In der Pflege tut sich etwas

von Karl Brodschneider

Die Pflegereform stößt auf breite Zustimmung, attraktiviert den Pflegeberuf und bringt Verbesserungen für pflegende Angehörige.

 

Jahrelang wartete man auf die längst überständige Reform im Pflegebereich. Zwei Jahre Pandemie setzten dem Pflegepersonal und den pflegenden Angehörigen zusätzlich zu. Jetzt ist die Bundesregierung endlich ins Tun gekommen und präsentierte ein detailliertes Maßnahmenpaket. Es soll dazu beitragen, die Personalnot in der Pflege zu beseitigen und den Pflegeberuf durch mehr Geld und Freizeit attraktiver zu machen. Auffallend ist, dass die Regierung für ihr angekündigtes Maßnahmenpaket, in das sie bis zum Ende der Legislaturperiode eine Milliarde Euro steckt, viel Zustimmung erhalten hat. Gewerkschaften, Pflegeorganisationen, die Ärztekammer und Gemeindevertreter äußerten sich dazu sehr lobend. Dagegen sahen die politischen Oppositionsparteien darin wenig Neues.

Die Pflege daheim

„Gerade die Menschen am Land und in den bäuerlichen Familien pflegen die ältere Generation üblicherweise selbst zu Hause. Mit dem von der Bundesregierung präsentierten Pflegereformpaket erhalten die vielen pflegenden Angehörigen eine spürbare Unterstützung und eine Anerkennung für ihre fordernde Arbeit“, freute sich Bauernbund-Präsident Georg Strasser. In der Pflege leisten vor allem die Bäuerinnen unglaublich wichtige Arbeit. Dazu sagte Strasser: „Fast sieben Jahre lang wird im Schnitt zu Hause gepflegt. In dieser Zeit wird externe Unterstützung dringend benötigt. Mit der Pflegereform kann der steigende Bedarf an Pflegekräften abgedeckt und somit auch die Pflege zu Hause weiterhin ermöglicht werden.“

Das Paket umfasst unter anderem einen Angehörigenbonus von 1.500 Euro ab Pflegestufe 4 (ab 2023), Verbesserungen beim Anspruch auf Ersatzpflege und den Entfall der Anrechnung der erhöhten Familienbeihilfe auf das Pflegegeld. „Nach ersten Schätzungen werden in Österreich rund 30.000 Personen den Angehörigenbonus erhalten und rund 45.000 Personen vom Entfall der Anrechnung der erhöhten Familienbeihilfe auf das Pflegegeld profitieren“, so Strasser.

Berufsimage verbessern

Neben den Maßnahmen für pflegende Angehörige wird mit der Pflegereform ein Schwerpunkt auf die Attraktivierung des Pflegeberufs und der Ausbildung gelegt, um den Bedarf an zusätzlichen Pflegekräften bis 2030 abzudecken. In den kommenden zwei Jahren erhält jeder Mitarbeiter einen monatlichen Gehaltsbonus. Für Auszubildende gibt es zumindest 600 Euro pro Monat beziehungsweise pro Praktikumsmonat. Umsteiger und Wiedereinsteiger erhalten unter gewissen Bedingungen 1.400 Euro monatlich. Pflegekräfte erhalten ab ihrem 43. Geburtstag Anspruch auf eine zusätzliche Entlastungswoche zur Erholung. Im Bereich der Zuwanderung von ausgebildeten Pflegefachkräften wird es Erleichterungen geben.

Zustimmung kam auch vom österreichischen Gemeindebundpräsidenten Alfred Riedl. „Die präsentierten Maßnahmen sind wichtige Schritte, um das Pflegesystem in die Zukunft zu führen“, sagte Riedl. „Einige Reformvorschläge des Gemeindebundes, die wir bereits im Jahr 2019 in unserem Positionspapier gefordert haben, werden nun endlich umgesetzt. Klar ist aber, dass ein weiterer großer Reformwurf noch ausständig ist. Die langfristige Zukunftsfinanzierung der Pflege ist ungeklärt und muss dringend angegangen werden“, so Riedl.  

Ausbildung

Auch die steirische Gesundheits- und Bildungslandesrätin Juliane Bogner-Strauß freute sich über das vorgestellte Maßnahmenpaket. Vor allem strich sie die substantielle Verbesserung in allen Bereichen der Ausbildung und die Umsetzung eines Pilotprojekts zur Pflegelehre hervor. Sie betonte: „Der Ausbildungszuschuss von mindestens 600 Euro pro Monat geht in die Richtung, die bereits in der Steiermark mit der Anhebung des Taschengelds eingeschlagen wurde. In der Steiermark werden wir mit den neu geschaffenen Instrumenten des Pflegedialogs und des Pflegebeirats diesen Steilpass der Bundesregierung mit Gefühl und Umsicht aufnehmen und die Chance auf eine Pflege der Zukunft, die fair, menschlich und leistbar ist, verwerten.“

In der Steiermark sind aktuell 130.000 Personen älter als 75 Jahre. Insgesamt gibt es in steirischen Pflegeheimen 15.091 Betten. Zurzeit beziehen 80.000 Steirerinnen und Steirer Bundespflegegeld. 19.000 Personen nehmen mobile Pflege- und Betreuungsdienste in Anspruch.

 

Beitragsfoto: AdobeStock

 

 

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