5,3 Millionen Stunden: Der enorme Zeitaufwand wird bei den Freiwilligen Feuerwehren zu einem immer größeren Problem. Sie finden keine Kommandanten. In seiner Serie über die FREIWILLIGEN FEUERWEHREN beleuchtet Karlheinz Lind ab sofort die steirischen Feuerwehren.
Diese Zahl ist beeindruckend: Insgesamt 5,3 Millionen Stunden Freizeit wurden von den steirischen Feuerwehrmitgliedern im Jahre 2013 in unentgeltlicher Arbeit im Interesse und zur Sicherheit der Mitmenschen umgewandelt. Stunden, die Hab und Gut sowie Menschen- und Tierleben gerettet haben. Doch wenn man meint, die Einsätze würden den Löwenanteil der Zeitaufwendungen einnehmen, dann irrt man. Gut 4,8 Millionen Stunden entfallen auf Übungen sowie Verwaltung, Wartung, Ausbildung, Bewerbe, Finanzmittelaufbringung und Veranstaltungen. Dies wird an diesem konkreten Beispiel anschaulich aufgezeigt: Hauptbrandinspektor Hans Jürgen Ferlitsch ist Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Hörmsdorf (Bezirk Deutschlandsberg): „Im Prinzip sind wir mit unseren 55 Mitgliedern, 36 davon aktiv, eine durchschnittliche Freiwillige Feuerwehr in der Steiermark. Aufgrund des extrem hohen Verwaltungsaufwandes bringe ich rund 800 Stunden meiner Freizeit pro Jahr für unsere Feuerwehr auf.“ Dieses enorme Zeitpotential sei auch der Grund, warum es immer schwieriger wird, Kommandanten für Feuerwehren zu finden. Gerade in Abwanderungsgemeinden wird es immer herausfordernder, wichtige Führungspositionen zu besetzen.
Personalmangel
Im Jahr 2013 mussten die Kammeraden der Freiwilligen Feuerwehr Hörmsdorf zu rund 30 Einsätzen ausrücken, wovon im Durchschnitt zwischen drei bis fünf Einsätze auf Brandbekämpfungen entfallen, der Rest waren technische. Ferlitsch weiter: „Gerade die Tageseinsatzbereitschaft bereitet uns in Hörmsdorf immer wieder Probleme. Vor rund zwei Jahren wurde die Altersgrenze für den aktiven Einsatzdienst glücklicherweise von 65 auf 70 Jahren erhöht.“ Dadurch seien öfter rüstige Pensionisten zur Stelle. „Auch Vollerwerbslandwirte als Feuerwehrmitglieder gibt es bei uns kaum noch, die für den Tageseinsatz bereit wären.“
Deshalb legt man auch besonderen Wert auf die Jugendarbeit. Ferlitsch weiter: „Wir haben in unserem Löschbereich zwar keine Schule, aber zwei Kindergärten. Dort halten wir jährlich Brandschutz- und Schauübungen ab.“ Deshalb ist der umtriebige Kommandant, der übrigens auch für die Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehren auf Bezirksebene verantwortlich ist, stolz darauf, auch eine Feuerwehrjugend zu haben: „Von den rund 6500 Einsatzstunden pro Jahr investieren wir knapp 1000 nur in die Jugendarbeit.“
Nächste Woche: Teil 2 – Freiwillige Feuerwehren und ihre Altersstruktur.
Steirische Wehren
Derzeit gibt es in der Steiermark 692 Freiwillige Feuerwehren, 84 Freiwillige Betriebsfeuerwehren sowie eine Berufsfeuerwehr. Bei knapp 300.000 Gesamttätigkeiten wurden rund 5,4 Millionen Stunden auf freiwilliger Basis im Dienst am Nächsten erbracht. Die steirischen Feuerwehrkräfte rückten somit im Jahre 2013 zu über 12.000 Brandeinsätzen und zu gut 38.000 Technischen Einsätzen aus.