Freilaufende Hunde und Hundekot sorgen für Stunk zwischen Bauern und Hundehaltern. Ein Interview mit Franz Tonner zum Thema Eigentum finden Sie hier.
Der Fall eines 51-jährigen Leibnitzer Bauern sorgte vor einem Monat österreichweit für Schlagzeilen. Der Südsteirer war gerade mit Heuarbeiten beschäftigt, als zwei freilaufende Hunde auf der Wiese ihre Notdurft verrichteten. Als der Bauer den Hundebesitzer aufforderte, seine Tiere an die Leine zu nehmen, eskalierte die Situation. Der Landwirt wurde brutal attackiert und erlitt schwere Gesichtsverletzungen. Auch wenn dieses Ereignis nur ein unrühmlicher Einzelfall bleibt, ist das Verhältnis zwischen Bauern und Hundehaltern vielerorts angespannt. „Wir begrüßen die Wanderer“, betont Alois Ninaus aus St. Josef in Weststeiermark, „aber wenn sie Hunde mit sich führen, sollen diese an der Leine gehalten werden.“ Sein bekannter Fleckviehzuchtbetrieb liegt direkt am St. Josefer Theaterweg. Auch wenn die Wanderer und mit ihnen die Hunde schon längst wieder weg sind, bleibt oft etwas zurück, was niemand gerne sieht: der Hundekot, auch als Hundstrümmerl oder Hundehaufen bezeichnet. Dieser Hundedreck kann für die Landwirtschaft gefährlich sein, wenn er Wiesen und Weiden verunreinigt. Sind im Hundekot Neospora-Parasiten erhalten, bleiben diese länger an den Gräsern haften. Kommen diese Parasiten in den Futterkreislauf, kann das zu Totgeburten führen. Das bestätigt auch Tierarzt Johannes Veit aus Wundschuh: „Etwa 20 Prozent der Abortus-Fälle, die infektiös verursacht sind, werden auf die Neosporose zurückgeführt.“ Veit appelliert an die Hundehalter, dass sie ihre Tiere nicht auf den Wiesen und Weiden herumrennen lassen. „Hundekot im Grünfutter und in der Silage ist ekelerregend und mindert die Futterqualität.“ Auch der Grazer Bauer Karl Obenaus sieht die Hundstrümmerl als großes Problem. „Man kann nicht alles einzäunen und ist als Grundbesitzer machtlos, wenn die Hunde in den Acker oder in die Wiese hineinrennen und hier auch ihre Notdurft verrichten.“ Zahlreiche Gemeinden reagieren auf das Hundekot-Problem durch das Aufstellen von Hundesackerl-Automaten. Ein Großteil der Hundehalter nimmt diese Service dankbar an, manche ignorieren aber sämtliche Rechtsvorschriften und Hinweise. Davon wissen auch die heimischen Jäger ein Lied zu singen. Landesjägermeistermeister Heinz Gach erklärt die fatalen Auswirkungen freilaufender Hunde auf heimische Wildtiere. „Wir führen in der Steiermark seit Jahren eine Statistik über nachweislich durch Hunde gerissene Rehe. Das Ergebnis ist erschütternd. Jährlich fallen rund 300 Rehe Hundebissen zum Opfer.“ Dabei ist die Gesetzeslage klar. Gach zitiert: „Hunde auf öffentlichen Plätzen sind mit einem Maulkorb und/oder mit einer Leine zu führen. Da gehört auch der Wald dazu.“ Enorm sind die Schäden durch freilaufende Hunde zu Zeiten der Jungenaufzucht. Von dieser Problematik betroffen sind aber nicht nur Rehe, sondern auch das Rotwild, das Gamswild und das Niederwild.
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