Anna Ambrosch gewann in einem spannenden Finale den Bio-Award 2019. NEUES LAND schaut hinter die Kulissen auf ihrem Jaklhof.
Zahlreiche Gäste erwarteten vergangenen Freitag im Frischehof in Leibnitz mit großer Spannung das Ergebnis des Bio-Awards 2019. Drei Finalisten ritterten dabei um diesen beliebten Titel, den schließlich Anna Ambrosch aus Kainbach bei Graz für sich entscheiden konnte. Landesrat Hans Seitinger gratulierte allen Finalisten herzlich und sprach einen großen Dank an alle Biobauern des Landes aus. NEUES LAND besuchte nun die Gewinnerin auf ihrem Jaklhof und blickt hinter die Kulissen ihrer gemeinschaftsgetragenen Landwirtschaft.
Jaklhof
An der Stadtgrenze nordöstlich von Graz kultiviert der Familienbetrieb seit 1993 biologisch Gemüse und Obst. Mit sieben Hektar Acker- und Grünland in teilweise schwieriger Hanglage und sieben Hektar Wald zählt der Jaklhof zu den klassischen kleinbäuerlichen Betrieben der Steiermark. Anna Ambrosch studierte an der Boku Wien und war mehrere Jahre Beraterin bei der Landwirtschaftskammer und später bei der Bio Ernte Steiermark. Nach einem tragischen Todesfall in der Familie entschied sie sich 2014 den Betrieb weiter zu führen. Auch ihre Mutter Anna und ihre Tochter Magdalena sind mit dabei und die drei Damen bewirtschaften den Hof nach dem Motto „Wir säen Zukunft“. Die frisch gebackene Gewinnerin des Bio-Awards dazu: „Unsere Stärken liegen in der Vielfalt und im Anbau samenfester Sorten. Fast das gesamte Saatgut vermehren wir selbst. Damit leisten wir einen echten Beitrag zur Ernährungssouveränität.“
Die Gemeinschaft
Die reichhaltige Ernte des Betriebes wird im System der gemeinschaftsgetragenen Landwirtschaft (GeLaWi) an 150 Ernteteiler vergeben. Dabei erhalten die Kunden wöchentlich von Februar bis Weihnachten saisonal und biologisch produziertes Gemüse und Obst. Dafür stellen sie dem Hof die Finanzmittel für die jährliche Kostendeckung des Betriebes zur Verfügung und tragen eventuelle Ernteausfälle mit. Für 25 Euro pro Woche und einem kleinen monatlichen Beitrag für Investitionen bekommen die Ernteteiler ein Gemüse- und Obstkistl, das für den Bedarf von zwei Personen ausgelegt ist. Das Besondere an dieser Vermarktungsform ist, dass viele Kunden im Zuge des sogenannten „Hof-Einischauns“ aktiv mitarbeiten und so auch einen Einblick in die Produktion ihrer Lebensmittel bekommen. Gemeinsam mit den Ernteteilern werden jedes Jahr ein Willkommens- und ein Erntedankfest gefeiert.
Ihre Vision von standortangepassten und samenfesten Sorten lebt die ambitionierte Biobäuerin unter anderem in der Arbeitsgruppe „Bauernparadeiser“ aus. Bei diesem Projekt, bei dem sich auch die Boku Wien, die Arche Noah und mehrere Betriebe in Österreich beteiligen, sollen 100 samenfeste Paradeisersorten nicht nur erhalten, sondern auch weiter an die jeweiligen Standorte angepasst werden. Ambrosch dazu: „Unter steirischen, niederschlagsreichen Bedingungen ist bei Tomaten im Freiland die Kraut- und Braunfäule sehr problematisch. Bei diesem Projekt ist es unser Ziel, je eine Cocktail-, Salat- und Fleischtomatensorte für unseren Betrieb zu finden und anzupassen. Bei den Cocktailparadeisern ist uns das schon gelungen.“
Der Bio-Award
Um die engagierte Arbeit der Biobauern in der Steiermark zu würdigen, vergaben Bio Ernte Steiermark und Radio Steiermark 2011 erstmals den Bio-Award. Seitdem werden regelmäßig Betriebe ausgezeichnet, die die Philosophie vom „Ganzen“ der biologischen Landwirtschaft besonders gut sichtbar machen. In diesem Jahr waren unter anderem Hildegard Heinz, unsere Bäuerin des Jahres 2017 und ihr Mann Gottfried aus Thannhausen bei Weiz sowie Bäuerin der Woche Renate Kienzer und ihr Mann Hannes aus Trahütten, nominiert.
Fotos Jaklhof: Momood Photography