Wertvoller als vermutet

von Karlheinz Lind

Modernste Ausbringungsverfahren, laufende Versuche und genaue Untersuchungen steigern die Bedeutung von Wirtschaftsdünger enorm.

 

Für eine Vielzahl landwirtschaftlicher Betriebe in der Steiermark stellt der hofeigene Dünger die Hauptquelle für die Nährstoffversorgung von Kulturpflanzen auf Ackerflächen sowie insbesondere für Wiesen und Weiden des Dauergrünlandes dar. Wirtschaftsdünger sind keinesfalls ein lästiges Abfallprodukt der Nutztierhaltung sondern ein wertvolles, natürliches Betriebsmittel und zugleich unverzichtbares Element der landwirtschaftlichen Kreislaufwirtschaft. Dies bestätigt auch Heinrich Holzner, der in der Landeskammer Steiermark für den Bereich Düngung und Versuchswesen zuständig ist: „Natürlich hängt der Nährstoffgehalt von Wirtschaftsdüngern sehr stark von Fütterung, Lagerung, Verdünnung sowie dem Ausbringungsverfahren ab. Laut einer internen Berechnung kann der Wert eines Kubikmeters Schweinegülle bei Fütterung mit Maiskornsilage (MKS) mit rund 15 Euro angenommen werden.“ Als Grundlage für die Berechnung dienten die aktuellen Düngemittelpreise.

 

Holzner

Heinrich Holzer

Grundsätzlich sei es laut Holzner besonders wichtig, beim Einsatz von Wirtschaftsdüngern die aktuelle Gesetzeslage einzuhalten: „In diesem Bereich unterstehen wir dem Aktionsprogramm Nitrat. Hier handelt es sich um ein Bundesgesetz, welches im Jahr 2003 erstmals wirksam wurde.“ Derzeit ist die Fassung von 2012 aktuell. Ziel dieses Gesetzes ist, Gewässerverunreinigungen vorzubeugen und zu verhindern. Laut Holzner werden dabei verschiedenste Bereiche wie Ausbringungsverbote, Düngeverbote bei besonderen Bodenverhältnissen, Abstände zu Fließgewässern, benötigte Wirtschaftsdüngerlagerräume für mindestens sechs Monate, Dokumentationspflichten sowie spezielle Maßnahmen in Schon- und Schutzgebieten genau geregelt. „Und man ist gut daran gelegen“, so Holzner, „wenn man sich auch daran hält. Eine Gülleausbringung im Verbotszeitraum kann harte Verwaltungsstrafen sowie massive Ausgleichszahlungsverluste mit sich bringen.“ Der Düngerspezialist abschließend: „Jeder Landwirt muss seinen Wirtschaftsdünger nicht als Abfall, sondern als wertvollen Dünger sehen.“

Um Wirtschafsdünger noch effektiver einsetzen zu können, beschäftigt sich das Versuchsreferat der steirischen Landwirtschaftsschulen mit Sitz in Hatzendorf intensiv mit dem Thema Gülleausbringung auf Getreide, Mais und Hirse. Leiter Dagobert Eberdorfer weiß aktuelles zu berichten: „Aktuell laufen mehrere Versuche mit Gülledüngung und deren Wirtschaftlichkeit bei Körnermais und Getreide, im letzten Jahr auch zu Körnerhirse.“ Besonders interessant sei dabei die Entwicklung bei Getreide. Vor Jahren düngte man rund 20 bis 30 Kubikmeter Gülle pro Hektar, in den Versuchsreihen wurden nun bis zu 100 Kubikmeter Gülle zum Beispiel auf Wintergetreide ausgebracht. Und die Ergebnisse sind verblüffend, so Eberdorfer: „Neue Getreidesorten, geringere Saatgutdichten und eine bessere Gülleverteilung machten diese Mengen möglich, ohne das es zu einer Lagerung der Bestände kam.“

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Thomas Fleischhacker

Auch der Maschinenring Steiermark beschäftigt sich seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema Wirtschaftsdünger und hat unter dem Motto „Ertrag steigern. Kosten optimieren“ das Projekt Nährstoffmanagement ins Leben gerufen. Thomas Fleischhacker ist Technischer Leiter und somit auch Ansprechpartner in diesem Bereich: „Der Maschinenring erhebt, bestimmt und beurteilt die Messwerte des konkreten Nährstoffgehalts der am Hof gelagert Wirtschaftsdünger. Um den betrieblichen Wirtschaftsdünger als wertvolle Ressource bedarfsgerecht, aufwands-, ertragsoptimiert und damit wirtschaftlich gezielt nutzen zu können, müssen der Landwirt zuerst dessen wirklichen Gehalt an relevanten Nährstoffen kennen.“

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