6 Punkte für die Milchwirtschaft

von NEUES LAND

„Das Auslaufen des Quotensystems am 31. März stellt die österreichische Milchwirtschaft vor große Herausforderungen und bietet gleichzeitig neue Chancen. Um die heimischen Betriebe wettbewerbsfähiger, noch professioneller und krisenfester zu machen, müssen wir auf nationaler und europäischer Ebene aktiv werden. Alle sind gefordert: die Politik, die Unternehmen genauso wie die Bäuerinnen und Bauern“, betonte Bundesminister Andrä Rupprechter am Dienstag bei der Tagung „Perspektiven Milchwirtschaft“ in Altmünster, OÖ.

Das seit mehr als 30 Jahren bestehende Milchquotensystem läuft bekanntlich Ende März 2015, also in wenigen Wochen, aus. Bei der Veranstaltung des Landwirtschaftsministeriums in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Österreich und der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) wurde das 6-Punkte-Programm des Ministers für eine zukunftsorientierte Milchwirtschaft präsentiert.

Das Programm fasst die wichtigsten Maßnahmen und Ziele zusammen.
Insbesondere geht es darum, benachteiligte Gebiete aktiv zu unterstützen, die Betriebe mit gezielten Investitionen zukunftsfit zu machen, Vermarktung und Verarbeitung weiter zu professionalisieren und die Qualitätsstrategie kompromisslos beizubehalten. Jungübernehmer und große Verarbeiter sollen mit EU-Hilfe gestärkt und Exportchancen vor allem auch auf neuen Märkten verstärkt genutzt werden. (Anmerkung: Eine Zusammenfassung des 6-Punkte-Programms kann hier  heruntergeladen werden).

Optimale Abstimmung aller Initiativen notwendig

„Mit dem neuen Programm der Ländlichen Entwicklung haben wir einen Rahmen, den wir gemeinsam mit den Bundesländern auch nutzen können, um den Milchsektor entsprechend zu stärken und für die neue Wettbewerbssituation vorzubereiten“, unterstrich Rupprechter.
Weiters setzt der Minister auf die Förderinstrumente der Europäischen Investitionsbank und die Exportinitiative, mit der neue Absatzchancen eröffnet werden. Die optimale Abstimmung aller Initiativen und weitere Impulse werden bis Herbst im Strategieprozess „Perspektiven Milchwirtschaft“ ausgearbeitet.

Moosbrugger: Milchzukunft braucht Fairness am Markt und aktive Politik

Josef Moosbrugger, Vorsitzender des Ausschusses für Milchwirtschaft der LK Österreich und Präsident der LK Vorarlberg, betonte, „dass sich sowohl die Milchbauern als auch die Verarbeitungsbetriebe aktiv auf das baldige Ende der Quotenregelung eingestellt und kräftig in die Zukunftsausrichtung ihrer Betriebe investiert haben“. Konkret wurden dem Bereich Rinder und Milch in der Förderperiode 2007 bis 2013 – vor allem für Stallbauten – öffentliche Förderungen durch EU, Bund und Länder in der Höhe von ca. 270 Mio. Euro zur Verfügung gestellt.
Das löste Investitionen von rund 1,1 Mrd. Euro aus. In der neuen, bis 2020 laufenden Periode können wegen der höheren Dotierung des Programms Investitionen bis zu 1,4 Mrd. Euro gefördert werden.

„Auch wenn sich die Branche bestens vorbereitet hat, darf sich die Politik nach dem Ende der Quote nicht sang- und klanglos verabschieden. Es wird nämlich mit Direktzahlungen allein nicht gehen“, stellte Moosbrugger weiter fest. Er hob in diesem Zusammenhang die Initiative von Minister Rupprechter hervor, der Vorsorge für eine tiefere Analyse der Marktsituation getroffen habe, um weitere notwendige Maßnahmen rechtzeitig setzen zu können. Konkret sollen die Sektoranalysen vertieft werden. „Die wichtigste Voraussetzung für einen Erfolg auf den Märkten ist aber weiterhin die Qualität unserer Rohmilch und der daraus gewonnenen Spezialitäten“, hielt Moosbrugger fest. Er forderte in diesem Zusammenhang die Partnerschaft des Handels ein.

Petschar: Österreichs Milchwirtschaft stellt sich den neuen Herausforderungen

„Die Abschaffung der Milchquote stellt für unsere Branche eine wichtige Zäsur dar. Schon bisher hat heimische Milchwirtschaft am Markt ihre Stärke bewiesen und sich auf die neue Situation vorbereitet“, betonte Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter. Er rechnet damit, dass sich die Molkereiwirtschaft auch unter den neuen Rahmenbedingungen bewährt.
„Voraussetzung dafür ist die hohe Qualität unserer Produkte, beginnend beim Milchbauern und die hochwertige Verarbeitung in den Betrieben, die einen besonderen Wert bei den Konsumenten darstellen“, so Petschar. Auch er bezeichnete den Handel als wichtigen Partner der Verarbeitungsbetriebe.

Hartleb: Erfolge mit starken Einzelmarken und breitem lokalen Angebot

Auch der Vertreter der Wirtschaft zeigte sich optimistisch.
„Österreich kann auch in Zukunft auf dem internationalen Markt für
Agrar- und Lebensmittel Erfolge erzielen, wenn die besonderen Charakteristika des heimischen Angebots nicht verwässert werden und starke Einzelmarken neben einem breiten lokalen Angebot auch den Eintritt in große Fernmärkte ermöglichen“, erklärte Karl Hartleb, stellvertretender Leiter der Außenwirtschaft Österreich.

Haniotis: Steigende Nachfrage bietet mittelfristig günstige Aussichten

„Die EU-Kommission sieht durchaus positive Marktperspektiven für den Milchsektor. Die steigende Nachfrage hilft den kurzfristigen Herausforderungen am Milchmarkt zu begegnen und bietet mittelfristig günstige Aussichten für Molkereiprodukte“, betonte Tassos Haniotis von der Generaldirektion Landwirtschaft. Er verwies auf den steigenden Verbrauch innerhalb der EU und die Exportchancen, vor allem nach China. Nach dem Preisverfall im Vorjahr durch einen starken Anstieg des Milchangebots habe sich die Situation mittlerweile stabilisiert. Im zweiten Halbjahr 2015 sei wieder ein Anstieg des EU-Milchpreises zu erwarten.

 

Foto: Strasser

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