Wichtige Zukunftsthemen sorgten für großes Interesse am Raiffeisen-Agrarsymposium. Über 600 Landwirte nahmen daran teil.
Wie wird die Digitalisierung die heimische Landwirtschaft verändern? Diese Frage stand beim großen Agrarsymposium dieser Tage in der Raiffeisen-Landesbank (RLB) im Mittelpunkt. Zum steirischen „Agrargipfel“ geladen hatten Aufsichtsrats-Präsident Wilfried Thoma und Generaldirektor Martin Schaller. Für Schaller steht der digitale Wandel auch für die Landwirtschaft außer Zweifel: „Wenn wir die Digitalisierung als Chance sehen, dann wird sie auch für die kleinstrukturierte Landwirtschaft Vorteile bieten. Beim Agrarsymposium bringen wir hochkarätige Experten mit den Praktikern zusammen, denn nur so findet man die besten Lösungen für die Zukunft.“
Heinrich Prankl, Innovationsleiter an der Forschungsanstalt Wieselburg, sieht große Chancen: „Die Automatisierung der Betriebsdokumentation, eine verbesserte Planung sowie Vereinfachungen in der Verwaltung sind die ersten Schritte“. Viele neue Anwendungen und Services in der Logistik, Tierhaltung oder Feldbewirtschaftung könnten auch unter österreichischen Verhältnissen sinnvoll umgesetzt werden. Den wichtigsten Schritt sieht Prankl in der Vernetzung der Daten, denn „derzeit gibt es hauptsächlich Insellösungen.“
Präzision
Eine andere Facette zeigte der Präsident des österreichischen Bauernbundes Abg. z. NR Georg Strasser auf: „Die Landwirtschaft von morgen ist präzise, smart und mit einem geringeren physischen Arbeitsaufwand verbunden. Die Präzisionslandwirtschaft schafft die Möglichkeit, ressourcenschonend Ackerbau zu betreiben, weil Dünge- und Pflanzenschutzmittel zielgenau eingesetzt werden können.“ In der Tierhaltung könne das Monitoring von Kühen mit Sensoren den genauen Gesundheits- und Wachstumszustand einschätzen und die Kuh bei Erkrankung frühzeitig behandeln und somit vorbeugend für mehr Tierwohl sorgen.
Der breite Einsatz der neuen Technologien steht in der heimischen Landwirtschaft erst bevor. Denn aktuell verwenden heute fünf bis zehn Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe moderne Farm-Managementsysteme im Ackerbau. Das zuständige Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus plant dazu sogenannte „Innovation Farms“, um den Landwirten Überblick über die verschiedensten digitalen Lösungen zu geben. Für Johannes Fankhauser, Sektions-Chef im Bundesministerium, bringt die smarte Landwirtschaft aber auch für Konsumenten Nutzen: „Man kann einen tieferen Einblick in die Urproduktion bekommen und eine bessere Nachvollziehbarkeit der Herkunft agrarischer Produkte erreichen.“
Datenmengen
Claudia Mittermayr, Leiterin für Farming Innovations bei der Raiffeisen Ware Austria (RWA), sieht vor allem in der intelligenten Auswertung hoher Datenmengen Vorteile. So helfen etwa Wetterdaten bei der Bodentemperatur-Messung und bei der Bestimmung des besten Saatzeitpunkts, oder auch Roboter erkennen Unkraut und bekämpfen dieses gezielt. „Intelligente Softwarelösungen werden in Zukunft auch Prognosen erstellen können, etwa den Zeitpunkt eines berechneten Defekts eines Maschinenteils“, so Mittermayr. Der Landwirt müsse sich somit nicht mehr nur auf sein Bauchgefühl und seine Erfahrung verlassen.
Beitragsbild: Heinrich Prankl (Forschungsanstalt Wieselburg), Bauernbund-Präsident Georg Strasser, RWA-Innovationsleiterin Claudia Mittermayr, RLB-Generaldirektor Martin Schaller, Landesrat Hans Seitinger, Sektions-Chef Johannes Fankhauser (Bundesmininisterium für Nachhaltigkeit und Tourismus) und RLB-Präsident Wilfried Thoma. Foto: Raiffeisen/photoworkers