Der Online-Lebensmittelhandel erfreut sich steigender Beliebtheit und bietet mit digitalen Bauernmärkten auch eine Chance für bäuerliche Familienbetriebe.
Mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher kauft regelmäßig im Internet ein. Die Zahl der Onlineshops hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht und auch der Umsatz in diesem Segment legte kräftig zu. Mit über drei Milliarden Euro liegt der Anteil am gesamten Einzelhandelsvolumen mittlerweile bei etwa 4,5 Prozent. Ein Großteil der online gehandelten Waren sind Textilien, Bücher und Elektrogeräte, auch der Verkauf von Lebensmitteln ist in den letzten zehn Jahren um das Dreifache gestiegen und liegt derzeit bei sechs Prozent. Durch ausgeklügelte Logistiksysteme und Frischhalteverpackungen wird die Zustellung verderblicher Waren immer beliebter und Trendforscher sehen beim Lebensmittelhandel eine digitale Zukunft. Dies bietet für kleinstrukturierte Familienbetriebe eine große Chance.
Bauernkraft
Einige Bäuerinnen und Bauern im Murtal nahmen die Sache selbst in die Hand und gründeten den digitalen Bauernmarkt „Murtaler Bauernkraft“. Bernhard Edlinger ist einer der treibenden Kräfte hinter dieser Vermarktungsplattform mit Onlineshop und betreibt selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Aquakultur in St. Marein-Feistritz. „Zuerst ging es mehr um eine bessere Vernetzung und gemeinsame Präsentation der direktvermarktenden Betriebe in unserer Region. Wir haben dann schnell gemerkt, dass wir gemeinsam mehr als 300 Produkte herstellen und mit einer Kooperation auch die Zustellung erleichtert wird“, erzählt Edlinger von den Anfängen im Jahr 2014. Danach ging es Schlag auf Schlag und mit der Durchführung eines Leader-Projekts konnte schließlich ein professionelles Logistikzentrum mit intelligentem Warenwirtschaftsprogramm eingeführt werden. Heute ist die Murtaler Bauernkraft vor allem in der Region erfolgreich aber auch überregional tätig. Das ermöglicht die Frischebox der Post – eine spezielle Thermobox für den gekühlten Versand.
Startup
Die österreichweit aktive Plattform „myProdukt“ feiert in diesem Jahr bereits ihr zehnjähriges Bestehen. Michael Schruef aus Kapellen im Mürztal ist Raumberg-Absolvent und studierte Produktmarketing an der Fachhochschule Wieselburg. Dabei lernte er seine beiden heutigen Geschäftspartner kennen, mit denen er die Vision teilte, bäuerliche Produkte bequem mit einem Mausklick zugänglich zu machen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das als Startup gegründete Unternehmen führt heute bereits mehr als 8000 Produkte von über 500 Partnerbetrieben. Schruef dazu: „Es reicht nicht nur einfach online zu gehen, man muss vom Kunden auch gefunden werden. Wir sorgen mit einer professionellen Betreuung genau dafür.“ Ein absolutes Muss für die Jungunternehmer mit bäuerlichen Wurzeln ist dabei die Transparenz in der Preisfindung und der persönliche Kontakt zu den Produzenten: Schruef betont: „Wir kommunizieren alle notwendigen Preisaufschläge exakt an die Bauern und kommen so gemeinsam zu einem realistischen Ergebnis. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass wir alle Schritte in diesem Prozess gemeinsam mit dem Landwirt erarbeiten.“
Biofleisch
Ebenfalls österreichweit aktiv und spezialisiert auf den Vertrieb von biologischem Fleisch ist die Plattform „Nahgenuss“. Das Prinzip dahinter ist einfach: Ein angebotenes Tier wird erst geschlachtet, wenn es zur Gänze vorbestellt wurde. Danach erhält der Kunde das Fleisch vollständig küchenfertig aufbereitet. Geschäftsführer Micha Beigelböck hat selbst bäuerliche Wurzeln in der Steiermark und erklärt die Hintergründe: „Immer mehr Kunden wollen ihr Fleisch persönlich beim Bauern kaufen, gleichzeitig ist die Direktvermarktung für viele kleine Bauern schwierig. Mit Nahgenuss bieten wir für beides eine Lösung.“ Dabei ergibt sich sowohl für den Bauern als auch für den Konsumenten ein Preisvorteil. Sogar seltene Rassen, die im Großhandel nicht erhältlich sind, werden vermarktet.
Onlinehandel und Plattformen
62 Prozent aller Menschen in Österreich kaufen online ein und geben dafür im Durchschnitt pro Jahr 1.700 Euro aus. Auch der Vertrieb von Lebensmitteln im Internet verzeichnet ein starkes Wachstum und liegt derzeit bei sechs Prozent des gesamten Onlinehandels. Spezialisten erwarten einen deutlichen Anstieg, weil die Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist, immer mehr Kaufkraft erlangt. Technischen Entwicklungen wie die Frischebox der Österreichischen Post unterstützen diese Entwicklung ebenfalls. Funktionierende Plattformen bieten für deren Kunden einen übersichtlichen Webshop mit einem ausreichend großen Angebot bäuerlicher Produkte aus einer Hand. Ob Zustellung, Abholung oder Paketversand – alle logistischen Möglichkeiten finden Anwendung. Hier ein Überblick über Vermarktungsplattformen:
- Murtaler Bauernkraft
Als Verein geführter Zusammenschluss regionaler Bauern.
bauernkraft.at - myProduct
Ist bereits seit zehn Jahren in der Vermarktung bäuerlicher Produkte tätig.
myproduct.at - Nahgenuss
Ist spezialisiert auf die Vermarktung von Biofleisch
nahgenuss.at - Markta
Eine junge Plattform, die mit einem erfolgreichen Crowd-Funding bekannt wurde
markta.at - Genussregionen
Der offizielle Onlineshop der Genussregionen Österreichs
genuss-region-shop.at - Vulkanland
Der offizielle Onlineshop des Vulkanlandes Steiermark
shop.vulkanland.at
Beitragsbild: vegefox.com – stock.adobe.com