Erneut gelingt ein sensationeller Sieg für die Steiermark bei einem der einflussreichsten Wettbewerbe für Weißwein.
Zwei Tage lang blickte die Weinwelt in die Steiermark, die Ende letzter Woche erstmals Gastgeber der Sauvignon-Weltmeisterschaft „Concours Mondial du Sauvignon“ sein durfte. 70 Juroren reisten dafür aus 18 Nationen nach Graz, um in den edlen Räumen der Alten Universität 950 Weine aus 26 Ländern zu verkosten und zu bewerten. Die beste Bewertung erhielt dabei, mit sensationellen 94 Punkten, der steirische Sauvignon Blanc ‘Rosengarten Reserve’ 2015 T.M.S. vom Weingut Kodolitsch in Seggauberg. Durch diesen „Wein-Triumph“ wurde die Steiermark als Gastgeberregion ihrem Status als Hochburg des Sauvignon Blancs erneut gerecht, nachdem im letzten Jahr schon Walter Skoff den begehrten Titel holen konnte.
Die Gewinner
Das Weingut Kodolitsch ist seit über 300 Jahren in Familienbesitz und umfasst derzeit zwölf Hektar. Für die heutigen Besitzer Christa und Nikolaus Kodolitsch war der Weg an die Weltspitze kein leichter: „Als wir das Weingut 1993 von meinen Eltern übernommen haben, lag der Fokus auf Masse und Traubenverkauf – wie bei vielen damals“, so Niki Kodolitsch. Durch unzählige Reisen zu Top-Weingütern haben sich die beiden Besitzer durch halb Europa gekostet und mit viel Liebe und Qualitätsbewusstsein den Grundstein für den heutigen Erfolg gelegt.
Der Kellermeister
Seit 2012 genießt Mario Weber (26), Weinbau- und Kellermeister am Betrieb, das uneingeschränkte Vertrauen der Besitzer, die als Rechtsanwalt und Lehrerin tätig sind. Weber arbeitet und lebt auch mittlerweile am Weingut und gehört damit fast zur Familie. Aufgewachsen in Berghausen in der Gemeinde Ehrenhausen an der Weinstraße, hat er die Liebe zum Wein im nur ein Hektar großen Weingarten der Eltern entdeckt und daraufhin die Fachschule Silberberg absolviert. „Für mich war der Schritt hin zur vollständigen Handlungsfreiheit am Betrieb sehr wichtig. Nur so kommt man mit der Zeit auf viele Dinge drauf und kann sich selbst mit seinem Arbeitsstil in den Weinen verwirklichen“, so der Kellermeister.
Während bei seiner Ausbildung die Kellerwirtschaft im Vordergrund stand, verlagert sich der Jungwinzer immer stärker auf die Arbeit im Weingarten: „Die Kellerwirtschaft ist natürlich sehr wichtig, vor allem sauber zu arbeiten. Die eigentliche Qualität wird aber im Weingarten gemacht, vor allem wenn man die jahrgangs- und sortentypischen Eigenschaften der Lagen in die Flasche bringen möchte.“
Einzellagen
Mario Weber kennt die Rieden, die Böden, spricht von Muschelkalk und Mineralik – auch davon, dass die Reben mit steigendem Alter deutlich gehaltvollere Weine ermöglichen. Er nimmt sich selbst dabei spürbar zurück und hebt auch die Begrünung der Weingärten hervor. „Wir arbeiten seit mehreren Jahren wieder ohne Herbizide. Damit halten wir den Einfluss auf die Böden möglichst gering und nutzen auch die Vorteile von Beikräutern im Weingarten.“
Seit 2014 beschäftigt man sich verstärkt mit dem Ausbau von Einzellagen und verwendet auch, wenn es die Ernte erlaubt, gerne Holzfässer. Gerade dieser Weintyp „Reserve“ – der mehr als 18 Monate am Holz gereift wurde – konnte in diesem Jahr beim Wettbewerb überzeugen.
Bekannt wurde das Weingut auch schon früher mit der Sorte Muskateller und konnte hier bereits Landes- und Bundessieger hervorbringen. Mario Weber dazu: „Ich habe mir immer ausgemalt in 20 Jahren mal den weltbesten Wein zu keltern. Dass es jetzt schon viel schneller als gedacht funktioniert hat freut mich natürlich unheimlich!“
Beitragsbild: Kodolitsch