Warum der Humusaufbau boomen wird

von Karl Brodschneider

Im Zertifikatenhandel herrscht große Nachfrage für nachweislich im Boden gebundenes CO2. Die Humustage sind heuer erst im Juni.

 

Bis dato fanden die Humustage der Ökoregion Kaindorf immer im Jänner statt. Heuer ist es anders. Diese Fachveranstaltung, bei der sich alles um den Humusaufbau und Boden dreht, ist mit 7. und 8. Juni datiert. Die Corona-Pandemie machte diese Terminverschiebung erforderlich. „Im Vorjahr gab es die Humustage online, aber wir wollen sie unbedingt wieder als Präsenzveranstaltung durchführen, denn die Teilnehmer profitieren am meisten von den Gesprächen untereinander“, erklärt Jochen Buchmaier, Geschäftsführer von Humus+.

Jochen Buchmaier

Jochen Buchmaier ist Geschäftsführer von Humus+.

Weil das österreichweite Interesse am Humusaufbauprogramm ständig wächst und auch der Zertifikatenhandel sehr viel Arbeit erfordert, haben die Oststeirer diesen Aufgabenbereich der Ökoregion neu aufgestellt. Damit können sie besser auf die aktuellen Anforderungen reagieren. „Derzeit machen bei uns 370 Bauern mit einer Fläche von rund 4500 Hektar mit“, berichtet Buchmaier, „aber wir würden noch viel mehr brauchen.“ Damit nimmt er auf den Humus+Zertifikatenhandel Bezug. Firmen kompensieren freiwillig ihren nicht vermeiden Kohlendioxid-Ausstoß durch den Erwerb von Humus+Zertifikaten. Humus+Bauern bekommen dadurch für nachweislich gebundenes Kohlendioxid ein Honorar. Aktuell sind das 30 Euro je Tonne.

Mehr Geld für die Tonne

„Dieser Betrag wird sich in den nächsten Jahren stark erhöhen“, ist Gerald Dunst überzeugt. Er hat das Humusaufbau-Projekt der Ökoregion Kaindorf seit Beginn im Jahr 2007 ständig begleitet und merkt, dass diesbezüglich viel in Bewegung ist. „Im Humusaufbau liegt eines der großen Lösungspotenziale der Landwirtschaft im Kampf gegen den Klimawandel. Dieses Thema ist europaweit angekommen. Der Boden als CO2-Speicher ist auch im Klimaschutzbericht niedergeschrieben worden“, freut sich Dunst.

Josef Singer

Ökonomierat Josef Singer ist Mitbegründer der Ökoregion Kaindorf und Humusbauer der ersten Stunde.

Aber nicht nur die beim Zertifikatenhandel erwartbaren höheren Tonnenpreise werden laut Dunst dazu führen, dass sich immer mehr Landwirte für den Humusaufbau entscheiden. Böden mit viel Humus zeichnen sich durch eine verbesserte Wasseraufnahme und Wasserspeicherfähigkeit, höhere Fruchtbarkeit sowie gestärkte Pflanzengesundheit aus und bieten vor allem bei Starkregen Schutz vor Abschwemmungen. Das bestätigt auch Ökonomierat Josef Singer. Der ehemalige Bürgermeister von Tiefenbach ist Mitbegründer der Ökoregion Kaindorf und Humusbauer der ersten Stunde. „Wir haben den Humusanteil auf unseren Ackerflächen seit Beginn mehr als verdoppelt“, sagt Singer und fährt fort: „Das merken wir jetzt schon sehr deutlich. Wir haben viel weniger Erosion und der Erdbeeranbau wäre auf unseren Flächen ohne Humusaufbau nicht vorstellbar.“ Er merkt allerdings an: „Beim Humusaufbau muss man Geduld haben, aber der Erfolg stellt sich ein.“

Noch etwas dürfte dazu führen, dass es in Bälde immer mehr Humusbauern geben wird. Neben den ständig zunehmenden Wetterextremen sind das die hohen Handelsdünger- und Energiepreise.

Boden-Humus-Zentrum

Dunst und Buchmaier lassen auch durchblicken, dass man bei den Fragen rund um den Humusaufbau an einer Vernetzung der europäischen Dachverbände arbeitet. Das Boden-Humus-Zentrum, das die steirische Landwirtschaftskammer in der Bezirkskammer Südoststeiermark eingerichtet hat, beurteilen sie positiv. „Von unserer Seite gibt es großes Interesse an einer Zusammenarbeit im Bereich Bildung und Beratung“, erklärt Buchmaier.

Eine Zusammenarbeit ganz anderer Art pflegt die Ökoregion mit ihren drei Humus-Botschaftern. Das sind der ehemalige EU-Agrarkommissar Franz Fischer, Blumen-Expertin Angelika Ertl und der Wissenschaftler Gottfried Kirchengast. „Sie helfen uns damit, dass sie in ihrem Bereich die Bedeutung des Humusaufbaus bekanntmachen und erklären.“

 

Was ist Humus?

Humus besteht zu einem Großteil aus Kohlenstoff, der über die Photosynthese von Pflanzen aus der Luft aufgenommen und an den Boden abgegeben wird. Humus entsteht dann aus dem Zusammenspiel der Pflanzen mit den Bodenlebewesen (Mikroorganismen, Pilze etc.). Wurzelausscheidungen, Pflanzenreste und auch abgestorbene Bodenlebewesen werden verstoffwechselt und lebend im Boden verbaut. Humus kann durch eine Veränderung der Bewirtschaftungsweise aufgebaut werden. Dazu zählen reduzierte Bodenbearbeitung, Zwischenfrüchte, Fruchtfolge, Winterbegrünung u.a.m.

 

 

Beitragsfotos: Brodschneider (2), Humus+ (1)

 

 

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