Obstbau ist wieder gezeichnet

von Karl Brodschneider

Nirgendwo in Österreich gab es derart große Frostschäden wie in der Steiermark. Die Hälfte der Obstkulturen ist davon betroffen.

 

Das Apfelblütenfest in Puch bei Weiz wird traditionell Ende April gefeiert, wenn die Tausenden Obstbäume in Vollblüte stehen. Heuer war das anders. Aufgrund der fast sommerlichen Temperaturen in der ersten April-Hälfte startete die Vegetation schon um zwei, drei Wochen früher. Die Bäume waren daher zum Fest schon abgeblüht. Das wäre nicht so schlimm gewesen, hätte es nicht den Kälteeinbruch gegeben.

Daher war vielen Menschen in und rund um Puch nicht unbedingt zum Feiern zumute. Mittlerweile lagen nämlich auch schon die ersten Schadenschätzungen vor. Österreichweit könnte sich der Frostschaden laut Hagelversicherung auf 56 Millionen Euro im Obst- und Weinbau belaufen. Der Hotspot war die Steiermark und hier traf es vor allem die Obstkulturen. „Etwa 50 Prozent der steirischen Obstbaufläche haben Frostschäden zu verzeichnen“, nennt Manfred Kohlfürst, Bundesobmann der Erwerbsobstbauern, vorsichtig eine Zahl. „Am meisten betroffen sind die Gebiete von Hartberg bis Gleisdorf. Hier traf es Kulturen in tiefen, aber auch in höheren Lagen.“  

Schutzmaßnahmen

Dort wo es möglich war, setzten die betroffenen Bauern alles in Bewegung, um den Schaden – in manchen Regionen hatte es bis zu minus fünf Grad – gering zu halten. „Aber wir haben in der Steiermark derzeit nur für fünf bis sieben Prozent der Fläche die Möglichkeit einer Frostberegnung“, merkt Kohlfürst an. Auf etwa einem Prozent der Obstanlagenflächen wurde mit Paraffinkerzen geheizt. „Das hat alles gut funktioniert“, betont Kohlfürst. Er weiß, dass diese teuren Schutzmaßnahmen aber nicht einmal für zehn Prozent der Gesamtobstfläche im Land zur Verfügung stehen. Bei einem Ausbau von Teichanlagen für die Beregnung sehen sich die Bauern gleich mehreren Problemen gegenüber. „Das Wasserrecht ist ein begrenzender Faktor. Dazu kommen behördliche Hürden und Auflagen. Und natürlich kostet das alles auch sehr viel Geld“, sagt Kohlfürst.

Vor Beginn des Apfelblütenfestes machte Kohlfürst zusammen mit Landeshauptmann Christopher Drexler, Landesrätin Simone Schmiedtbauer und Vizepräsidentin Maria Pein einen Lokalaugenschein in einer Obstanlage. Drexler und LK-Präsident Franz Titschenbacher waren auch schon einige Tage vorher auf anderen Betrieben in der Ost- und Südsteiermark unterwegs, um sich einen Überblick über die derzeitige Lage zu verschaffen.

Neue Obsthoheiten

Im Zuge der Krönung der neuen Obsthoheiten beim Apfelblütenfest sprach Drexler die Lage auch klar an. „Es ist nicht nur wichtig, die Obstbauern und die heimische Landwirtschaft in schwierigen Zeiten zu unterstützen, sondern man soll das ganze Jahr über zu heimischen Produkten greifen.“ Kohlfürst betonte: „Wir sind sicher lieferfähig. Wir wollen und können alle mit steirischem Obst versorgen. Von den Konsumenten wünschen wir uns, dass sie tatsächlich zu heimischer Ware greifen!“

Obsthoheiten

Die Krönung der beiden neuen Obsthoheiten Kristin und Andrea nahmen Landeshauptmann Christopher Drexler und Landesrätin Simone Schmiedtbauer vor.

Die Krönung selbst verlief in feierlicher Stimmung. Dabei gab es eine Neuheit. Obstkönigin Kristin Maigl aus St. Ruprecht an der Raab und Prinzessin Andrea Glössl aus Oberfeistritz bei Anger vertreten künftig alle Bereiche des steirischen Obstbaues, somit nicht nur den Apfel, sondern auch die Beeren, den Most und die Fruchtsäfte.

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