Kein Rückzug in das Schmollwinkerl

von Karl Brodschneider

Eigentlich wäre Wörth an der Lafnitz gerne allein geblieben. Die Fusionsgespräche mit Rohr bei Hartberg verliefen trotzdem in guter Atmosphäre.

Dass ihre Gemeinde die Eigenständigkeit verlieren sollte, schmeckte den Männern und Frauen von Wörth an der Lafnitz überhaupt nicht, sonst hätten sie sich bei der Volksbefragung im Juli 2012 nicht mit überwältigender Mehrheit (170:30) für den Status quo ausgesprochen. Allerdings sprachen sie sich in derselben Befragung mit 57,5 Prozent für ein Zusammengehen mit der Gemeinde Rohr bei Hartberg aus, sollte die Steiermärkische Landesregierung ihre Fusionspläne in der geplanten Form umsetzen wollen. 39 Prozent wollten damals zu Neudau.

Für Bürgermeister Karl Tasch-er war dieses Ergebnis der Auftrag, die Gespräche mit Bürgermeister Jürgen Peindl von der Gemeinde Rohr bei Hartberg zu suchen. In der Vorwoche wurde den Bürgern beider Gemeinden das Ergebnis dieser Fusionsgespräche präsentiert. Zusammen mit einem externen Berater arbeiteten die beiden Gemeinden 70 Teilbereiche, aufgegliedert in acht Hauptgruppen (Bürgerservice, Kinder und Jugend, Wirtschaft und Tourismus, Gesundheit, Soziales, Förderungen, Gebühren, Vereine und Gesellschaft), auf.

„Unsere beiden Gemeinden werden in ziemlich ähnlicher Weise geführt, da gibt es kaum große Unterschiede“, stellten Taschner und Peindl übereinstimmend fest. So drehten sich die meisten Fragen bei der Bürgerversammlung eher um allgemeine Themen: Wo sind durch die Gemeindezusammenlegung Einsparungen zu erwarten? Wie wirkt sich die Gemeindezusammenlegung auf das Gebührensystem aus?

Dass einzelne Stimmen nach wie vor Wörth an der Lafnitz lieber bei Neudau gesehen hätten, kommt für Bürgermeister Taschner nicht unerwartet. „Stimmen gegen die Fusion mit Rohr wird es immer geben.“

Vereinbart ist bereits, dass das Gemeindeamt künftig in Rohr sein wird und dass das Gemeindeamt in Wörth zweimal in der Woche als Bürgerservicestelle offen bleiben soll. Als Regierungskommissär wurde Jürgen Peindl vorgeschlagen.

Die beiden Bürgermeister Karl Taschner (links) und Jürgen Peindl entwickelten unter Miteinbeziehung der Bevölkerung von Wörth an der Lafnitz und Rohr bei Hartberg den Fusionsfahrplan.

Bezirk Hartberg-Fürstenfeld

Die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes vom vergangenen Dienstag betraf auch drei Gemeinden aus dem Bezirk Hartberg-Fürstenfeld. Die Anfechtungen der Gemeinden Waldbach, Saifen-Boden und Altenmarkt bei Fürstenfeld wegen Verfassungswidrigkeit der ihnen vorgegebenen Gemeindezusammenlegungen wurden zurückgewiesen. Unsachlich wäre eine Zusammenlegung nur dann, wenn aufgrund ganz besonderer Umstände von vornherein klar sei, dass sie „völlig untauglich“ zur Erreichung der Reformziele sei, wurde seitens des Verfassungsgerichtshofes betont. Das wäre etwa der Fall, wenn zwei 20 Kilometer entfernte Gemeinden ohne gute Straßenverbindung durch einen unüberwindbar hohen Berg getrennt seien.

Das heißt, dass der Bezirk Hartberg-Fürstenfeld ab 2015 in Summe nur mehr 36 Gemeinden haben wird. Keine davon hat weniger als 1000 Einwohner. Allerdings werden zwei Teilungen vorgenommen: Schlag bei Thalberg kommt zu einem Teil zu Dechantskirchen und zum anderen Teil zu Rohrbach an der Lafnitz. Ein Teil von Limbach bei Neudau kommt zu Bad Waltersdorf, der zweite Teil zu Neudau. Zudem kommt die Gemeinde Hirnsdorf aus dem Bezirk Weiz neu hinzu und wird sich mit Blaindorf, Kaibing, St. Johann bei Herberstein und Siegersdorf bei Herberstein vereinigen. Zwei weitere „Fünfer“, die zu einer gemeinsamen Gemeinde werden, betreffen Pöllau, Rabenwald, Saifen-Boden, Schönegg bei Pöllau und Sonnhofen sowie Puchegg, Riegersberg, Schachen bei Vorau, Vorau und Vornholz.

19 Gemeinden bleiben selbständig: Söchau, Ottendorf an der Rittschein, Bad Blumau, Burgau, Großsteinbach, Ebersdorf, Stubenberg am See, Pöllauberg, Greinbach, Hartberg-Umgebung, Hartberg, St. Johann in der Haide, Lafnitz, Friedberg, Pinggau, Schäffern, St. Lorenzen am Wechsel, St. Jakob im Walde und Wenigzell.

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