Mehr Brücken bauen!

von NEUES LAND

Landesschulratspräsidentin Elisabeth Meixner zum Schulschluss im Interview über Lehrerleben, Begabungen und ländlichen Raum.

 

NEUES LAND: Immer wieder ist vom großen Generationenwechsel im Lehrerberuf die Rede, wird bei uns bald ein Lehrermangel spürbar?

Landesschulratspräsidentin Elisabeth Meixner: Wir haben die Situation sehr gut im Griff und es gibt eine gute Perspektive. Sowohl an der Pädagogischen Hochschule als auch an der Universität, der Ausbildungsstätte für die Lehrerinnen und Lehrer an Höheren Schulen, zählen wir viele Studierende. Der Beruf ist ganz offensichtlich sehr gefragt.

 

NL: Und das, obwohl es heißt, dass er immer schwieriger wird.

Meixner: Es ist tatsächlich nicht einfach, diese Aufgabe zu bewältigen. Wir müssen leider feststellen, dass manche junge Pädagoginnen und Pädagogen der Herausforderung nicht gewachsen sind und nach ersten Berufserfahrungen resignieren.

 

NL: Was macht einen gutenLehrer aus?

Meixner: In erster Linie Liebe zu Kindern, die nicht selten schwere Rucksäcke an persönlichen Belastungen und sehr unterschiedliche Begabungen in die Schule mitbringen. Im schulischen Alltag ist außerdem eine hohe Frustrationstoleranz notwendig, denn es läuft nun einmal nicht alles nach Wunsch.

 

NL: Sie haben das Thema Begabungen angeschnitten. Sollte sich die Schule darum nicht mehr kümmern?

Meixner: Ein Land lebt von begabten Menschen. Wir müssen im Schulsystem alles tun, um besondere Fähigkeiten so früh wie möglich zu erkennen und entsprechend zu fördern. In diesem Sinne möchte ich in nächster Zeit auch Ressourcen schaffen, damit es für besonders talentierte Schülerinnen und Schüler noch bessere Rahmenbedingungen gibt. Längerfristig ist es mein Ziel, in jeder steirischen Schule im Lehrkörper eine Vertrauensperson für Begabungsförderung  zu haben. Menschen, die zu Spitzenleistungen fähig sind, zusammenzufassen und maximal zu unterstützen – das ist beispielsweise im Sport oder in der Musik ganz normal. Warum nicht auch in der Schule?

NL: So viele junge, gut ausgebildete Menschen verlassen den ländlichen Raum und ziehen in die Ballungszentren. Was kann das Bildungssystem dagegen tun?

Meixner: Wir müssen leider feststellen, dass die Akademisierung die tüchtigen jungen Leute mehr und mehr in die großen Ballungsräume treibt, weil am Land die entsprechenden Arbeitsplätze kaum zur Verfügung stehen. Ich bin überzeugt davon, dass wir auch von Seiten der Schulen helfen müssen, mehr Brücken zwischen den Chancen, Besonderheiten und Erfordernissen der regionalen Arbeitsmärkte und den Ambitionen junger Menschen zu bauen. Viele von ihnen merken erst viel zu spät, nach dem Ende ihres Studiums, dass es in ihrer unmittelbaren Heimat für sie so gut wie keine Arbeitsplätze gibt. Wir müssen sie rechtzeitig auf diese Situation aufmerksam machen!

NL: Wie kann dieser Brückenbau gelingen?

Meixner: Beispielsweise durch gute Kontakte zur örtlichen und regionalen Wirtschaft – wie es sie erfreulicherweise in sehr vielen steirischen Schulen gibt. Aber auch dadurch, dass man sich im Unterricht intensiver mit den jeweiligen Lebensräumen und ihren ganz individuellen Chancen und Möglichkeiten auseinandersetzt. Wir müssen die Lebensrealitäten noch stärker in die Schulen holen! Und wir sind auch gefordert, den Schülerinnen und Schülern wieder mehr die Augen für die ganz besonderen Qualitäten des ländlichen Raumes zu öffnen.

 

NL: Die Zukunft unserer Kinder liegt allerdings nicht allein in den Händen der Schule. Sollte man nicht auch manche Eltern stärker in die Pflicht nehmen?

Meixner: Erziehung ist heute aus vielerlei Gründen erheblich schwerer geworden – nicht zuletzt auch durch die häufige Berufstätigkeit beider Elternteile. Darauf gilt es entsprechend zu reagieren. Ich halte es für besser, Müttern und Vätern Unterstützung  anzubieten, als sie in die Pflicht zu nehmen. Und Hilfestellungen bewähren sich, wie zahlreiche erfolgreiche Beispiele von Eltern-Bildungsmaßnahmen in steirischen Gemeinden zeigen.

 

 

Die Präsidentin des Landesschulrates, Elisabeth Meixner, engagiert sich sehr für den ländlichen Raum.

Foto: Raggam

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