Auf den Almen fürchtet man sich vor Herden, die durch Wölfe in Panik geraten könnten. Die Almbauern haben daher eine klare Forderung.
Die Almsaison – in der Steiermark gibt es knapp 1700 Almen – hat voll begonnen. Schon vor einem Monat wurden die Niederalmen bestoßen und in den letzten Tagen kam das Vieh auf die Hochalmen. Aufgrund der Winterfeuchte und der großen Niederschlagsmengen ist auch genug Futter da.
Eigentlich könnte man meinen, dass einem guten Almjahr nichts im Wege stünde. Trotzdem rumort es unter den auftreibenden Bauern. Die Angst vor dem Wolf geht um und sorgt unter den Landwirten für große Verunsicherung. Vor allem, seit fix nachgewiesen ist, dass das Ende Mai im Wald am Schoberpass gerissene Mutterschaf ein Wolf getötet hat. Anton Hafellner, der Obmann der steirischen Almbauern, weiß aus zahlreichen Gesprächen, wie angespannt seine Berufskollegen aufgrund des Auftauchens des Wolfs sind. Er stellt fest, dass es niemand versteht, warum dieses Raubtier in punkto Bejagung einen derart großen Schutz genießt.
Verletzungsgefahr
Karl Brandner, Almbauer im Sölktal, spricht sogar von einer großen Ohnmacht, „weil man sich als Betroffener nicht wehren und sich selbst nicht gegen den Wolf schützen darf.“ Der Kern des Problems liegt darin, dass die Rinder sensibel darauf reagieren, wenn ein Wolf in der Nähe ist. „Dieses Raubtier kann die Rinderherde ganz schön durcheinanderbringen“, betont Brandner und stellt die Frage: „Wer übernimmt die Verantwortung, wenn es tatsächlich einen Personenschaden durch eine Herde gibt, die in Panik geraten ist?“ Abgesehen davon, dass sich Tiere, die aufgeschreckt werden, bei ihrer Flucht selbst schwer verletzen können.
Klare Botschaft
Aus der Sicht der Almbauern gibt es eine klare Botschaft. Sie wollen eine Wolf-freien Zone. „Der Wolf ist ein Raubtier und kein Kuscheltier! Er macht dort Beute, wo es ihm leicht gemacht wird. Und die Herde auf einer Alm ist für ihn wie ein reich gedeckter Tisch“, betont Almbauernobmann Hafellner. In dasselbe Horn stößt LK-Präsident Franz Titschenbacher: „Die Almbewirtschaftung ist ganz wichtig für unsere Kulturlandschaft. Dafür müssen aber auch die Rahmenbedingungen passen. Daher muss das Wolf-Thema auf allen Ebenen – ob Land, Bund oder EU – ernst genommen werden!“
Morgen, Freitag, wird beim Treffen aller österreichischen Agrarreferenten – so Landesrat Hans Seitinger – der Wolf ein wichtiges Thema in den Gesprächen sein. „Unsere Meinung ist, dass wir in dieser Frage präventiv vorgehen müssen. Ganz wichtig ist es auch, dass betroffenen Bauern bei der Beweisführung rasch und unkompliziert geholfen wird.“ Die von verschiedenen Tierschutzorganisationen immer wieder eingebrachten Vorschläge der Einzäunung von Almen in Berggebieten betrachtet er als ebenso unrealistisch wie eine dauerhafte Bewachung durch Hirten.
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