herausforderungen. Der Firmenchef erklärt: „Wir haben uns auf die Baumschule und Zierpflanzen spezialisiert. Der Individualverkauf im angeschlossenen Gartencenter ist aber nahezu zum Erliegen gekommen.“ Grinschgl rechnet mit einem Umsatzrückgang von 90 Prozent. Rund 25 Mitarbeiter mussten bereits freigestellt werden. In der Baumschule wird noch mit zehn Mitarbeitern weitergearbeitet. Auch die Lehrlinge bleiben im Betrieb. Hier können die gesetzlich geforderten Abstände zwischen den Arbeitern eingehalten werden. Mundschutz wird getragen. Bei notwendigen Zustellungen oder Außenarbeiten sind maximal zwei Personen im Firmenauto unterwegs.
Der Bundesinnungsmeister der österreichischen Gärtner und Floristen, Rudolf Hajek, macht auf eine Möglichkeit aufmerksam, die für die Floristengeschäfte und Gärtnereien ein kleiner Hoffnungsschimmer ist. Er sagt: „Unsere Fachbetriebe bieten den Kunden an, dass sie per Telefon oder online Blumen und Pflanzen bestellen, natürlich inklusive Beratung und kontaktloser Lieferung.“
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