Auch in den Gemeinden ist eine geordnete Hofübergabe beim Bürgermeisterwechsel das Um und Auf einer erfolgreichen Politik.
Der konkrete Termin für die Gemeinderatswahlen in der Steiermark im Jahr 2019 steht noch nicht fest. Fix ist aber, dass die Bürger und Bürgerinnen in etwa einem Jahr in 286 Gemeinden – mit Ausnahme der Landeshauptstadt Graz – wieder ihre Vertretungen wählen werden. „Ein Jahr vor der Wahl ist ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel, falls er vorgesehen ist“, betont der langjährige VP-Bezirksparteiobmann von Graz-Umgebung, Ernst Gödl, „weil dann kommt der Bürgermeister-Bonus noch zur Geltung.“
Im Bezirk Graz-Umgebung gab und gibt es derzeit die meisten Veränderungen an der Gemeindespitze. Gleich in fünf Kommunen kam beziehungsweise kommt es zu einem Wechsel. In Wundschuh lenkt seit wenigen Tagen Barbara Walch die Gemeindegeschicke. Im benachbarten Kalsdorf bei Graz steht jetzt Manfred Komericki ganz vorn.
Sitzung am Sonntag
In drei weiteren Gemeinden treten die amtierenden Bürgermeister demnächst ab. Der am längsten dienende unter ihnen ist der Landwirt Anton Weber aus Dobl-Zwaring. Am 10. März – exakt 25 Jahre nach seiner Wahl zum Bürgermeister – legt Weber im Rahmen einer am Sonntagvormittag stattfindenden Gemeinderatssitzung all seine politischen Ämter zurück und lädt nachher zum gemeinsamen Abschiedsfest ein. „Gefeiert habe ich schon immer gerne“, erklärt Weber, dem mit Waltraud Walch eine Frau nachfolgen wird.
Der dann wohl jüngste steirische Bürgermeister wird am 12. März in Kainbach bei Graz gewählt. Just am Tag der Bürgermeisterwahl feiert Matthias Hitl seinen 25. Geburtstag. „Dieses Datum werde ich mir daher leicht merken“, schmunzelt der beruflich als Brandsachverständiger tätige Mann. Er löst Manfred Schöninger ab, der seit dem Jahr 2000 die Geschicke der Gemeinde lenkt.
Wechsel in Hitzendorf
Ende März gibt auch die Bäuerin und steirische EU-Spitzenkandidatin Simone Schmiedtbauer ihr Amt als Bürgermeisterin der Marktgemeinde Hitzendorf ab. Diese Funktion hat sie – wie sie in ihren Reden oftmals vermittelt hat – stets mit viel Herzblut ausgeübt. Ihr Nachfolger als Bürgermeister wird Andreas Spari, neuer Parteiobmann von Hitzendorf ist Thomas Gschier.
Für den Landesobmann der Kommunalpolitischen Vereinigung, Erwin Dirnberger, ist eine geordnete Hofübergabe in jeder Gemeinde das Um und Auf. „Wenn der neue Bürgermeister nicht von einer breiten Mehrheit getragen wird und es gar zu einer Kampfabstimmung kommt, dann ist das meist die Grundlage für einen späteren politischen Misserfolg und kann sogar zu einer innerparteilichen Spaltung führen“, mahnt Dirnberger.
In „seinem“ Bezirk Voitsberg kam es kürzlich auch zu einem Bürgermeisterwechsel. In Geistthal-Södingberg wurde Klaudia Stroißnig neue Gemeinde-Chefin. Sie ist davon überzeugt, dass der Zeitpunkt der Staffelübergabe gut gewählt wurde. „Bei der nächsten Gemeinderatswahl kann man vielleicht noch Vorschusslorbeeren, Verständnis und den Zauber des Neuen mitnehmen“, sagt Stroißnig.
Wenig Bürgermeisterinnen
Als Frau zählt die neue Bürgermeisterin nach wie vor zur Minderheit im Kreis der Gemeindeoberhäupter. „Man ist kritischer zu sich selbst und fragt sich, ob man den Erwartungen genügen und alles – auch in der Familie – zusammenhalten kann“, sagt die Weststeirerin. Ihr Entschluss fiel eindeutig aus: „Ich habe es mir sehr lange überlegt, aber jetzt freue ich mich auf meine neue Aufgabe!“
Beitragsbild: Brodschneider