Die Bauern sind nicht schuld

von NEUES LAND

Die Teuerung der letzten Monate belastet die steirischen Haushalte. Landwirte wehren sich, die Preistreiber bei Lebensmittel zu sein.

Die Inflation stellt ganz Europa vor Herausforderungen. Mitverantwortlich für diese bedenkliche Entwicklung sind vor allem die Energiepreise. Darüber hinaus führt die Inflation bei Lebensmitteln zu sozialen Herausforderungen. Während die meisten landwirtschaftlichen Erzeugerpreise in den vergangenen Monaten gesunken sind, macht sich das an der Supermarktkasse noch wenig bemerkbar.

Diese Situation nahm die steirische Landwirtschaftskammer zum Anlass, das System der Preisbildung bei Lebensmitteln genauer zu durchleuchten „Die Gewinne bleiben ganz woanders hängen“, sagte kürzlich Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher und verlangte in diesem Zusammenhang volle Transparenz in der Wertschöpfungskette: „Das gesamte System der Preisbildung bei den Lebensmitteln muss genau durchleuchtet und die tatsächlichen Preistreiber ermittelt werden. Aufbauend darauf sind zielgerichtete Schritte zu setzen“.

„Die Landwirtschaft braucht Fairness in der Wertschöpfungskette und einen dauerhaft größeren, kostengerechten Wertschöpfungsanteil, um die Herstellung von agrarischen Rohstoffen bei immer mehr und ständig steigenden Auflagen abzusichern“, so Titschenbacher. Aufgrund hoher Kosten und niedriger Erlöse seien die Bäuerinnen und Bauern wieder massiv unter Druck. Der Anteil der Landwirtschaft an den Lebensmittelpreisen ist jedoch minimal.

Praxisbeispiele

Präsident Titschenbacher zeigte anhand von Praxisbeispielen auf, dass man sich in Bezug auf die Teuerung nicht den Schwarzen Peter zuspielen lassen will. Für Weizen etwa, der in einer Semmel enthalten ist, erhält der Bauer nicht mehr als zwei Cent – das sind 6,1 Prozent am durchschnittlichen Verbraucherpreis von 32 Cent (siehe unten). Eine zusätzliche nicht durch höhere Weizenpreise nachvollziehbare Teuerung von 24 Prozent bei Semmeln und von 20 Prozent bei Brot gab es zwischen Jänner 2021 und Dezember 2022. Durch die damalige Verdoppelung des Weizenpreises ist ein höherer Semmelpreis von 2,4 Cent – von 0,26 Euro auf 0,284 Euro – nachvollziehbar. Tatsächlich aber ist der durchschnittliche Semmelpreis auf 0,35 Euro geklettert. Bei Mischbrot ist rohstoffbedingt ein Preisanstieg um 15 Cent – von 2,44 Euro auf 2,59 Euro je Kilo – nachvollziehbar. Tatsächlich ist der Verbraucherpreis für Mischbrot aber im Schnitt auf 3,11 Euro gestiegen. Titschenbacher dazu: „Es stellt sich die Frage, welche Umstände neben Energie, Löhnen, Logistik und Transport die Preise getrieben haben?“

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der Lieblingsspeise der Steirer. Bei einem im Restaurant verzehrten Schweinsschnitzel mit einem durchschnittlichen Verbraucherpreis von 14,36 Euro beträgt der Bauernanteil magere 40 Cent oder drei Prozent.

Transparenz

Eine ausreichende Lebensmittelproduktion im Inland ist ein wichtiger Hebel für leistbare Lebensmittel. Dazu braucht es ein Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft. Bauernbund-Landesobmann Landesrat Hans Seitinger abschließend: „Unsere bäuerlichen Familienbetriebe sind die Garanten für die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln. Dafür gebührt ihnen ein fairer Anteil an der Gesamtwertschöpfung. Es braucht aber dringend volle Transparenz, wer von den aktuellen Preissteigerungen wirklich profitiert.“

Beitragsfoto: studio v-zwoelf – stock.adobe.com

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