Frauenpower auf dem Land

von Karl Brodschneider

Die Landwirtschaftskammer Steiermark stärkt mit der erstmalig erfolgten Kür der „Hofheldinnen 2022“ das weibliche Unternehmertum in der Landwirtschaft.

 

„Wir stellen die außergewöhnlichen Leistungen der Bäuerinnen, die jeden Tag mit vollem Einsatz, enormem Fleiß und hoher Kompetenz mit der Erzeugung von nachhaltigen regionalen Lebensmitteln wirtschaftlich erfolgreich sind, ins Licht der Öffentlichkeit“, betonte Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein bei der allerersten Auszeichnung der Hofheldinnen. Als innovative Trendsetterinnen, Managerinnen zwischen Tradition und Moderne sowie zukunftsorientierte mutige Einsteigerinnen ist es für die bäuerlichen Unternehmerinnen eine Selbstverständlichkeit, auch die großen Zukunftsthemen wie Klimaschutz oder Tierwohl anzupacken. Gleichzeitig halten sie aber auch mit viel Engagement und Begeisterung Traditionen rund um Landwirtschaft, Familie und dörfliches Leben hoch. Genau deshalb kürt, so Pein, die steirische Landwirtschaftskammer diese Hofheldinnen.

 

 „Die starke Kraft der Bäuerinnen zeigt sich nicht zuletzt darin, dass mittlerweile rund ein Drittel der Höfe von Frauen geführt werden“, freute sich Landesbäuerin Viktoria Brandner über das Engagement der mehr als 30.000 Frauen in der steirischen Landwirtschaft. In ihren Augen soll die Wahl zur bäuerlichen Unternehmerin auch mit landläufigen Klischees im Zusammenhang mit dem Bäuerinnenleben aufräumen und zeigen, dass die Bäuerinnen heute innovative, bestens ausgebildete und entscheidungskräftige Frauen sind, die die Zukunft der Bauernhöfe und den ländlichen Raum entscheidend prägen. Und Kammerdirektor Werner Brugner ergänzte: „Die Bäuerinnen, insbesondere auch die jungen Frauen auf den Bauernhöfen, haben einen besonders innovativen Zugang zur Landwirtschaft.“

Zwei Kategorien

Die Hofheldinnen 2022 wurden in zwei Kategorien – Urproduktion und Diversifizierung – von einer profunden Jury gekürt. Platz 1 in der Kategorie „Diversifizierung“ ging an Elisabeth Wild vom Miniponyhof Wild in Tober bei Passail. Durch ihr Engagement und unternehmerisches Geschick ist es auch möglich, dass der Nebenerwerbsbetrieb nun im Vollerwerb geführt werden kann (siehe auch „Bäuerin der Woche“ auf Seite 31).

Die Zweitplatzierte, Roswitha Zierler, ist auch in Passail daheim und betreibt zusammen mit ihrem Lebensgefährten Peter eine Alpaka- und Bienenzucht. Daraus entwickelten sie einen neuen Betrieb, der traditionelle Landwirtschaft mit innovativen Ideen und Vermarktungsmöglichkeiten verbindet.  

Um als Quereinsteigerin mit einem Nischenprodukt wie Pilzen derart erfolgreich sein zu können, wie es die Drittplatzierte Michaela Friedl aus St. Stefan im Rosental ist, braucht es neben Leidenschaft und Mut vor allem auch viel fachliches Know-how und unternehmerisches Geschick. Die gelernte Diätologin hat bereits neben ihrem Studium mit der Zucht von Austernseitlingen begonnen. Kurz vor dem ersten Lockdown startete sie dann mit dem Verkauf ihrer Pilze.  

In der Kategorie „Urproduktion“ vergab die Jury gleich zwei erste Plätze. Der eine ging an Karin Jöchlinger aus St. Michael in Obersteiermark. Die Mutter von vier Kindern betreibt mit ihrem Mann einen Milchviehbetrieb mit insgesamt 60 Tieren. Sie produziert hochwertige Milchprodukte wie Joghurt, Frischkäse oder Topfen und beliefert Geschäfte in der Region mit diesen naturbelassenen Produkten.  

Den anderen Siegertitel holte sich die Milchbäuerin Heidi Hirn aus Trofaiach. Bei der Vollblutbäuerin hat es sich schon im Kindesalter herauskristallisiert, dass sie den elterlichen Hof einmal übernehmen wird. Die Grabnerhof-Absolventin ist mit der Tierzucht in eine absolute Männerdomäne eingedrungen. 2011 wurde ein neuer tierfreundlicher Rinderstall gebaut. Den Tierbestand hat sie von 20 Milchkühen und 40 Stück Jungvieh im Jahr 2005 auf 50 Milchkühe und 60 Stück weibliche Nachzucht erweitert. Neben der Milchproduktion hat sich Heidi Hirn auch auf die Zucht und den Verkauf von Jungkühen spezialisiert. Ihr Mann Hermann ist LKW-Fahrer, unterstützt sie aber so oft es nur geht.   

Hühner und Schafe

Den dritten Platz in der Kategorie „Urproduktion“ holte sich Martina Gruber aus Stattegg. Während ihres Mikrobiologie-Studiums in Graz lernte sie ihren Mann kennen. Das Studium wurde ad acta gelegt, stattdessen widmete sie sich voll und ganz dem Betrieb, wo es mittlerweile 8.000 Freilandhühner, 120 Mutterschafe, 30 Hektar Wald, eine Nudelproduktion und eine Großfamilie zu betreuen gilt. Beim Zertifikatslehrgang „Agrar-Marketing“ holte sie sich das Rüstzeug, um ihre selbstgemachten Teigwaren professionell vermarkten zu können.  

Insgesamt bewarben sich 19 innovative Bäuerinnen um den Titel „Hofheldin 2022“. Alle beeindruckten durch ihre beachtlichen unternehmerischen Leistungen, mit denen sie wesentlich zum Erfolg ihrer Betriebe beitragen.

 

Foto: LK/Fischer

 

 

 

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