Im Interview: Mario Marbler

von Karl Brodschneider

Über aktuelle Blumentrends und die Bedeutung des Muttertags für die Gärtner und Floristen berichtet deren Sprecher Mario Marbler. 

 

 

NEUES LAND: An diesem Sonntag feiern wir den Muttertag. Welche Bedeutung hat dieser Tag für die Gärtner und Floristen?

Mario Marbler: Zuerst möchte ich betonen, dass wir alle Mütter und Großmütter haben und unsere Dankbarkeit auch damit zeigen, dass wir ihnen Blumen schenken. Neben dem Valentinstag ist der Muttertag für unsere Branche sicher der größten Blumen-Tag im Jahr. Das Schöne ist, dass jetzt unsere heimische Produktion schon voll im Gang ist. Da haben wir in Graz und in der ganzen Steiermark wirklich großartige Produzenten.

 

NL: Welche Trends gibt es heuer bei den Blumen?

Marbler: Das ist sicher die Trendfarbe Veri Peri, die uns auch bei den Blumen sehr stark begleitet und die sich aus einem wunderschönen Lila-Ton und einem Rot-Stich zusammensetzt. Sowohl die Arrangements bei den Trockenblumen als auch bei den Frischblumen mit ihrem ganzen Farbspektrum orientieren sich an dieser Farbe. Grundsätzlich gilt aber. Wenn ich weiß, was der Mutter besonders gut gefällt, dann schenke ich ihr das.

Rund um den Muttertag haben aber auch Pfingstrosen, Levkojen, Löwenmaul, Flieder, Hortensien, Phlox, Lisianthus, Bartnelken oder Mohn – sie kommen alle aus heimischer Produktion – Saison. Sie bieten zusammen mit natürlichen Materialien wie zum Beispiel frischen Blütenzweigen und Blättern überraschende und einzigartige Kontraste. Rote Rosen sind seit jeher der Klassiker. Sie werden meist ohne Beiwerk verarbeitet, da sie ihre Symbolkraft von allein ausstrahlen.

 

Immer mehr Blumen-Abos

NL: Wie stark setzen sich Kundenangebote wie zum Beispiel Blumen-Abos oder Blumen-Gutscheine durch?
Marbler: Die Blumen-Abos kommen immer stärker. Früher war es hauptsächlich ein Thema für Betriebe, aber während Corona ist das auch in den privaten Bereich hineingegangen. Wöchentlich, monatlich oder zu bestimmten Festtagen bekommt man ein Sträußchen oder einen großen Strauß zugestellt.

 

NL: Die Energiepreise, vor allem die Gaspreise, sind in den letzten Monaten explodiert. Wie sehr macht das den Betrieben in Ihrer Branche zu schaffen?

Marbler: Die Produzenten leiden durch die extremen Steigerungen beim Gas sehr und wissen oft nicht mehr, wie sie weitermachen sollen. Eigentlich betrifft das alle in unserer Branche, denn wir haben jetzt noch viel beheizte Ware.

 

NL: Die Frage der Herkunft spielt bei vielen landwirtschaftlichen Produkten eine große Rolle. Wie schaut es damit bei den Blumen aus?

Marbler: Wir greifen auf einen großen Pool an heimischen Produkten zurück. In unserem Fall kommen zum Beispiel 95 Prozent der Rosen und Gerbera, die wir führen, direkt aus einer Grazer Gärtnerei. Mit importierter Ware setzen wir noch zusätzliche Akzente. Eukalyptus ist zum Beispiel ein solches Schnittgrün, das nur teilweise bei uns produziert wird und daher auch zugekauft werden muss. Bei den Pflanzen sind es derzeit vor allem Oliven- oder Zitronenbäumchen, die gerne geschenkt werden, wo aber den Kunden klar ist, von wo sie herkommen. Balkonblumen kommen zur Gänze aus der Region.

 

NL: Fragen Kunden nach, von wo die Blumen sind?

Marbler: Ein großer Teil tut es schon. Wir teilen es ihnen auch selbst gerne mit. Wenn ich im Verkauf bin, habe ich eine richtige Freude damit, wenn ich erklären kann, dass die Rose nicht nur so schön ist, sondern aus Graz kommt. Man merkt das auch an der Qualität. Die Rose hat praktisch keinen Transportweg gehabt und bleibt somit länger beim Kunden.

 

Corona-Zeit

NL: Machen wir einen Blick auf die beiden letzten, von der Corona-Pandemie geprägten Jahre. Viele Feste, Bälle, Hochzeiten und private Feiern konnten nicht stattfinden. Wie hat sich das auf Ihre Sparte ausgewirkt?

Marbler: Betriebe, die vor allem auf Eventfloristik oder Hochzeiten ausgelegt sind, haben unter Corona wahnsinnig gelitten. Grundsätzlich ist unsere Branche aber sehr vielseitig aufgestellt. Daher hat sich vieles eher verschoben, zum Beispiel war der Gartenbereich gefragter denn je. Es wurden aber auch zahlreiche Blumengeschenke persönlich zugestellt. Jetzt merken wir, dass vieles nachgeholt wird, das trifft vor allem auf Hochzeiten zu.

 

NL: Immer mehr Berufssparten klagen unter einem Mangel bei Facharbeitern und Lehrlingen. Wie geht es Ihrer Sparte damit?

Marbler: Unsere Betriebe verspüren auch einen Fachkräfte- und Lehrlingsmangel. Dazu kam, dass wir während Corona auch Probleme mit Krankenständen hatten. Oft sind gleich zwei oder drei Mitarbeiter gleichzeitig ausgefallen, die Arbeit musste trotzdem gemacht werden. Wir merken aber auch, dass immer mehr Quereinsteiger im Gartenbau und in der Floristik arbeiten wollen und eine Ausbildung starten. Schließlich ist das ja auch ein wunderschöner Beruf, wo man sieht, wie etwas wächst und gedeiht. Und in der Floristik kann man wahre Kunstwerke schaffen, und das jeden Tag aufs Neue.

 

Zur Person

Mario Marbler ist seit Februar 2022 Obmann der ARGE der Gärtner und Floristen. Gemeinsam mit seiner Gattin Kerstin führt er seit dem Jahr 2005 „Blumen Engele“ nahe der Feuerhalle am Grazer Zentralfriedhof. Das Geschäft wurde 2019 nach einem Totalumbau als Österreichs erste Florathek wiedereröffnet. Der Betrieb wurde 1965 von seinen Großeltern gegründet. Mario Marbler ist Absolvent der Gärtnerischen Handelsschule Grottenhof-Hardt, Gärtnermeister und Florist. Seine Gattin, mit der er zwei Kinder hat, ist Floristmeisterin.

 

 

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