LJ-Bundesobmann Martin Kubli über die Verschiebung der Landjugend-Arbeit ins Internet und die Stimmung unter den Jugendlichen.
NEUES LAND: Seit einem Jahr ist die Vereinsarbeit in Österreich auf Eis gelegt. Wie wirkt sich das bei der Landjugend aus?
Martin Kubli: Die Pandemie trifft auch die Landjugend hart. Die Krise ist für die Jungen nicht leicht, denn in so einem Alter haben sie ganz andere Interessen, treffen gerne Leute, haben Freude am Leben, reisen gerne. Wir als Landjugend haben zu Beginn sehr rasch auf die Krise reagiert und vor allem auf Weiterbildung gesetzt. Online-Meetings waren und sind sehr nachgefragt. Die Mitglieder nehmen das super an. Zu kurz kommen dabei natürlich die Brauchtumsveranstaltungen, die auch eine wichtige Rolle in der Landjugendarbeit spielen. Gerade jetzt zu Ostern wäre es ein perfekter Start gewesen, wieder mit Brauchtum wie Palmbuschen-Binden oder Osterkreuz-Aufstellen loszulegen. Aber leider ist das nicht möglich.
Bundesentscheide
NL: Konnten auf Bundesebene in den letzten zwölf Monaten überhaupt irgendwelche Bewerbe durchgeführt werden?
Kubli: Im Vorjahr trafen wir die Entscheidung, dass wir 2020 keine Bundesentscheide durchführen. Für heuer planen wir aber schon damit. Das sind insgesamt fünf Bundesentscheide. Wir haben für alle Bewerbe einen Masterplan, wie wir sie unter Einhaltung der Richtlinien abwickeln können. Die Planungsunsicherheit ist natürlich ein Riesenthema. Man investiert viel Zeit und Energie in die Vorbereitung und weiß nicht, ob es zu einer Durchführung kommt oder ob abgesagt werden muss. Das trifft aber alle Veranstalter.
NL: Welche Rolle spielen in der Landjugend-Arbeit das Internet und die sozialen Medien?
Kubli: Das war schon vor der Pandemie für uns ein Riesenthema. Durch Corona hat sich das verstärkt. Ein wesentlicher Teil unserer Arbeit in den letzten zwölf Monaten waren Zoom-Meetings und Online-Sitzungen. Ich selbst habe wohl schon an mehreren Hundert Online-Sitzungen teilgenommen. Ganz stark sind wir damit auf dem Gebiet der Allgemein-Bildung und bei Info-Veranstaltungen. Da besteht für die Zukunft ein Riesenpotenzial, denn man erreicht damit viel mehr Personen. Ich kann mir ganz gut vorstellen, dass wir in Zukunft ein Drittel der Informations-Veranstaltungen als Online-Veranstaltungen anbieten.
Ortsgruppen-Zukunft
NL: Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die LJ-Ortsgruppen. Ist zu befürchten, dass Funktionäre aufhören, ohne Nachfolger zu haben und dass die Ortsgruppen dann einschlafen?
Kubli: Es gibt zwei Ansichten. Die einen stimmen der in der Frage geäußerten Befürchtung zu. Auf der anderen Seite sagen viele, dass gerade jetzt, wo nichts möglich, die Nähe zu so einem Verein wie die Landjugend wächst und dass man erst recht motiviert ist mitzutun und eine coole Zeit mit Freunden zu verbringen.
NL: Wie groß ist unter den Jugendlichen das Verständnis für die Corona-Schutzmaßnahmen der Österreichischen Bundesregierung?
Kubli: Wir halten alle unsere Mitglieder an, dass sie die Maßnahmen einhalten. Am wichtigsten ist aber, dass man permanent informiert. Man kann gegen gewisse Maßnahmen sein, aber man kann nicht gegen Corona sein. Wir müssen zusammenhalten. Was wir beitragen können, ist die Information über das Virus und über die Impfung. Die Ungeduld ist bei allen groß und wir wünschen uns alle das normale Leben zurück.
Zur Person
Martin Kubli kommt aus Unzmarkt, seine Eltern führen einen Milchvieh- und Forstbetrieb. Der Raumberg-Absolvent schließt sein BOKU-Studium gerade mit der Masterarbeit auf dem Gebiet der Waldbewertung ab. Bei der Frühjahrstagung der Landjugend Österreich im Jahr 2019 übernahm der heute 27-jährige Obersteirer das Amt des Bundesobmannes der Landjugend.
Foto: LJ Österreich