Große Probleme auf dem Schweinemarkt

von Karl Brodschneider

Am EU-Schweinemarkt überschwemmt die Druckwelle aus Deutschland Europa und hat auch große Auswirkungen auf Österreich.

Die schon drei Wochen andauernde Sperre des Schlachtbetriebes Tönnies in Rheda-Wiedenbrück hat jetzt nicht mehr nur für deutsche Erzeuger fatale Folgen. Weil mehrere hunderttausend schlachtreife Schweine aus den Ställen geholt werden sollen, geraten die Bauern zunehmend in Panik. Nachdem durch die negativen Schlagzeilen vielen Verbrauchern der Appetit auf Schweinefleisch vergangen ist, können die aktiven Schlachtbetriebe die Ware nur mittels massiver Preiszugeständnisse absetzen.

Die Rolle von China

Zusätzlich verschärft wird das Dilemma durch das von China verhängte Exportverbot von Corona-betroffenen Schlachtbetrieben. Da unter diesen Rahmenbedingungen nun vom Schlachtschwein bis zum Verarbeitungsfleisch um jeden Preis verkauft wird, stürzen europaweit die Preise ab. Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) musste ihren Basispreis um 13 Cent reduzieren. Binnen 14 Tagen kommt es somit in der BRD zu einem Minus von 19 Cent. Im Handel soll auch noch billigere Ware unterwegs sein, wird berichtet.
In Österreich ist die Verunsicherung quer durch die gesamte Wertschöpfungskette massiv spürbar. Nachdem zu Beginn dieser Woche bei vier oberösterreichischen Fleischunternehmen nach einem hundertprozentigen Mitarbeiter-Screening 17 Personen positiv auf Corona getestet wurden, gab es zusätzliche Bedenken. Erfreulich, dass die zuständigen Behörden inklusive Politik sachlich und besonnen analysieren sowie berichten.

Weiters wurden wegen der geringen Anzahl an positiven Fällen mit schlüssiger Rückverfolgbarkeit der Infektionskette nie Betriebsschließungen ins Auge gefasst. Demzufolge sind die Schlachtaktivitäten annähernd auf Normalniveau geblieben, erläutert Johann Schlederer von der Schweinebörse.

Dumpingpreise

Problematischer stellt sich der heimische Fleischmarkt dar, der unmittelbar mit dem Dumpingangebot aus Deutschland und weiteren Ländern, wie etwa Spanien, konfrontiert ist. Vor dem Hintergrund eines panikartig um zehn Prozent gestiegenen Angebots und einem mit Vorsicht geprägten Nachfrageverhalten musste auch an der heimischen Börse der Abnehmerforderung nach einem Minus von 13 Cent nachgekommen werden. Die Mastschweine-Notierung sinkt somit auf 1,50 Euro je kg Schlachtgewicht. Damit soll es gelingen, dass Überhänge an schlachtreifen Tieren im überschaubaren Bereich bleiben.

 

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