Im Interview: Raimund Tschiggerl

von Karlheinz Lind

Styriabrid-Geschäftsführer Raimund Tschiggerl über ein schwieriges Jahr 2020 sowie steigende Preise am heimischen Schweinemarkt.

NEUES LAND: Wie würden Sie das vergangene Jahr für die heimischen Schweinebauern beschreiben?

Raimund Tschiggerl: So optimistisch wie wir ins Jahr 2020 gestartet sind, so tragisch hat sich der Markt entwickelt. Anfangs haben wir von einem erfreulichen Geschäftsverlauf gesprochen und ein gutes Schweinejahr prognostiziert. Der erste Fall der Afrikanischen Schweinpest im Deutschland sowie die Corona-Pandemie haben den steirischen Schweinemästern ein Minus von 80 Euro pro Mastschwein und massive Absatzprobleme beschert.

Steigende Preise

NL: Seit einigen Wochen gibt es wieder erfreuliche Tendenzen am Schweinemarkt. Wie kam es dazu?

Tschiggerl: Der Basispreis für Mastschweine ist in kürzester Zeit um rund 25 Prozent angestiegen. Die Gründe dafür sind äußerst positive Signale aus Deutschland sowie eine Belebung des heimischen Absatzmarktes und des Exportes.

 

NL: Handelt es sich dabei nicht um ein saisonales Ereignis?

Tschiggerl: Ja auch, denn es gibt den Schweinezyklus. Dabei haben wir im Jänner und Februar die schwierigsten Monate in der Vermarktung. Ab Mitte März starten die ersten Nachfrageimpulse Richtung Ostergeschäft und Grillsaison. Nach einem leichten Nachfragerückgang im Herbst folgt nochmals ein Hoch vor Weihnachten. Somit schließt sich der Jahresrhythmus.

 

NL: Wie können heimische Mastbetriebe diese enormen Schwankungen verkraften?

Tschiggerl: Für unsere landwirtschaftlichen Betriebe ist es besonders wichtig, regelmäßig und kontinuierlich zu produzieren. Stichwort Gewinnglättung. Gerade wenn es zu kurzfristigen Preisanstiegen kommt, ist es wichtig, liefern zu können. Somit kann man eventuelle Schwankungen viel besser ausgleichen.

 

NL: In der vergangenen Woche berichtete eine Tageszeitung über Lieferengpässe bei heimischem Schweinefleisch. Stimmt das?

Tschiggerl: Die Versorgung des Heimmarktes für das Osterfest ist natürlich nicht in Gefahr. Doch in Deutschland sind schlachtfähige Schweine in den letzten Wochen bereits knapp geworden. Dies löste auch den raschen Preisanstieg in Österreich aus.

 

NL: Wie viele Schweine werden in der Steiermark geschlachtet?

Tschiggerl: Rund zwei Millionen Schweine werden pro Jahr geschlachtet, 1,2 Millionen davon stammen direkt aus der Steiermark. Wiederum 80 Prozent davon werden über die Vorteilsgemeinschaft Styriabrid vermarket. Unsere Schlachtbetriebe sind sehr gut aufgestellt. Durch die Möglichkeit des Exportes in den asiatischen Raum kommen im Schnitt rund 10 bis 15 Euro mehr pro Mastschwein beim Bauern an.

 

NL: Wie ist das zu verstehen?

Tschiggerl: Vor allem Schlachtnebenprodukte wie Hacksl, Kopf, Ohren und der sogenannte fette Bauch sind am Heimmarkt nur schwer bis gar nicht absetzbar. Durch den Export kann zusätzliche Wertschöpfung erreicht werden.

 

NL: Seit 15. Februar können Schweinebauern einen Verlustersatz geltend machen. Wie läuft es bei der Antragstellung?

Tschiggerl: Dieser Verlustersatz wird von unseren Bauern sehr gut angenommen. Es gibt sehr viele Anfragen und positive Rückmeldungen. Natürlich stehen wir bei Fragen unseren Mitgliedern beratend zur Seite.

 

NL: Wie bereitet man sich in der Steiermark auf einen möglichen ersten Fall der Afrikanischen Schweinepest vor?

Tschiggerl: Wir versuchen uns so gut als möglich vorzubereiten. Es finden dazu auch laufend Schweinegipfel statt, um alle notwendigen Maßnahmen bereits im Vorfeld abzuklären. Die Zusammenarbeit mit der Landesveterinärdirektion ist sehr gut.

 

Zur Person

  • Raimund Tschiggerl ist Geschäftsführer der Styriabrid.
  • Er hat an der Boku in Wien studiert.
  • Danach erfolgte der Einstieg in die Landwirtschaftskammer Steiermark.
  • Nach seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der Schweinezucht Steiermark wechselte Tschiggerl im Jahr 2009 in die Styriabrid.
  • Er ist verheiratet und hat ein Kind.

 

Beitragsfoto: Lind

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