Die steirischen Schweinebauern blicken auf ein turbulentes Jahr 2022 zurück. Trotz steigender Erträge sinkt die Wirtschaftlichkeit.
Mit außergewöhnlichen Herausforderungen hatten die steirischen Ferkelproduzenten und Mäster in diesem Jahr zu kämpfen. Nahezu im Wochentakt änderten sich die Preise, die Vermarktung gestaltete sich oftmals schwierig und der Krieg in der Ukraine verursachte enorme Preissteigerungen in der Produktion. Styriabrid-Obmann Kurt Tauschmann erklärt: „Die Schweinepreise sind momentan verhältnismäßig gut. Leider werden diese höheren Erträge durch die stark gestiegenen Futtermittel- und Energiepreise wieder zunichte gemacht. Das nimmt uns einen Großteil der Wirtschaftlichkeit in der Mast.“
Ferkel
Auch in der Ferkelproduktion war und ist die Problematik ähnlich gelagert. Hans Peter Bäck, als Geschäftsführer-Stellvertreter in der Styriabrid für die Ferkelvermittlung zuständig, führt aus: „Es gab schon viele herausfordernde Jahre in unserer Branche. Aber das, was wir heuer erlebt haben, gab es bisher noch nie.“ So startete man mit einer Erzeugerpreiserhöhung bei Ferkeln in das Jahr 2022. Durch den Krieg in der Ukraine und der Weiterentwicklung des AMA Gütesiegels kam es auch in diesem Bereich zu Marktverwerfungen und die Vermittlung von Ferkeln zu den Mastbetrieben wurde immer schwieriger. Auch die Diskussionen rund um die Tierhalteverordnung lösten laut Bäck massive Unsicherheiten bei den steirischen Schweineproduzenten aus. „Hier konnten nun Pflöcke eingeschlagen werden. Die neue Verordnung bringt unseren Veredelungsbetrieben Planungssicherheit“, so Bäck.
Die Vorzeichen für eine Markterholung stehen nun gut. So etwa kommt es derzeit in Deutschland zu einer massiven Abstockung der Schweinebestände. Leider geht aber auch der Absatz von Schweinefleisch in unserem Nachbarland massiv zurück. „Unter diesem Sog bewegt sich ganz Europa. In Österreich normalisiert sich das Kaufverhalten nach der Corona-Krise wieder“, sagt Tauschmann. Marktanteile wandern von den Handelsketten wieder Richtung Gastronomie und vorweihnachtliche Impulse bringen wieder Bewegung in die Fleischbranche. Probleme gibt es bei der Vermarktung von Fleisch aus Tierwohlställen. Derzeit sind Kunden nicht bereit, dieses Fleisch im höheren Preissegment zu kaufen.
Herausforderungen
Mit großer Spannung blickt Kurt Tauschmann in das neue Jahr: „Die Düngemittelpreise sind noch immer sehr hoch. Unter diesen Voraussetzungen wird der Anbau im nächsten Jahr auch wieder sehr teuer.“ Können die höheren Marktfruchtpreise bis zur Ernte 2023 nicht gehalten werden, würde dies bei vielen Ackerbaubetrieben wirtschaftliche Probleme auslösen. Und hier sieht Tauschmann auch die größten Vorteile der Veredelungswirtschaft: „Stabil gute Erzeugerpreise und der Düngewert unserer Gülle werden große Vorteile mit sich bringen“, so der Obmann abschließend.
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