Viele Bauernhöfe sind weiblich

von Karl Brodschneider

Weltfrauentag: Junge steirische Bäuerinnen treten als Mutmacherinnen auf und erzählen, wie sie alles unter einen Hut bringen.

 

Rund 30.000 Frauen üben in der Steiermark den Beruf Bäuerin aus, etwa 38 Prozent davon sind auch Betriebsführerinnen. Mit der Vorstellung von vier jungen Bäuerinnen zeigten die steirische Landwirtschaftskammer und Bäuerinnenvertretung angesichts des Weltfrauentages am 8. März auf, dass der Bäuerinnenberuf Zukunft hat. Wichtig sind dafür aber die Rahmenbedingungen. Das beginnt schon bei der Partnerschaft. „Dieses Ausverhandeln der gleichberechtigten Rollen ist oft nicht einfach, erfordert Mut und Zähigkeit, ist durchaus auch mit Rückschlägen verbunden, aber zur Erreichung der Gleichstellung extrem wichtig“, leitete Vizepräsidentin Maria Pein ein. Weiters sagte sie: „Die Bäuerinnen und Frauen brauchen verlässliche institutionelle Entlastungen bei der Kinderbetreuung und Altenpflege, sie müssen auch eine gut funktionierende digitale Infrastruktur mit schnellem Internet, eine gute ärztliche Versorgung auch in Form von Ärztezentren, soziale Angebote sowie Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten vorfinden.“  

 

Miteinander am Hof

Elisabeth Flucher wird heuer im Sommer den elterlichen Hof in Untergiem übernehmen. Die Landwirtschaftslehrerin hat für sich klare Spielregeln festgelegt. Wichtig sind ihr neben dem wertschätzenden Miteinander von Jung und Alt vor allem eine angemessene Work-Life-Balance mit Freizeit und Urlaub, was aber Ersatzarbeitskräfte erfordert.  

 

Auch Beate Horvatek aus Semriach ist Lehrerin und arbeitet an drei Tagen in der Woche in Deutschlandsberg. Vor acht Jahren hat sie den bis dahin verpachteten Betrieb ihres Onkels übernommen. Am Schusterhanshof gibt es Mutterkühe, Ziegen, Legehennen, Gänse und die Direktvermarktung. Immer wieder wird die Akademikerin und Mutter einer dreijährigen Tochter mit der Frage „Warum tust du dir das an?“ konfrontiert. „Ich mache das alles einfach gern“, gibt sie dann zur Antwort, betont aber: „Ich will aber nicht, dass meine Arbeit von allen als selbstverständlich gesehen wird.“

 

Für die ausgebildete Diplomkrankenschwester, Ernährungspädagogin und Obstbäuerin Jeni Pöschl aus St. Marein bei Graz sind die vielfach fehlende Wertschätzung, die Wetterabhängigkeit und die geringen Produktpreise trotz enormer Arbeitsleistung besonders große Herausforderungen. „Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für unsere Lebensmittel und hoffe, dass dadurch ihr Wert steigt und faire Preise bezahlt werden“, so Pöschl.  

 

Durch die Heirat ist die gebürtige Obersteirerin Martina Kiefer Bäuerin in St. Martin im Sulmtal geworden. Die letzten Jahre war sie aufgrund ihres Studiums und Berufs hauptsächlich in Wien. Am Ackerbau- und Forstbetrieb sollen heuer erstmals Weideochsen eingestellt werden. „Das ist meine große Leidenschaft“, lässt sie wissen. Weiters schneidet sie ein Thema an, das Frauen betrifft, die am Hof mitarbeiten, aber nicht verheiratet sind. Das ist die fehlende Unfallversicherung. „Hier muss etwas geschehen“, fordert Kiefer.

 

Soziale Absicherung

Diesen Ball greift Landesbäuerin Viktoria Brandner auf. Im Zuge der Herbstkampagne macht die Bäuerinnenorganisation heuer die soziale Absicherung der Bäuerinnen unter dem Motto „Plötzlich Bäuerin – was jetzt?“ zum Thema. Dazu Brandner: „Nichts ist im Falle eines Schicksalsschlages schlimmer als zu bemerken, dass das soziale Fangnetz teilweise oder sogar zur Gänze fehlt. Wir wollen bei zahlreichen Veranstaltungen vor allem junge Bäuerinnen und Quereinsteigerinnen ansprechen und gemeinsam rechtliche und sozialrechtliche Bestimmungen erörtern.“ Außerdem wird es eine Broschüre zu diesem Thema geben.

 

Foto: LK/Danner

 

 

 

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