Die Eisenbahnachse über die Pyhrn- und Schoberstrecke ist für das Bundesland Steiermark die wichtigste Verbindung in die Wirtschaftszonen Europas. Die Eingliederung in das Transeuropäische Kernnetz (TEN-T) steht nun bevor.
Im Vorfeld des informellen EU-Verkehrsministerrates, der derzeit in Graz stattfindet, setzten sich die Landesregierung sowie steirische Sozialpartner in einem gemeinsamen Schulterschluss für eine rasche Eingliederung der wichtigen Nord-Süd-Eisenbahnachse über die Phyrn- und Schoberstrecke in das Transeuropäische Kernnetz ein (TEN-T-Kernnetz). Seit Jahren besteht dieses gemeinsam Ziel, das für die Steiermark ein wichtiger Wirtschaftsmotor sein könnte. Die Revision des TEN-T steht vor der Tür und mit den bisher erarbeiteten Argumenten bietet sich die große Chance, einen wesentlichen Schritt in diese Richtung zu gehen.
Wirtschaftsmotor
Im aktuellen TEN-T-Kernnetz fehlt im ostalpinen Bereich eine direkte alpenquerende Kernnetz-Verbindung zwischen dem Südosten Europas und den Zentralräumen der EU. Dieser notwendige Netzschluss könnte über die südlichen (Steiermark und Kärnten) und nördlichen (Oberösterreich und Salzburg) Bundesländer Österreichs führend hergestellt werden. Da die Tauernachse zwischen München und Ljubljana für den schweren Güterverkehr zu steil ist (nur Personenverkehr und leichter Güterverkehr möglich), bietet sich die schon im Bestand wesentlich flachere Pyhrn/Schober-Achse an – Ziel sei daher eine Funktionsteilung der beiden Achsen.
Im Vorfeld des informellen EU-Verkehrsministerrates haben LH Hermann Schützenhöfer, LH-Stv. Michael Schickhofer und Verkehrslandesrat Anton Lang heute im Rahmen einer Pressekonferenz in Graz gemeinsam mit steirischen Sozialpartnern, vertreten durch Gernot Acko (Vizepräsident der steirischen Arbeiterkammer), Benedikt Bittmann (Vizepräsident der steirischen Wirtschaftskammer), Franz Kainersdorfer (Vizepräsident der steirischen Industriellenvereinigung) und Helga Ahrer (stv. Vorsitzende des ÖGB Steiermark) einmal mehr die Wichtigkeit dieses Vorhabens betont.
Landeshauptmann Schützenhofer: „Die Tauern-Phyrn/Schober-Achse ist eine starke europäische Antwort auf die globalen Herausforderungen. Als Teil der Hamburg-Koper-Verbindung würden sich damit für das Exportland Steiermark neue Chancen mit Arbeitsplätzen für die Steirerinnen und Steirer erschließen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Klimawandel. Tag für Tag sehen wir seine Auswirkungen, umso drängender ist es, den Güterverkehr so weit wie möglich auf die Schiene zu verlagern. Es freut mich, dass es uns gelungen ist, dass Österreich hier – auch mit Unterstützung der Bundesregierung und Minister Hofer – geschlossen auftritt.“
Hintergründe
Im Jahr 2011 wurde von der Europäischen Kommission der Vorschlag für das Transeuropäische Kernnetz für den Verkehr (TEN‑T) präsentiert und mit der Festlegung des Baltisch-Adriatischen Korridors steirischen Eisenbahnstrecken erstmals höchste europäische Bedeutung zuerkannt. Viele Stakeholder auf steirischer, österreichischer und europäischer Ebene haben dazu beigetragen. Die Jahrhundertprojekte Koralmbahn und Semmering-Basistunnel sind Herzstücke dieses Korridors und bereits voll in der Realisierungsphase. Mit dem für 2013 bevorstehenden Beitritt Kroatiens zur Europäischen Union war jedoch klar, dass das präsentierte Kernnetz in Richtung Südosteuropa unvollständig war.
In diesem Sinne hat sich aus der für den Baltisch-Adriatischen Korridor erfolgreichen Bundesländer-Allianz zwischen Kärnten und Steiermark eine Allianz der vier Bundesländer Kärnten, Salzburg, Oberösterreich und Steiermark gebildet. In diesem Rahmen wurden unter Zuhilfenahme von internationalen Experten Argumente gesammelt, um die Tauern-Pyhrn/Schober-Achse ebenfalls im TEN-T-Kernnetz verankern zu können. Bis zum Zeitpunkt des Beitritts Kroatiens ist dies leider nicht gelungen. Nun steht die Revision der TEN-T Leitlinien und damit des TEN-T Kernnetzes vor der Tür und es bietet sich erneut die Chance, die für die Steiermark so wichtige Eisenbahnstrecke über den Pyhrn in das höchstrangige europäische Verkehrsnetz zu integrieren. Die Argumente dafür sind gesammelt und erneut aufbereitet. Das Land Steiermark und die steirischen Sozialpartner kämpfen daher gemeinsam mit den drei anderen Bundesländern und deren Vertreter der Sozialpartner für die Aufnahme der Tauern-Pyhrn/Schober-Achse in das Kernnetz.
Mit 2025 beziehungsweise 2026 sind die Jahrhundertprojekte und Schlüsselprojekte des Baltisch-Adriatischen Korridors – nämlich Koralmbahn und Semmering-Basistunnel – fertiggestellt. Damit entspricht das steirische Eisenbahnnetz grundsätzlich auch den Zielen des ÖBB-Zielnetzes 2025+. Um jedoch die Ziele der Europäischen Kommission, des Bundes und der Steiermark in Punkto Mobilität und Klimaschutz wesentlich weiter zu bringen, ist eine weitere Verlagerung des Straßenverkehrs auf die Schiene dringend erforderlich. Deshalb besteht über die Fertigstellung der beiden Großprojekte hinaus weiterer Bedarf an Ausbaumaßnahmen im steirischen Schienennetz.
Beitragsbild: Land Steiermark/Gründl