Das Schweine-Kastrationsverbot in Deutschland sorgt für Proteste in Österreich und großes Unverständnis der Schweinehalter.
Ab dem nächsten Jahr dürfen in Deutschland Ferkel nur mehr unter vollkommener Ausschaltung von Schmerzen kastriert werden, was allerdings einen entscheidenden Haken hat: Mit den derzeitigen Möglichkeiten ist das selbst unter Vollnarkose nicht möglich. In der Praxis, so klagen Schweinehalter, wird die Kastration damit abgeschafft. In Österreich, wo die Kastration als minimaler Eingriff in der ersten Lebenswoche des Schweines mit sofortiger postoperativer Schmerzbehandlung durchgeführt wird, diskutiert man dieses Thema schon seit Jahren intensiv in einer Arbeitsgruppe mit der Bezeichnung „Eingriffe Nutztier“. In dieser sind Schweinehalter, Vertreter der Landwirtschaftskammer, zuständige Beamten und auch Tierschutzorganisationen vertreten und es herrscht – sagt Styriabrid-Obmann Kurt Tauschmann – „ein vernünftiges Arbeitsklima“. Umso mehr wundert es ihn nun, dass die Tierschützer plötzlich Protestaktionen zu diesem Thema gestartet haben. Tauschmann: „Zuerst scheinbar konstruktiv an der Diskussion teilnehmen und dann im nächsten Augenblick zum Thema öffentlich zu protestieren – das ist für mich unverständlich.“
Keine Alternativen
In Österreich sieht man kaum Alternativen zu gängigen Praxis: Der Umstieg auf Ebermast ist nicht möglich, weil sich die Tiere zu kannibalisieren beginnen und das Fleisch Geschmacksprobleme hat. Aber auch die hundertprozentige Schmerzausschaltung bei der Kastration ist in naher Zukunft, sagen die Fachleute, nicht realistisch. Damit bleibt nur die Immunkastration mit einem hormonähnlichem Produkt, die auch vom VGT gefordert wird. Tauschmann dazu: „Gerade das macht mich stutzig. Eine Tierwohl-Organisation steht für einen Hormoneingriff in das Tierleben und damit für etwas, das in Österreich insgesamt von der Gesellschaft abgelehnt wird.“