Methan und Rinderhaltung

von Karl Brodschneider

Bio-Rinderbauern wehren sich gegen den Vorwurf, dass ihre Tiere mit schuld an der Klimaerwärmung sind. Ein Nutztierforscher klärt auf.

 

Der Frust bei Bio-Rinderhaltern wie Alois Kiegerl aus Deutschlandsberg oder Thomas Lanzer-Breitfuß aus Bruck an der Mur ist groß. „Wir produzieren hochwertige Lebensmittel, bemühen uns mit hohen Tierwohlstandards, artgerechter Fütterung und Weidehaltung, bewirtschaften die Almen und kriegen dann von den Konsumenten zu hören, dass unsere Tiere an der Klimaerwärmung mit schuld sind“, erklären beide bei einer Pressekonferenz von Bio Ernte Steiermark.

Berechnungsmethode hinterfragenswert

Guggenberger

Styria Beef-Obmann Thomas Lanzer-Breitfuß, Nutztierforscher Thomas Guggenberger, LKR Alois Kiegerl und Bio Obmann LKR Thomas Gschier bestritten gemeinsam die Pressekonferenz und anschließend eine Diskussionsveranstaltung in Deutschlandsberg.

Aber stimmt das wirklich? Thomas Guggenberger, Nutztierforscher an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, ist mit einem Expertenteam dieser Frage nachgegangen und kommt zum Entschluss, dass der derzeit verwendete Bewertungsrahmen der international gültigen Berechnungsmethode die aktuelle Diskussion um die Methan-Emissionen der Wiederkäuerhaltung stark verzerrt. „Für Österreich konnte dargestellt werden, dass die Bewertung der potenziellen Wirkung systematisch von der tatsächlichen Wirkung auf die Klimaerwärmung abweicht. Nach derzeitigem Wissensstand kann davon ausgegangen werden, dass Methan aus der Wiederkäuerhaltung in Österreich keinen zusätzlichen Beitrag zur Klimaerwärmung leistet“, betont Guggenberger und belegt das mit Zahlen. Im Jahr 1890 gab es auf dem Gebiet, das dem heutigen Österreich entspricht, insgesamt 2 Millionen Kühe. Heute sind es nur mehr 700.000. „Demzufolge kann der Methangas-Ausstoß des heutigen Kuhbestandes gar nicht zu höheren Netto-Emissionen führen.“

Noch wenige Forschungsergebnisse

Warum sich die Landwirtschaft in der Methangas-Frage so in der Defensive befindet, erklärt Guggenberger damit, dass dieses Thema erst in den letzten fünf Jahren hochgekommen ist. Seine Überzeugung ist: „Langsam finden sich die Wissenschaftler zusammen, die zu diesem Thema stichhaltige Forschungsergebnisse haben und erst so wird die Meinungsbildung dann klarer werden.“ Er selbst war als Nutztierforscher schon in den Klubs der österreichischen Parlamentsparteien eingeladen, um den Abgeordneten die Situation rund um den Methangas-Ausstoß ausführlich darzulegen.

 

Beitragsfotos: Bio Austria, Bio Ernte Steiermark 

 

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