Kastanie gewinnt an Bedeutung

von Karl Brodschneider

Die Steiermark ist unter Österreichs Bundesländern das Kastanienland Nummer eins und richtet den europäischen Kastanienkongreß aus.

 

Die Vorbereitungen für den Europäischen Kastanienkongreß „Eurocastania“ Mitte September im Schloss Seggau laufen auf Hochtouren. „Dabei geht es längst nicht nur um Fragen der Produktion und Sorten“, stellt Johannes Schantl als Mitveranstalter und Obmann der ARGE Zukunft Edelkastanie klar. „Immer wichtiger wird der Markt!“  

Schantl sieht es als eine Ehre, dass dieses europaweite Symposium in der Steiermark stattfindet. Schließlich spielt Österreich im Konzert der großen Kastanienländer nur eine marginale Rolle. In der Alpenrepublik werden jährlich nur 220 Tonnen Edelkastanien geerntet. Zum Vergleich: In Spanien sind es 92.700 Tonnen, in Italien 57.300 Tonnen, in Portugal 37.100 Tonnen.  

Trotzdem tritt die Edelkastanie vor allem in der Steiermark immer mehr aus dem Schatten anderer Obstsorten heraus. Laut AMA-Flächenauswertungstool rangiert die Edelkastanie in der grünen Mark bei den Obstsorten mit 132 Hektar bereits an sechster Stelle – noch vor der Pfirsich, der Zwetschge, Marille und Kirsche. In Niederösterreich, Oberösterreich, im Burgenland und in Kärnten wachsen insgesamt 39 Hektar Kastanienkulturen.

Gute Alternative

„Die Edelkastanie wird bei uns sicher noch mehr werden“, ist Johannes Schantl, Obmann ARGE Zukunft Edelkastanie, überzeugt. „Vor allem in der Südsteiermark gibt es viele Flächen, die sich dafür anbieten. Sie drohen aufgrund der fehlenden Tierhaltung zu verbuschen und sind für andere Kulturen schlecht nutzbar.“ Die Edelkastanie bevorzugt nämlich Gebiete mit heißem bis gemäßigtem Klima. Die Standortansprüche sind hoch. Die Hauptsorte in der Steiermark heißt „Ecker“, daneben werden vermehrt Hybride aus europäischer und japanischer Kastanie wie etwa die Sorte „Bouche de Betizac“ gepflanzt.

Johannes Schantl

Johannes Schantl: “Die Edelkastanie wird in der Steiermark sicher noch mehr werden.”

In der Steiermark wurden die erste Edelkastanien-Kulturen vor etwa 40 Jahren angelegt. Sie sind durchwegs Hochstamm-Anlagen. Seit etwa fünf Jahren probiert die Obst- und Weinbaufachschule Silberberg sehr erfolgreich Dichtpflanzungen mit modernen Kronenformen. Solche Spaliere haben auch den Vorteil, dass die Bäume schon nach drei Jahren die ersten Erträge bringen“, berichtet Schantl. „Unser Ziel ist es, eine Erntemenge von 4000 bis 5000 Kilo pro Hektar zu erreichen.“

Der Markt könnte solche Mengen gut vertragen. Der Selbstversorgungsgrad bei Edelkastanien liegt in Österreich bei weniger als zehn Prozent, der durchschnittliche Jahresverbrauch pro Einwohner bei 350 Gramm. 

In Österreich stecken die Bemühungen um den Aufbau geeigneter Vertriebswege erst am Beginn. Die möglichen Einsätze von Kastanien in der Küche sind aber sehr groß und beschränken sich nicht nur auf Süßspeisen. „Laut neuesten Forschungsergebnissen ist auch der Ersatz von Weizenmehl durch Kastanienmehl gut vorstellbar“, lässt Johannes Schantl wissen und bezeichnet die Edelkastanie als „Superfood“.  

Krankheiten

Der Klimawandel macht allerdings auch den Kastanienbauern Sorgen. Die meiste Gefahr droht vom Kastanienrindenkrebs. Diese Pilzerkrankung, die Kambrium und Bast betrifft, führt vorerst zu Welke-Erscheinungen und anschließend zum Absterben einzelner Äste oder Stammteile. Ausgangspunkt sind meist Frostrisse, die vor allem dann entstehen, wenn es nach milden Wintermonaten zu Spätfrösten kommt.

Seit einigen Jahren lassen zwei Pilzerkrankungen die Alarmglocken bei den Kastanien-Produzenten schrillen. Die eine ist die sogenannte Tintenkrankheit, die andere die Graufäule. Das Schwierige am Graufäule-Pilz ist, dass der Befall erst nach dem Öffnen der Kastanien feststellbar ist.  

 

Beitragsfotos: ARGE Zukunft Edelkastanie, Brodschneider

 

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