Bodenansprache: Mit allen Sinnen

von NEUES LAND

Jeder Landwirt kann mit einfachen Mitteln selbst eine Bodenansprache durchführen und die ungefähre Qualität seines Bodens beurteilen.

Es gibt bereits viele technische Sensoren am Markt, mit denen die Beurteilung von Bodenqualität und Nährstoffbedarf möglich sein soll. Auch vom All können mit Satelliten bereits Informationen über Grund und Boden bereitgestellt werden. Doch braucht es für eine erste Einschätzung seiner Flächen eigentlich viel weniger, denn mit Händen, Augen, Nase und Ohren haben wir Menschen schon ausgezeichnete Sensoren, mit denen eine Einschätzung des Bodenzustandes (Bodenansprache) wunderbar möglich ist.

Profilgrube

Andreas Bohner lehrt und forscht an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Er versucht bei Vorträgen und Feldtagen dieses einfache und grundlegende Bodenwissen zu vermitteln und den Bauern die Scheu vor der Bodenkunde zu nehmen. Er erklärt: „Alles was wir für eine erste Bodenansprache brauchen, sind ein Spaten, ein Messer und eine Wasserflasche. Darüber hinaus kann man noch etwas Salzsäure und pH-Stäbchen aus der Apotheke besorgen.“ Dann geht es auch schon ins Feld, um zu allererst mit dem Spaten eine kleine Profilgrube zu graben. „Grundsätzlich gilt, je tiefer desto besser. Die obersten zehn Zentimeter sind besonders wichtig, in der Praxis hat sich ein Loch mit 50 bis 60 Zentimetern bewährt“, ergänzt der Bodenkundler.

Andreas Bohner in einer Profilgrube bei einem Feldtag

Andreas Bohner gibt sein Wissen über die Bodenansprache bei Feldtagen weiter. Hier in einem Weingarten. Foto: Lanz

Chemie und Biologie

Welche Informationen nun zu Tage treten hängt natürlich von den geologischen Ausgangsbedingungen und der Bewirtschaftungsweise ab. Bei allen Böden kann aber ähnlich vorgegangen werden. Bohner gibt einen Überblick, wie man den Boden mit seinen Sinnen erfasst: „Beim Graben mit dem Spaten und mit dem Messer bekommt man ein gutes Gefühl für die Bodendichte und mit den Händen kann man die Textur, also die Korngrößenzusammensetzung, beurteilen. Mit den Augen erfasst man die Abfolge der einzelnen Horizonte und die Bodenfarbe. Sind die Schichten scharf voneinander getrennt, leiden meist die Bodentiere. Je dunkler der Boden ist, desto mehr Humus hat er. Eine braune Bodenfarbe ist günstig, färbt er sich grau oder blau, ist das meist ein ungünstiges Zeichen. Flecken im Boden zeigen, dass Feuchtigkeit über Staunässe oder das Grundwasser eine Rolle spielt.“

Bodenprofil

Ein Bodenprofil eröffnet viele Informationen über den Boden. Foto: Bohner

Allerhand, was das geschulte Auge schon erkennen kann. Und es geht noch weiter: Besonders die lebenden Teile der Böden spielen eine wichtige Rolle. Bohner ergänzt: „Regenwürmer haben eine tragende Funktion im Ökosystem Boden. Ihre Aktivität ist anhand ihrer Anzahl, ihrer Gänge und ihrer Losung einzuschätzen. Ist ein Bewuchs auf der Fläche vorhanden, kann außerdem die Wurzelbildung beurteilt werden. Gibt es Sperrschichten oder können sich alle Wurzeln frei entwickeln. Auch der Geruch kann einfach getestet werden. Ist er typisch erdig oder riecht er nach faulen Eiern. Das wäre bei der Bodenansprache ein Anzeichen für Luftmangel und Probleme in der Mikroflora. Wenn nicht verrottete Pflanzenteile erkennbar sind ist die mikrobielle Tätigkeit eingeschränkt.“

Ökosystem

Möchte man noch etwas weiter gehen, kommen Hilfsmittel wie Salzsäure und pH-Teststreifen zum Einsatz. Sie sind wichtig, um den Säure-Base-Haushalt der Fläche einzuschätzen und mögliche Maßnahmen ableiten zu können. Der Bodenexperte dazu: „Träufelt man etwas zehnprozentige Salzsäure auf den Boden und es schäumt auf, ist das ein Zeichen für eine chemische Reaktion und zeigt einen natürlichen Kalkgehalt an. Je stärker es schäumt, desto mehr Kalk ist vorhanden. Ein geringer Gehalt kann als leichtes Knistern gehört werden. Mit etwas destilliertem Wasser und den pH-Teststreifen kann der Grad der Bodenversauerung eingeschätzt werden. Reagiert die Bodenlösung stark sauer ist sicher eine Kalkung zu empfehlen.“

Möchte man sich intensiver mit bodenkundlichen Gegebenheiten auseinandersetzen, empfiehlt der Experte Weiterbildungsveranstaltungen. Forschungseinrichtungen wie Gumpenstein, das LFI Steiermark oder die Bio Austria bieten immer wieder interessante Fachvorträge und Exkursionen an.

 

Zur Person

Andreas Bohner forscht und lehrt an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein und ist wissenschaftlicher Leiter der Abteilung Umweltökologie. Seine Fachschwerpunkte sind Bodenkunde, Vegetationsökologie, Pflanzensoziologie sowie Natur- und Umweltschutz.

Beitragsbild: murasal-stock.adobe.com

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