Der Schutz des (bäuerlichen) Eigentums ist ein hoher Wert, der aber von immer mehr Seiten ignoriert wird.
Der neueste Angriff auf bäuerliches Eigentum hat zwei Räder, einen Stahlrahmen, eine Federgabel und Scheibenbremsen. Immer mehr Mountainbiker organisieren sich und verlangen eine völlige Freigabe der Forststraßen für die Ausübung ihres Hobbys. Und sollte ein Forstwirt die Mountainbiker anzeigen, wird sogar mit öffentlichkeitswirksamen Demonstrationen gegen solche Grundbesitzer gedroht.
Forstgesetz
Der Leiter der Forstabteilung in der steirischen Landwirtschaftskammer, Stefan Zwettler, verweist auf das Forstgesetz, wonach das Befahren oder Reiten auf Forstwegen nur mit Zustimmung des Waldeigentümers erlaubt ist. „Wir als Interessensvertretung wollen eine Öffnung der Forststraßen ausschließlich auf Basis der Freiwilligkeit mit einer rechtlichen Absicherung. Das Eigentum darf nicht in Frage gestellt werden.“
Oft hat man aber das Gefühl, dass die Freizeitsportler auf Gesetze pfeifen und ernst gemeinte Hinweise der Bauern, Jäger und Interessensvertreter ignorieren. Ein Beispiel dafür sind die Tourengeher. Der aus dem Bezirk Murau stammende Bauernbunddirektor Franz Tonner grollt: „Sie fahren mit ihren Skiern dort ab, wo es ihnen gerade passt und nehmen dabei auch immer größere Gefahren in Kauf.“
Lenkend eingreifen
Tonner erzählt: „Wir haben zum Beispiel versucht, die Tourengeher auf markierten Wegen auf den Preber und die Tockner-Alm zu führen und so lenkend einzugreifen, dass die Gräben als Ruheräume für das Wild frei bleiben. Vielen ist das aber völlig egal und der Druck auf das Gamswild steigt.“
Es ist vor allem dieser wachsende Egoismus in der Gesellschaft, der für Verärgerung in der Bauernschaft sorgt. Ganz stark spürbar wird das bei Fragen der Hundehaltung. Wenn die Hundebesitzer ihre vierpfotigen Lieblinge bei den Spaziergängen von der Leine nehmen und sie überall herumlaufen lassen, wird das zum Problem. Vor allem auch deshalb, weil überall die Hundstrümmerln zurückbleiben. „Wir freuen uns über jeden, der unseren Theater-Wanderweg beschreitet“, erklärt Bürgermeister Franz Lindschinger aus St. Josef in der Weststeiermark. „Wenn aber – wie erst kürzlich vorgekommen – eine Gruppe von 15 bis 20 Personen mit 40 bis 50 Hunden unterwegs ist und sich niemand Gedanken um den zurückbleibenden Hundekot macht, ist das ärgerlich.“ Die St. Josefer haben daher eigene Tafeln aufgestellt, auf denen sie die Hundehalter auf ihre Pflichten aufmerksam machen.
Schwammerlsuchen
Das Thema des Missbrauchs beim Schwammerlsuchen dürfte heuer in der Steiermark nicht so heiß gegessen werden, wie es in früheren Jahren schon gekocht worden ist. „Es ist egal, ob einer zwei, drei oder vier Kilo brockt“, meint der Brucker Kammerobmann Johann Madertoner. „Abzulehnen sind größere Gruppen, die gewerbsmäßig -Schwammerln suchen und womöglich sogar ins Ausland bringen.“ Ein Problem tut sich bei manchen Schwammerlsuchern aber schon auf: „Sie parken immer wieder an unmöglichen Stellen.“, klagt Madertoner.
Verordnungen
Ein Dauer-Thema in der Landwirtschaft sind die gesetzlichen Eingriffe auf Grund und Boden. Die Ausdehnung der Wasserschongebiete im Süden der Steiermark wird von den Bauern als eigentumsfeindlich empfunden. Ebenso viele Ausweisungen von Natura 2000-Gebieten. Vizepräsident Maria Pein vertritt dazu eine klare Position: „Natur-, Umwelt- und Gewässerschutz kann man nur in Zusammenarbeit mit den Bauern machen. Wenn es zu Einschränkungen kommt, müssen diese entschädigt werden.“
Aktivisten
Zu den wohl dramatischsten Angriffen auf bäuerliches Eigentum zählt, wenn sich so genannte Tierschutz-Aktivisten in nächtlichen Aktionen unerlaubten Zugang in Ställe verschaffen. Einen solchen Hausfriedensbruch hat der Hartberger Kammerobmann Hans Reisinger vor drei Jahren selbst erleben müssen: „Das ist eine ganz große Gemeinheit. Es ist nicht nur ein massiver Angriff gegen den Betrieb, sondern ruft auch in der Familie eine große Verunsicherung hervor, die lange Zeit anhält.“
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