Wieder ein Millionenschaden im Obstbau

von Karl Brodschneider

Die frostigen Nächte im April bescherten der steirischen Obstwirtschaft wieder schwere Verluste in der Höhe von 23 Millionen Euro.

 

In den beiden Wochen nach Ostern begann in den Obstbaugebieten wieder das große Zittern. In manchen Regionen sanken die Temperaturen auf minus acht Grad. Vor allem im Süden und Südosten des Landes zeichneten sich bald große Schäden ab. Über deren Ausmaß informierten nun Josef Kurz, Landesleiter der Österreichischen Hagelversicherung, Obmann Manfred Kohlfürst vom Österreichischen Erwerbsobstbauernverband sowie LK-Präsident Franz Titschenbacher. „Nach den unverzüglich begonnenen Erhebungen durch unsere Sachverständigen gehen wir aktuell in Österreich von einem Gesamtschaden in der Höhe von 35 Millionen Euro aus“, sagte Kurz. Allein in der steirischen Obstwirtschaft ist ein Schaden von 23 Millionen Euro entstanden.

Ein ähnliches Szenario herrschte im Vorjahr. Damals gab es Anfang April an vier Tagen hintereinander bundesweit Morgenfrost. Und heuer wurde sogar an sechs bis acht Tagen Morgenfrost gemessen. So wie 2020 erwischte es die Steinobstkulturen besonders arg. „Bei Marille gibt es einen Totalausfall. Bei Zwetschke und Kirsche kann man vielleicht noch mit einer Teilernte rechnen“, sagte Kurz. Da half auch wenig, dass Landwirte mit Paraffinkerzen versucht hatten, das Schlimmste abzuwenden. Dazu Kohlfürst: „Der Frost brachte nicht nur Schäden, sondern auch einen deutlichen Mehraufwand. Mit Abwehrmaßnahmen wie dem Heizen von Frostkerzen und mittels Frostberegnung versuchten wir zu retten, was noch zu retten war, um unsere Kunden auch im heurigen Jahr trotz Wetterkapriolen mit fruchtig frischem Obst versorgen zu können.“

Kaltluftsee

Stärker betroffen als ursprünglich angenommen sind auch die am Beginn der Blüte stehenden Apfelkulturen. „Es gibt zwar große Unterschiede bei den Sorten, entscheidend war aber die Lage“, sagte Kurz. „Während hohe Lagen von Frostschäden großteils verschont blieben, bildeten sich in Tallagen Kaltluftseen, was sogar einen Totalschaden erwarten lässt.“ Der Weinbau dürfte glimpflich davongekommen sein. Dagegen erwischte es die Zuckerrübenbauern heftig. „Die Zuckerrübe muss zu 90 Prozent nachgesetzt werden“, informierte der Hagelversicherung-Landesleiter.

„Die besichtigten Schäden vor Ort zeigen, dass das Risikomanagement wichtig ist als je zuvor“, erklärte LK-Präsident Franz Titschenbacher. „Gerade die Steiermark ist ein Hotspot, was Wetterextreme betrifft. Ich empfehle daher jeder Bäuerin und jedem Bauer, Vorsorge zu treffen und sich gegen Wetterextreme umfassend abzusichern. Das sichert nicht nur Existenzen, sondern auch die Produktion qualitativ hochwertiger Lebensmittel.“ Von der Hagelversicherung heißt es, dass zwei von drei Apfelbauern gegen das Risiko Frost versichert sind.

Wasser für Obstbau

Bei diesem Lokalaugenschein in den Obstkulturen von Franz und Julia Rosenberger in Weiz ging es auch um das Thema Wasser – zur Frostberegnung und zur Bewässerung in Trockenzeiten. „Wir brauchen den Zugang zum Wasser“, betonte Kohlfürst, „auch wenn das wieder mit großen Investitionen zusammenhängt.“ Titschenbacher zeigte dafür großes Verständnis: „Dieses Thema steht auf unserer Agenda ganz oben.“

Die tiefen Temperaturen im April sind auch der Grund, dass derzeit deutlich weniger Bienen unterwegs sind. „Die Bestäubung der noch vorhandenen Blüten ist gefährdet. Wir hoffen noch auf ein warmes Blühwetter“, sagte Rosenberger. Gemeinsam mit Kohlfürst wünschte er sich, dass wenigstens die Eisheiligen Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia den Bauern heuer freundlich gesinnt sind.

 

 

Foto: ÖHV

 

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