Im Interview: Paul Lang

von Karlheinz Lind

Waldverband-Obmann Paul Lang über die aktuelle Lage am Holzmarkt und die Wichtigkeit einer guten Planung bei Nutzungen.

NEUES LAND: Dem Höhenflug bei Nachfrage und Preisen für Holzprodukte folgt nun eine Phase der Konsolidierung. Diese wurde durch einen abrupten Einbruch der Nachfrage eingeläutet, die mittlerweile bis auf die Sägerundholzpreise durchschlägt. Wie können Sie diese Situation erklären?

Paul Lang: In den letzten Monaten ist es zu einer deutlichen Überhitzung am Markt gekommen. Verträge wurden teilweise nur mehr zu Tagespreisen angeboten. Die aufgebauten Lager bei den weiterverarbeitenden Betrieben werden derzeit geleert. Die Bautätigkeit mit dem nachhaltigen Rohstoff Holz ist weiterhin hoch.

 

NL: Aufgrund der bereits mehrwöchigen Absatzflaute sind sowohl Schnittholz- als auch Rundholzlager der österreichischen Sägeindustrie sehr hoch. Die Nachfrage nach Nadelsägerundholz ist daher aktuell, für die Jahreszeit unüblich, sehr gedämpft. Wird sich diese Situation ändern? Und wenn ja, wann?

Lang: Die nächsten Wochen werden entscheidend sein. Die Nachfrage nach Sägerundholz wird laut Marktforschungsstudien auch im Jahr 2022 sehr hoch sein. Die derzeitige Situation wird sich mit Beginn des Wintereinbruchs in einigen Regionen auch sicher wieder entspannen.

 

NL: Im heurigen Sommer wurden für das Leitsortiment bei Fichte bis zu 120 Euro pro Festmeter bezahlt. Waren diese Preise überhaupt realistisch?

Lang: In Anbetracht der zu erlösenden Schnittholzpreise spiegelte die Steigerung bei dem Rohstoff Sägerundholz nur einen sehr geringen Anteil wider. Die Forstwirtschaft bewegte sich von einem historisch sehr niedrigen Preisniveau weg. Die Unzufriedenheit bei den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern war enorm. Eine nachhaltige Forstwirtschaft funktioniert nur, wenn man mit seiner Arbeit auch ein Einkommen erwirtschaften kann.

 

NL: Vielerorts raten Verantwortliche von einer derzeitigen Holznutzung ab. Ist diese Vorgangsweise nicht kontraproduktiv?

Lang: Die Sägeindustrie hat in den letzten Wochen die Einschnittkapazität deutlich reduziert. Es ist das Gebot der Stunde, auf diese Situation in der Rohstoffbereitstellung dementsprechend zu reagieren. Eine künstlich herbeigerufene Kalamität hilft in dieser Situation niemanden.

 

NL: In den letzten Jahren gab es bei Industrie- und Faserholz einen enormen Preisdruck, die Erlöse waren für die Forstwirte nicht zufriedenstellend. Worauf ist diese Entwicklung zurückzuführen?

Lang: Die letzten Jahre waren in weiten Teilen Europas von schwerwiegenden Käferkalamitäten geprägt. Dadurch waren enorme Mengen an Industrieholz für die Abnehmerwerke zu Schleuderpreisen am Markt verfügbar. Weiters war auch die Steigerung der Einschlagkapazitäten an den Sägestandorten dafür verantwortlich, dass die Nachfrage sehr verhalten war.

 

NL: Auch eine Belebung am Energieholzmarkt lässt weiter auf sich warten. Die Lager der Abnehmer sind zu Beginn der Heizsaison voll. Gibt es in der Steiermark noch zu wenig Holzheizungen oder Nahwärmeanlagen?

Lang: Die Nachfrage zieht witterungsbedingt wieder langsam an. Der Bedarf an dezentralen Anlagen zur thermischen Verwertung in der Steiermark ist weiterhin gegeben. Umbauarbeiten sorgen für eine Steigerung der Effizienz und eine Bedarfssteigerung durch einen stetigen Netzausbau an einzelnen Standorten.

 

NL: Welchen Rat können Sie den steirischen Forstwirten für die heurige Winter- beziehungsweise Erntesaison mitgeben?

Lang: Die Holzernteaktivitäten müssen unbedingt vorab mit dem zuständigen Waldhelfer abgestimmt werden, um verlängerte Wartezeiten bei der Abfuhr zu vermeiden. Die Waldbesitzer sollten auch die Fördermöglichkeiten aus dem Waldfonds nutzen, um wichtige Pflegemaßnahmen wie etwa Läuterungen oder Erstdurchforstung kostendeckend auszuführen. Dies sind entscheidende Maßnahmen um stabile, artenreiche und klimafitte Wälder für die Zukunft zu erhalten.

Zur Person

  • Seit 2007 ist Paul Lang Obmann des Waldverbandes Steiermark und Landeskammerrat.
  • Er ist verheiratet, hat drei Kinder und bewirtschaftet einen Bergbauernbetrieb im Almenland auf einer Seehöhe von 1200 Meter mit Schwerpunkt Biomilchproduktion und Forstwirtschaft.
  • Ausgleich fand Lang über Jahre beim Theaterspielen im Brandluckner Huabn Theater.

Beitragsfoto: Waldverband Steiermark

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