Die Steiermark als Blütenmeer

von Karl Brodschneider

Gärtner-Obmann Ferdinand Lienhart über großartige heimische Erfolge an der Blumen-Front, über den Klimawandel und Klimaschutz.

NEUES LAND: Als Obmann der steirischen Gärtner und Baumschulen können Sie sich über zwei gelungene Großprojekte im heurigen Jahr freuen. Der Jubiläums-Landesblumenschmuckbewerb wurde erfolgreich durchgeführt und die obersteirische Gemeinde Pusterwald wurde jetzt zum schönsten Blumendorf Europas gekürt.

Ferdinand Lienhart: Ja, das stimmt. Der Landesblumenschmuckbewerb fand heuer schon zum 60. Mal statt und wird von Anfang an von unserem Verband der Gärtner und Baumschulen organisiert. Ich danke allen Teilnehmern, Mitarbeitern sowie beteiligten Gärtnern, Baumschulen und Floristen. Sie machen es möglich, dass die Steiermark Jahr für Jahr in ein prächtiges Blütenmeer verwandelt wird. Für die Entwicklung unserer Betriebe ist dieser Wettbewerb schon sehr bedeutend.

Und was die Entente Florale betrifft, bin ich sehr dankbar, dass Pusterwald heuer mit dabei. Ich habe erst vor wenigen Tagen diese Gemeinde besucht, war überrascht vom schönen Kulturzustand der Blumen und bin begeistert über die hervorragende Leistung der Bevölkerung von Pusterwald.

NL: Was gibt es jetzt in den heimischen Gärtnereien zu tun?

Lienhart: Wir beginnen schon mit der Produktion für das Frühjahr. Primeln, Vergissmeinnicht, Bellis werden jetzt getopft und im März verkauft. Die ersten Weihnachtssterne fangen an, sich zu verfärben. Außerdem steht Allerheiligen vor der Tür. Die Vorarbeiten dafür laufen schon auf Hochtouren.

NL: Apropos Allerheiligen. Bei Begräbnissen ist festzustellen, dass die Angehörigen von Verstorbenen immer öfters ersuchen, von Kranz- und Blumenspenden Abstand zu nehmen und stattdessen auf ein Konto für einen guten Zweck einzuzahlen. Spüren Sie das?

Lienhart: Das ist deutlich festzustellen. Ich finde das schade, denn ein Begräbnis ohne Blumen ergibt ein trauriges Bild.

NL: Der Klimawandel ist in aller Munde. Wie wirkt sich das bei der Arbeit der steirischen Gärtner und Baumschulen aus?

Lienhart: Wir bekommen die Wetterschwankungen immer stärker zu spüren. Der Mai war heuer sehr kalt, sodass in diesem Monat sehr wenig verkauft wurde. Auffallend ist, dass immer mehr Kunden schon im April mit dem Pflanzen von Gemüse loslegen wollen. In meiner Jugendzeit wartete man erst einmal ab, bis die Zeit der Eismänner vorbei war. Dieses Gespür und Wissen für solche Wetterabläufe gehen leider bei immer mehr Menschen verloren. Auf der anderen Seite sehen wird, dass jene Kunden, die daheim Salat, Paradeiser oder Gurken anpflanzen, einen ganz anderen Zugang zur Wertigkeit der Pflanzen haben.

NL: Und wie verhält es sich in Ihrer Branche mit dem Klimaschutz?

Lienhart: Wir gehen mit unseren Ressourcen sehr schonend um. Als Beispiel nenne ich die Pelargonie. Wir versuchen, später zu starten, verwenden dafür aber große Jungpflanzen, die wir erst im Februar topfen. Dadurch haben wir eine viel kürzere Heizsaison. Die meisten Betriebe, die Topfpflanzen herstellen, haben ein geschlossenes System. Dadurch erfolgt keine Dünger- und Wasserverschwendung. Zudem versuchen wir immer öfters, Torf-reduzierte Erde zu verwenden. Anstelle des Torfes werden bis zu 20 Prozent Holzfaser dazugegeben. Das funktioniert schon sehr gut.

Zur Person

Ökonomierat Ferdinand Lienhart steht seit 14 Jahren den steirischen Gärtnern und Baumschulen als Obmann vor. Insgesamt gibt es in der Steiermark 150 Mitgliedsbetriebe mit insgesamt 2000 Mitarbeitern, davon 200 Lehrlingen. Lienhart führt mit seiner Familie in Hautzendorf, Marktgemeinde Premstätten, eine Gärtnerei.

Foto: Brodschneider

 

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