Bäuerin der Woche: Elisabeth Pöltl

von Karl Brodschneider

Vor wenigen Wochen hat Elisabeth Pöltl ihren elterlichen Obsthof in Fehring übernommen. Ihre Leidenschaft für den Betrieb wächst, doch im Wetter scheint der Wurm drin. Ein Betriebsbesuch.

 

Zugegeben, nur selten gibt es landwirtschaftliche Betriebe, die in kürzester Zeit einen derartigen Wandel erleben: Vom Tafelobst- und Saftproduzenten, führenden Apfelmost- und Cider-Hersteller bis hin zur Mostschenke und gefragten Hochzeits-Location. Das alles vereint der Fehringer Obsthof Glanz-Pöltl, der seit Anfang des Jahres von Elisabeth Pöltl geführt wird. „Einerseits eine große Ehre, andererseits eine ordentliche Herausforderung“, wie die 36-jährige Landwirtin zugibt.

Blütezeit

Hochsaison in Petzelsdorf bei Fehring: Dass Obstbäuerinnen und Obstbauern das ganze Jahr über in ihren Anlagen stehen, ist nichts Neues. Dass man während des Baumschnittes auch noch eine Hochzeit auf dem Hof planen und ausrichten muss, bringen Betriebszweige mit, die zusätzlich aus dem Boden gestampft wurden, um den Bauernhof für die Öffentlichkeit noch attraktiver zu machen. Nachdem Elisabeth Pöltl und ihr Mann Michael vor fünf Jahren eine Mostschenke eröffnet haben, werden jetzt auch Hochzeitsfeiern im Obstgarten und auf dem Hofgelände angeboten. Die einstige Maschinenhalle wurde dafür zum festlichen Saal ausgebaut. „Mit der neuen Generation kommen eben auch neue Ideen. Daran wachsen alle und am meisten die Zukunftschancen eines Hofes“, erklärt die Landwirtin. Außerdem sei die Nachfrage an außerkirchlichen Hochzeiten ebenso gewachsen, wie die Neugierde der Menschen in heimische landwirtschaftliche Betriebe blicken zu können, so Pöltl. „Die Kombi macht’s“.

Familienbetrieb

Blickt man Jahrzehnte zurück, scheint die Geschichte des Hofes eine große zu sein: Seit 1940, nunmehr in der dritten Generation, wird das Anwesen der Familie Glanz in Petzelsdorf als Obstbauernhof geführt. „Der Apfel war immer der Mittelpunkt und das wird auch künftig so bleiben“, öffnet Pöltl ein Album mit historischen Familienfotos. Zwar war ihr Weg als Hoferbin immer vorgezeichnet – „Landwirtschaft bedeutet mir seit meiner Kindheit viel“ – , dennoch hatte die Mutter zweier Töchter vorerst in der Sozialarbeit ihre berufliche Heimat gefunden. Nach der Ausbildung zur Diplom-Sozialbetreuerin samt Behindertenbegleitung an der Caritas Schule für Soziale Berufe in Graz ist Pöltl seit 2007 bei der Lebenshilfe beschäftigt. „Ich arbeite gerne am und mit Menschen, von daher ist die Kombination perfekt“, erklärt die Fehringerin. Vor einem Jahr die Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter abgeschlossen, darf sich Elisabeth nun offiziell Betriebsführerin nennen.

„Wovor ich großen Respekt habe, sind der Klimawandel und die immer fataleren Folgen für einen Obstbauernhof. Frost in der Blütezeit, trockene Sommer und Erntemonate im Dauerregen. Das macht es nicht einfach“, weiß die Fehringerin, die betrieblich stark auf ihr familiäres Netzwerk baut. „Ohne meine Familie und meine Eltern müsste ich wohl oft in den sauren Apfel beißen“, schmunzelt Elisabeth Pöltl. Übrigens: Sämtliche ausgezeichnete Produkte der Familie – von Säften und Cidervariationen bis zu Frizzante, Apfelmoste und Honig – gibt es im Hofladen zu erwerben.

 

Zur Person

Elisabeth Pöltl (36) wohnt in 8350 Petzelsdorf bei Fehring 38. Sie betreibt die Mostschenke Glanz-Pöltl mit angeschlossenem Hofladen. www.dermost.at

 

 

 Foto: privat

 

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